6. Luxemburger Weinbautag: Aktuelles aus Luxemburg

Es war Anfang Februar nicht das regnerische Wetter allein, dass die Winzer zum 6. Weinbautag in Wormeldange zusammenkommen ließ. Themen von gegenwärtiger Brisanz bewegten den Luxemburger Berufsstand. Den weinbaupolitischen Vormittag eröffnete der Präsident des Winzerverbandes Marc Weyer mit den Herausforderungen der Weinbaupraxis. Nach den letzten beiden qualitativ überzeugenden, aber ertragsmäßig unterdurchschnittlichen Jahrgängen seien schnell greifende Förderprogramme vonnöten, welche die Winzer finanziell unterstützen. Des Weiteren sprach er die Umsetzung des EU-Pflanzenschutzpakets an und forderte die Legitimation des Hubschraubereinsatzes in Luxemburger Steillagen.
Der neue Landwirtschafts- und Weinbauminister Fernand Etgen berichtet von der nationalen Umsetzung der EU-Agrarreform. Die Rolle des Staates in diesem Konzept sei es, die optimalen Rahmenbedingungen für die Weinbaubetriebe zu schaffen. Die einzelnen Maßnahmen müssen unter Berücksichtigung der EU-Anforderungen für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit, Umwelt-sowie Klimaschutz zielgerichtet umgesetzt werden. Anschließend kündigte Fernand Etgen an, die nationale Liste der zugelassenen Rebsorten mit neuen, hauptsächlich pilztoleranten Rebsorten zu erweitern.

Qualitätskonzept vorgestellt
André Mehlen vom Institut Viti-Vinicole (IVV) präsentierte das gemeinsam vom Weinbauinstitut und den Berufsverbänden ausgearbeitete AOP-Konzept. Es handelt sich hierbei um eine Qualitätspyramide, deren dreistufige Klassifizierung hauptsächlich auf dem international anerkannten Ursprungskonzept aufbaut: „Je enger die Herkunftsbezeichnung, desto höher die Weinqualität“. Fachlich orientierte sich der Tag an effektiven und nachhaltigen Wegen im Weinbau. Robert Mannes leitete das dreijährige Projekt zur ökologischen Hubschrauberspritzung am IVV in Remich. In seinem Vortrag resümierte er, dass der Pflanzenschutz aus der Luft ein effektives Werkzeug in der Pflanzenpflege mit einem unerreichten Maß an Bodenschonung sein kann. Unbedingte Voraussetzungen sind in der sensiblen Blütephase witterungsabhängig ergänzende Zwischenspritzungen vom Boden sowie die Verfügbarkeit von effektiv-wirksamen Mitteln wie den Phosphonaten.
Daniel Regnery, DLR Mosel stellte Alternativen zur herbizidfreien Unterstockpflege vor. Er unterstrich die Herausforderungen der Steillagen. Im Vergleich zu den Direktzuglagen ist die breite Palette von verspielten bis robusten mechanischen Lösungen aufgrund der Hanggeometrie und Erosionsneigung stark eingeschränkt. Die Unterstockpflege besonders im Querbau bleibt weiterhin das große Hemmnis bei der Umstellung auf biologischen Weinbau. Der Entwicklungsbedarf auch für bisher ungedachte Ideen wie einer chemisch-biologischen Beikrautregulierung bleibt hochaktuell.

Gezieltes Laubwandmanagement

Daniel Molitor, vom Forschungsinstitut CRP, berichtete von derzeitigen wissenschaftlichen Untersuchungen zum Terroir und zur Fäulnisvermeidung durchgezieltes Laubwandmanagement. Ein seit 1992 weitgehend im Verborgenen schlummerndes Thema ist heiß diskutiert und umgedacht in den Blickwinkel des Berufstandes zurückgekehrt. Die Pilzwiderstandsfähige Rebsorten (Piwis) spielen im Land seit einer umfassenden Vergleichsverkostung im Sommer 2013 wieder eine wichtige Rolle in der tagesaktuellen Diskussion zum Umweltgedanken, zur national geforderten Reduzierung des Pflanzenschutzmittelaufwandes und zur Ertragssicherung explizit in Extremlagen.

PiWis und mehr
Arno Becker, DLR RNH, legte dazu die Ergebnisse einer Umfrage unter Winzern zu Piwis dar. Im Anbau und im Umweltschutz seien alternative Rebsorten unbestritten ein Gewinn für die Branche. In der Vermarktung und Bewusstmachung bei Verbrauchern und Kollegen sehen viele Praktiker die eigentlichen Herausforderungen dieser Rebsorten. Einer, der für den Piwi-Gedanken, deren Anbau und Auß-enwirkung passioniert Pionierarbeit geleistet hat, wusste auf sehr lebendige und tiefgründige Weise die Luxemburger Winzer abzuholen.
Klaus Rummel berichtete aus mehr als 25 Jahren Weinbauerfahrung in der biologischen Wirtschaftsweise. Winzer zu sein, bedeutet für ihn sich die fachliche und moralische Verantwortung für das eigene Handeln im direkten und entfernteren Umfeld bewusst zu machen. Dr. Roby Ley, Direktor des Weinbauinstituts, schloss den diesjährigen Weinbautag in Wormeldange mit appellierenden Worten zur konstruktiven und offenen Zusammenarbeit auf allen Ebenen für einen zukunftsfähigen Weinbau an der luxemburger Mosel.


Serge Fischer und Annett Rosenberger