Die Scheurebe kann alles von trocken bis edelsüß

Dieses Jahr hieß es in Alzey wieder „It“s Scheu time“ rund um die Stadthalle. Im Rahmen des Weinfestes zu Ehren des Rebzüchters Georg Scheu erhielten die Preisträger der bereits 8. Ausgabe des Internationalen Scheurebe-Preises, gemeinsam organisiert von WEIN+MARKT und DAS DEUTSCHE WEINMAGAZIN, am 13. Mai 2023 ihre Urkunden. In sechs Kategorien nahmen die Top 3 des Wettbewerbs ihre Auszeichnungen aus den Händen der Rheinhessischen Weinprinzessin Anna Nierstheimer und dem Journalisten und Alzeyer Kulturpreisträger Hans-Ulrich Jörges entgegen. Jörges erinnert sich noch gut an seine erste Begegnung mit der Scheurebe. Er war beim G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 und ein Sommelier hat ihm den Wein eingegossen. „Es war eine Erweckung“, sagt er und schwärmt seither für Scheu.


Trend zu trockenen Scheurebeweinen

Anfang April standen 210 eingereichte Weine auf dem Verkostungstisch der Fachjury in den Räumen der DLG TestService GmbH in Gau-Bickelheim. Bei den Anmeldungen setzte sich der Trend zu weniger Restzucker bei der Scheurebe fort: 92 Weine waren trocken ausgebaut, sodass es in diesem Bereich zum ersten Mal mit „Klassisch trocken“ (bis 4,9 g Restzucker) und „Modern trocken“ (bis 8,9 g) zwei Kategorien gab. Hier überzeugten der 2022er Distelfink Qualitätswein trocken vom Weingut Mirjam Schneider, Mainz-Hechtsheim (Klassisch Trocken) und der 2022er Qualitätswein trocken vom Weingut Wolfgang Schneider aus Guldental (modern trocken) die Jury am meisten. Mirjam Schneider erklärte, dass die Lage Distelfink heißt: „Und weil der Wein so quirlig ist und mich an den Vogel erinnert, fand ich die Bezeichnung für den Wein treffend.“

Nils Schneider aus Guldental/Nahe baut seine Scheurebeweine seit Jahren nur noch trocken aus. „Früher war sie lieblich, aber wir bleiben bei trocken mit ein bisschen Restsüße. Das ergibt einen guten Trinkfluss.“ „Die Trockenheit hat viel Arbeit für uns bedeutet“, berichtete Jennifer Henn vom Weingut Sommer in Siefersheim/Rheinhessen. „Bewässerung ist auch eine ethische Frage – gebe ich das gute Trinkwasser in den Weinberg, um den Jahrgang zu retten?“ Es werde immer schwieriger, das für deutsche Weine typische Cool-Climate zu behalten. „Wir haben Glück gehabt, dass es kurz vor der Lese geregnet hat, das hat den Reben noch gutgetan“, sagte Eckehart Gröhl aus Weinolsheim/Rheinhessen. Auch der diesjährige Sonderpreis in der Kategorie „Bester Literwein“ lag im gleichen Restzuckerbereich. Der 2022er Qualitätswein trocken vom Weingut Flörsheimer Hof in Flörsheim-Dalsheim weist gleichzeitig das für die Kunden beste Preis-Leistungs-Verhältnis im Wettbewerb auf.

Rheinhessen glänzt mit elf Siegerweinen

Die Perl- und Schaumweine führte ebenfalls ein Betrieb aus dem größten deutschen Anbaugebiet an: Das Weingut Neef-Emmich aus Bermersheim/Rheinhessen stellte mit einem 2021er Sekt den Kategoriesieger. „Der Grundwein muss so schmecken, dass er nach der zweiten Gärung noch erkennbar bleibt“, sagte Dirk Emmich. Nick Emmrich vom Weingut Jutta Fassian aus Mehring/Mosel wollte einen Wein machen wie er sonst an der Mosel nicht vorkommt – fruchtig mit leichter Kohlensäure. Der Perlwein wurde mit dem 3. Platz ausgezeichnet. Betriebe aus Rheinhessen waren in diesem Jahr sehr stark auf dem Treppchen vertreten, von den 19 Preisträgern kommen elf aus dem Gebiet. In der Kategorie Halbtrocken siegte ein Wein aus Franken, nämlich der 22er Würzburger Kabinett vom Bürgerspital zum Heiligen Geist aus Würzburg. „Die Scheurebe gehört in Franken einfach dazu“, ist Nancy Boy überzeugt. Max Zimmermann von der Bischofsmühle, Nieder-Olm/Rheinhessen, erinnerte daran, dass das trockene Jahr 2022 in eine nasse Lese mündete. „Unsere Scheurebe haben wir nachts gelesen, weil wir nach trockenen Stunden suchen mussten.“

Ein 2022er Qualitätswein mild brachte dem Weingut Carsten Lamberth aus Lud-wigshöhe/Rheinhessen in der Kategorie Lieblich den 1. Platz. „Die Scheurebe ist in unserem Betrieb seit Ewigkeiten als restsüß eingeführt – und brilliert auch so“, erklärt Lamberth. „Die Scheurebe hat sich durch ihre expressive Art vor allem bei jungen Leuten etabliert und ist sehr vielfältig“, berichtet Achim Martin vom Weingut Martinshof in Dienheim/ Rheinhessen. Ebenso beobachtet Matthias Junker vom Weingut Sankt Quirinushof in Gau-Algesheim/ Rheinhessen, dass die Scheurebe ihre Liebhaber hat: „Die Kunden kommen und lieben unsere Scheurebe.“

Höchstpunktzahl erzielte eine Beerenauslese

Mit der Höchstpunktzahl des Wettbewerbs für eine 2021er Durbacher Steinberg Beerenauslese ließ die Durbacher Winzergenossenschaft alle anderen hinter sich. Auf Plaz 2 in der Kategorie Süß/Edelsüß kam die 2021er Ungsteiner Weilberg Auslese vom Weingut Darting in Bad Dürkheim/Pfalz. Und wieder schaffte es eine Beerenauslese vom Neusiedlersee/Österreich auf das Siegertreppchen. Dieses Jahr das Weingut Gebrüder Nittnaus aus Gols/Österreich.

Scheurebe ist nicht in den 80ern hängengeblieben

Bei der Weinprobe im Rahmen der Preisverleihung zeigte sich, dass auch die Zweit- und Drittplatzierten den Siegern qualitativ kaum nachstanden. Das gilt ebenso für die nachfolgenden Weine. Die Scheurebe bewies, dass sie nicht nur im lieblichen Bereich Strahlkraft hat. Frucht, Saft und Kraft hatte die Jury auch in den anderen Kategorien im Glas. „Die Scheurebe ist nicht in den 80ern hängengeblieben, sondern hat sich vom Weinstil weiterentwickelt. Ich bin froh, dass sie ins Rampenlicht gerückt wird“, sagte Anna Nierstheimer, Rheinhessische Weinprinzessin.

Das Gros mit 174 Weinen kam in diesem Jahr aus dem warmen 2022er Jahrgang, der eine beeindruckende und duftende Aromatik hervorbrachte. Aber auch 30 Weine aus dem 2021er, drei 2020er, zwei 2018er und ein Wein ohne Jahrgangsangabe landeten auf den Verkostungstischen der Fachjury. Davon stammten 84 aus Rheinhessen, 49 aus der Pfalz, 31 aus Franken, 17 von der Nahe, zwölf aus Österreich, acht aus Baden, drei aus Sachsen, zwei aus dem Rheingau, zwei von der Mosel und einer vom Mittelrhein. Auch zwei Landweine aus den Bereichen Rhein beziehungsweise Pfalz waren vertreten.

Die Gewinner des Scheurebe-Preises 2023


Bester Literwein:

2022er Qualitätswein trocken, Weingut Flörsheimer Hof, Flörsheim-Dalsheim (Rheinhessen)

Kategorie Perlwein/Schaumwein

1. Platz: 2021er Deutscher Sekt b.A. trocken, Weingut Neef-Emmich, Bermersheim (Rheinhessen)

2. Platz: Secco Deutscher Perlwein trocken, Weingut Russbach, Eppelsheim (Rheinhessen)

3. Platz: 2022er Donna Fiore Scheu Frizzante Deutscher Perlwein, Weingut Jutta Fassian, Mehring (Mosel)

Kategorie Klassisch Trocken

1. Platz: 2022er Distelfink Qualitätswein trocken, Weingut Mirjam Schneider, Mainz (Rheinhessen)

2. Platz: 2022er Sommeracher Katzenkopf Spätlese trocken, Weingut Stephan Strobel, Sommerach (Franken)

3. Platz: 2021er Sulzfelder Cyriakusberg Qualitätswein trocken, Winzerhof Stahl, Auernhofen (Franken)

Kategorie Modern Trocken

1. Platz: 2022er Qualitätswein trocken, Weingut Wolfgang Schneider, Guldental (Nahe)

2. Platz: 2022er Qualitätswein trocken, Weingut Eckehart Gröhl, Weinolsheim (Rheinhessen)

3. Platz: 2022er Qualitätswein trocken, Weingut Sommer, Siefersheim (Rheinhessen)

Kategorie Halbtrocken

1. Platz: 2022er Würzburger Kabinett, Bürgerspital zum Heiligen Geist, Würzburg (Franken)

2. Platz: 2022er Qualitätswein, Weingut Bischofsmühle, Nieder-Olm (Rheinhessen)

3. Platz: 2022er Abtswinder Altenberg VDP Erste Lage Kabinett, Staatlicher Hofkeller, Würzburg (Franken)

Kategorie Lieblich

1. Platz: 2022er Qualitätswein mild, Weingut Carsten Lamberth, Ludwigshöhe (Rheinhessen)

2. Platz: 2022er Qualitätswein feinherb, Weingut Martinshof, Dienheim (Rheinhessen)

3. Platz: 2022er Qualitätswein, Weingut Sankt Quirinus-Hof, Gau-Algesheim (Rheinhessen)

Kategorie Süß/Edelsüß

1. Platz: 2021er Durbacher Steinberg Beerenauslese, Durbacher Winzergenossenschaft, Durbach (Baden)

2. Platz: 2021er Ungsteiner Weilberg Auslese, Weingut Darting, Bad Dürkheim (Pfalz)

3. Platz: 2020er Beerenauslese Reserve DAC, Weingut Gebrüder Nittnaus, Gols (Österreich, Neusiedlersee)

Fotos: Torsten Silz

Eine Liste aller Preisträger gibt es bei unseren Kollegen von WEIN+MARKT: www.wein-und-markt.de/internationaler-scheurebe-preis-2023.