Der Riesling wird zur Nummer Eins

WÜRTTEMBERG

Foto: Isabelle Willersinn
Auf der Jahrespressekonferenz des Weinbauverbands Württemberg am 18. Februar 2020 in Weinsberg, zeigte Magdalena Dreisiebner, LVWO Weinsberg, eine zunehmende Veränderung der Betriebe in Württemberg auf: 2019 konnten 8 146 württembergische Weinbaubetriebe verzeichnet werden. Das sind nur noch halb so viele wie vor 20 Jahren. Die bestockte Rebfläche blieb im Vergleich zu den Vorjahren mit 11 342 ha relativ konstant. Allerdings gibt es einen neuen Star: mit 2 127 ha hat der Riesling den Trollinger (2 083 ha) überholt und ist seit 2019 die am häufigsten angebaute Rebsorte in Württemberg. Rang Drei belegt der Lemberger mit 1 780 ha. Dieser hatte 2011 bereits den Schwarzriesling überholt und nun sieht es so aus, als werde er in der Anbaufläche auch bald den Trollinger überbieten. Generell zeichnet sich allerdings ein Trend zum Weißwein ab: 2008 lag der Rotweinanteil in Württemberg mit 71,6 % auf seinem Höhepunkt, mittlerweile liegt er bei 68,3 %.
Liebliche Weine auf dem Vormarsch
Dreisiebner vermutet, dass der Fassweinmarkt für einige Betriebe interessanter wird, denn die Anstellungen an der Qualitätsweinprüfung (85,6 Mio. l in 2019) folgen weiterhin einem Trend nach unten. Auch die Prädikate werden unbedeutender: 96 % der angestellten Weine werden als Qualitätswein ohne Prädikat angestellt. Steigend ist allerdings der Anteil an Weinen, die lieblich ausgebaut werden (46,5 %), im halbtrockenen Bereich sind es 23,4 % und im trockenen 26,7 %, 3,4 % der Weine werden süß ausgebaut. „Zu den lieblichen Weinen zählen vor allem Trollinger und Lemberger“, erklärte Dreisiebner, aber auch das Angebot der Roséweine, Weißherbste sowie Blanc de Noirs und Schillerweine ist meist lieblich. Wenn eine nähere geographische Angabe angegeben wird, bezieht sich diese derzeit meist auf Groß- oder Einzellagen (20,9 % beziehungsweise 18 %). Auch hier geht der Trend zurück: 51 Mio. l (59,9 %) durchlaufen ohne nähere geographische Angabe die Qualitätsweinprüfung. Einzellage (1 %) und Weine eines Bereichs (0,2 %) kommen kaum vor. Mit 60,2 Mio. l wird die größte Menge der Württemberger weiterhin von Genossenschaften abgefüllt, 10,4 Mio. l kommt vonden Weingütern, der Rest (15 Mio. l) von Erzeugergemeinschaften und Kellereien.

Mit den gefundenen Kompromissen zufrieden

Aus dem Volksbegehren „Pro Biene“ hätte man gelernt, so Weinbaupräsident Hermann Hohl: „Man muss früher und besser informieren, was in der Branche bereits getan wird“. Lange bevor die Akteure des Volksbegehrens die 770 000 benötigten Unterschriften sammeln konnten, wurde durch den Volksantrag und das Eckpunktepapier ein gemeinsamer Kompromiss gefunden, mit dem sich der Weinbauverband zufrieden zeigte. Hohl vermutet, dass die Betriebe die Auswirkungen durch die neuen Vorgaben ab 2021/22 in der Praxis spüren werden. Es bestehe ein generelles Reduktionsziel von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln um 40 bis 50 % bis 2030. Dazu sollen Testbetriebe etabliert werden, um herauszufinden, welche Ziele erreicht werden können. „Wir brauchen das als Zukunftsperspektive der Landwirtschaft und gehen mit diesen Zielen deshalb jetzt auch mit“, erklärte Hohl. Der Verband will zu diesen Themen nun auch stärker in den Dialog mit Verbrauchern treten. So soll zum Beispiel zukünftig auf Weinfesten ein Infostand stehen. Auch eine engere Zusammenarbeit mit Imkern und Umweltverbänden werde angestrebt, so Hohl. iw