73. Weinbautage: Die Weichen stellen

PFALZ

Foto: Chris Marmann
Zur Jahreshauptversammlung des Weinbauverbandes Pfalz war der Neustadter Saalbau bis hinauf zu den Emporen gut gefüllt. Viele Themen brennen den Winzern und Landwirten auf der Seele und sie wollen fachlich fundierte, praxistaugliche Lösungen. Es ging beim Großen Pfälzer Weinbautag auch um die Verschärfung der Düngeverordnung. Volker Wissing, Wirtschafts- und Weinbauminister in Rheinland-Pfalz, hat angekündigt im Bundesrat dagegen zu stimmen. Außerdem forderte der Minister den schon seit längerem angekündigten Entwurf für ein Weingesetz nun endlich vorzulegen. „In einem zunehmend umkämpften Wettbewerb müssen sich unsere Weine von der Konkurrenz abheben, dazu braucht es ein Gesamtkonzept.“ Das neue Gesetz müsse eine klare, einfache Profilierung der Weine ermöglichen, die für die Verbraucher leicht nachvollziehbar ist. „Eine Abstufung vom Anbaugebiet über die Gemeindeebene bis zur Einzellage ist ein für Erzeuger und Verbraucher leicht verständliches System“, so Wissing.
Klares Profil
Der Präsident des Weinbauverbandes Pfalz, Reinhold Hörner, betonte, dass es beim aktuellen Entwurf der Weinrechtsreform einige Punkte gebe, die von den Pfälzern nicht mitgetragen werden könnten. „Wir brauchen eine transparente, nachvollziehbare Bezeichnung unserer Weine, die dem Kunden beim Einkauf eine verlässliche Orientierung bietet“, erklärte der Verbandspräsident. Die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner strebt auch eine bundesweite Vereinheitlichung der Kriterien für die Verwendung traditioneller Begriffe wie Prädikatswein, Spätlese, Auslese oder Eiswein an. Das solle diese Weine aufwerten. Außerdem kündigte Klöckner an, dass die maximal genehmigungsfähige Fläche für Neuanpflanzungen auf jährlich 0,3 % der mit Reben bepflanzten Gesamtfläche festgelegt werden soll. Dies gelte bis 2023. Hörner sieht durch aktuelle politische Entscheidungen die Wettbewerbsfähigkeit des Weinbaus gefährdet. Er hofft, dass die Proteste der letzten Monate die Verantwortlichen wachrütteln und die Sorgen des Berufsstands ernst genommen werden. Zu großer Kritik in der Region führe besonders das Aktionsprogramm Insektenschutz, das in bestimmten Schutzgebieten massive Einschränkungen beim Pflanzenschutz vorsehe, so der Verbandspräsident.
Kooperationsbereitschaft anerkennen
Von den geplanten Verboten wären mehr als 3 000 ha Rebfläche im Weinbaugebiet Pfalz betroffen. Hörner sprach sich gegen die angekündigten Maßnahmen aus und appellierte an Klöckner, die Kooperationsbereitschaft der Winzer im Hinblick auf den Erhalt der Artenvielfalt anzuerkennen und von pauschalen Verboten abzurücken. Mit Begrünungen, bio-technischem Pflanzenschutz und der Teilnahme an Biodiversitätsprojekten zeigten die Winzer schon jetzt, dass sie Verantwortung übernähmen und sich vielfältig engagierten, unterstrich der Weinbaupräsident. Viele Berufskollegen fühlten sich daher von Naturschutzverbänden und Teilen der Politik zu Unrecht an den Pranger gestellt, was vor allem bei der jungen Generation zu großer Frustration führe. Klöckner zeigte teilweise Verständnis für die Kritik und versprach die Landwirte einzubeziehen. Das Aktionsprogramm Insektenschutz werde noch diskutiert. bs