Bei der Flurbereinigung werden mehrere kleine Grundstücke zu größeren Einheiten zusammengelegt, um die Produktionsbedingungen zu verbessern. Wie Dr. Günter Hoos, Direktor des DLR Rheinpfalz, feststellte, ist die Flurbereinigung zeitlos aktuell, allerdings haben sich die Zielsetzungen gewandelt. Vor 100 Jahren ging es darum, die Lebensgrundlage der Bevölkerung, die Ernährung, zu sichern, die durch Realteilung gefährdet war. In den 50er und 60er Jahren ermöglichte die Flurbereinigung die Mechanisierung der Landwirtschaft.
Heute steht die Landentwicklung im Fokus. Es geht weiterhin um eine ökonomische Bewirtschaftung und effizienten Transport vom Acker zur Vermarktung, aber zudem werden Naturschutzaspekte berücksichtigt. Die Bodenneuordnung wirkt integrierend und ausgleichend, um Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus in Einklang zu bringen. Die Wege sind aber Landwirtschaftswege!
Die erste Flurbereinigung der Pfalz in Schiersfeld
Knut Bauer, Abteilungsleiter Landentwicklung/Ländliche Bodenordnung, blickte zurück. Bereits 1889 wurde vom Landesamt für Flurbereinigung in München das erste Flurbereinigungsverfahren in der Pfalz in der Gemarkung Schiersfeld durchgeführt – ab 1816 gehörte die Pfalz zu Bayern. 1923 trat ein neues Flurbereinigungsgesetz in Kraft, das Landesamt wurde aufgelöst und das Flurbereinigungsamt Neustadt gegründet. Am 10. Dezember 1924 erhielt das Amt seinen Sitz in Neustadt, mit 26 Personen. Seit der Agrarverwaltungsreform des Landes 2003 ist die Einrichtung dem neu gegründeten DLR Rheinpfalz angegliedert.
Zielsetzungen haben sich in 100 Jahren verändert
„Die Flurbereinigung schafft es, agrarstrukturelle Zielsetzungen mit Naturschutz, wasserwirtschaftlichen, kommunalen und touristischen Zielsetzungen unter einen Hut zu bringen,“ so die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsstaatssekretärin Petra Dick-Walther. Neben der Vereinfachung der Bearbeitung landwirtschaftlicher Flächen gilt es, eine Optimierung zum Erhalt der Wirtschaftskraft und Kulturlandschaft zu fördern. Der anhaltende Strukturwandel, Klimawandel sowie Ressourcen- und Naturschutz bedingen Änderungen.
Prof. Dr. Hannes Kopf, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd), dankte für die enge Zusammenarbeit der beiden Behörden. Thomas Linnertz, Präsident der ADD, die landesweit sechs DLRs übergeordnet ist, betonte, dass nur in Rheinland-Pfalz Aufbaugemeinschaften gegründet werden können. „Eine Besonderheit, um die uns andere beneiden“, sagte Linnertz.
Kammerpräsident Ökonomierat Norbert Schindler appellierte an die zahlreich vertretenen Politiker, dafür zu sorgen, dass sich die Flurbereinigungsverfahren nicht verlängern, meist durch überhöhten Umweltschutz, vor allem aber durch überbordende Bürokratie.
Prof. Dr. Tine Köhler (Frankfurt University of Applied Sciences) prangerte den Flächenverbrauch von 30 ha jeden Tag für Siedlung und Verkehr an. Auch die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie brauche Flächen, was meist in einer Flurbereinigung geregelt werde. bs