Badischer Rebveredlertag in Rust

BADEN

Foto: Armin Jäger
Der Vorsitzende des Verbandes Badischer Rebenpflanzguterzeuger, Alois Huber, leitete den Badischen Rebveredlertag in Rust, der bereits am 14. Februar stattfand. Wie Michael Daniel von der Firma Certis Belchim berichtete, soll der Einsatz von Basamid-Granulat der Bodendesinfektion dienen, die Boden­müdigkeit von Rebschulen auf Nachbauflächen verringern und Anwuchsraten der Pfropf­reben erhöhen.
Basamid-Granulat habe ein breites Wirkungsspektrum gegen pilzliche Schaderreger, Schadinsekten, Nematoden und keimbereite Unkrautsamen im Boden. Das Produkt soll im Herbst in den Boden eingebracht und der Boden über 13 Wochen mit einer Barrierefolie abgedeckt werden, die die Verflüchtigung des gasförmigen Wirkstoffes bremst. Sie ist bei der Anwendung von Basamid-Granulat gesetzlich vorgeschrieben. Wichtige Einflussgrößen auf die Wirkung des Granulats sind die Bodenvorbereitung, Bodentemperatur und Bodenfeuchtigkeit. Für die Ausbringung des Produkts wurde bereits ein Gerät entwickelt. Ergebnisse aus dem Obstbau und Gartenbau liegen vor. Bisher gibt es allerdings nur wenig Erfahrungen beim Einsatz in Rebschulen.
Situation bei Blattrollviren
Dr. Christoph Hoffmann, Julius- Kühn-Institut in Siebeldingen, stellte Ergebnisse zur Blattrollkrankheit dar. Sie führt, neben dem Einrollen der Blätter zu kleineren Beeren und Trauben sowie einer Reifeverzögerung. Die Wuchs- und Assimilationsleistung ist eingeschränkt, sodass die Rebe anfälliger gegen Umweltstress ist. Darüber hinaus werden die Symptome durch hohe Temperaturen und Wassermangel beeinflusst. Die Viren können durch Schildläuse und Vermehrungsmaterial in Weinbergen verteilt werden. Dabei erfolgt die Übertragung des Virus semipersistent. Das heißt, dass die Schildläuse beim Schlüpfen aus dem Ei virusfrei sind, das Virus beim Saugen an befallenen Pflanzen aufnehmen und nach der Überwanderung auf andere Pflanzen übertragen.
Als Überträger der Blattrollkrankheit steht die Ahornschmierlaus im Fokus. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Blattrollkrankheit ist in den Weinbaugebieten und Flächen sehr unterschiedlich. Schlupfwespen sind natürliche Feinde der Ahornschmierlaus. Die Ausbreitung der Schildläuse ist möglicherweise auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zurückzuführen. Bedeutung haben wahrscheinlich Mittel, die in den letzten Jahren zur Bekämpfung der Kirschessigfliege eingesetzt wurden.
Zudem spielen Fungizide eine Rolle. Als Ansatz für eine integrierte Bekämpfung der Schild- und Wollläuse wurden später Schnittzeitpunkt, Entfernung des Schnittgutes aus der Anlage, Verbesserungen der mechanischen Geräte und eine Erziehungsart, bei der sich die Triebe nicht überkreuzen genannt.
Die zunehmende Ausbreitung der Blattrollkrankheit erschwert die Erzeugung gesunden Pflanzguts. Für eine nachhaltige Bekämpfung nur auf Basis von Pflanzenschutzmitteln stehen nicht genügend effektive Produkte zur Verfügung. Deshalb ist der integrierte Ansatz aus Bekämpfung, Kulturmaßnahmen und Nützlingsschonung der derzeit empfehlenswerte Weg.
Strategien zum Schutz der Rebe vor Esca
Dr. René Fuchs vom Weinbau­institut Freiburg (WBI) berichtete über Strategien zum Schutz der Rebe vor Esca. Die Esca­krankheit beeinträchtigt den Ertrag sowie die Qualität der Trauben und führt zum vorzeitigen Absterben der Reben. Mehrere holzbesiedelnde und -zerstörende Pilze verursachen die Krankheit, die lange Zeit unentdeckt bleibt. Erste Symptome im Holz sind bereits bei einjährigen Reben festzustellen. Äußerlich sichtbare Symptome treten jedoch erst bei älteren Reben ab dem achten Standjahr auf.
Die Ursachen für die Symptombildung sind noch nicht vollständig erforscht. Leider nehmen die Befallshäufigkeit und die wirtschaftlichen Verluste in befallenen Anlagen jährlich zu. Durch die Klimaerwärmung begünstigt, breitet sich die Krankheit weiter aus. Bislang stehen für die direkte Bekämpfung der Krankheit keine Pflanzenschutzmittel zur Verfügung. Auch die indirekten und präventiven Maßnahmen, zum Beispiel der Einfluss der Rebenerziehung und des Pflanzguts, sind nicht ausreichend erforscht. Klarheit besteht, dass die Besiedlung und Zersetzung des Rebstamms durch Pilze über Schnittwunden am Kopf oder Stamm der Rebe entstehen und sich die Pilze von dort in Richtung Veredlungsstelle ausbreiten.
Als indirekte Maßnahmen stehen die Rebchirurgie, die Resetmethode und der Wundschutz zur Verfügung. Bei der Rebchirurgie wird mit einer Motorsäge der vom Pilz geschädigte Teil der Reben entfernt. Bei der Resetmethode wird der befallene Stamm über einem Wasserschoss abgesägt und ein neuer Rebstamm aufgebaut. Der Wundschutz soll ein Eindringen der Schadpilze über die Schnittwunden verhindern. Untersuchungen zum Sporenflug haben gezeigt, dass die Pilzsporen ebenfalls in den Wintermonaten, besonders bei milder Witterung, in der Luft vorhanden sind und unbehandelte Schnittwunden innerhalb weniger Tage besiedelt werden können.
Neue Ruländerklone in Südtirol im Test
Über die Ergebnisse der Ruländerklone aus Freiburg, Geisenheim und einem Klon der Rebschule Basler-Männle in Südtirol berichtete Josef Terleth vom Versuchszentrum Laimburg. Er stellte die Trauben-, Beeren- und Mostgewichte sowie weitere Mostparameter und Ergebnisse aus Blindverkostungen gegenüber. Als Schlussfolgerung stellte er fest, dass sich die Geisenheimer Klone Gm1-31, Gm1-32 und Gm 1-33 optisch durch ein längeres Stielgerüst von anderen Klonen unterscheiden. Alle anderen Klone hatten eine gewisse Ähnlichkeit zu den Klonen SMA 505 und SMA 514. Zwischen den unterschiedlichen Freiburger Klonen konnten keine großen Unterschiede festgestellt werden. Trotz der statistisch absicherbaren Unterschiede in den weinbaulichen und oenologischen Erhebungen konnten diese Unterschiede in der sensorischen Bewertung nicht bestätigt werden.
Terleth empfiehlt aufgrund der Ergebnisse die Geisenheimer Klone. Hier sollte bei Bedarf der Ertrag reguliert werden. Die Selektion Basler-Männle war im Versuch vergleichbar mit den Geisenheimer Klonen. Es fehlt jedoch die statistische Absicherung und die Ergebnisse zur Weinqualität.
Alternativen beim Vortreiben von Pfropfreben
Christian Strubel stellte die Ergebnisse seiner Bachelor-Thesis „Alternative Medien und Methoden zum Vortreiben von Pfropfreben in der Rebveredlung“ vor. Als Packmedium wird in der Rebveredlung vor allem Torf verwendet, der mit unterschiedlichen Materialien, wie Sägemehl, gemischt wird. Auf den Veredlungskisten wird zur Abdeckung der Veredlungsstelle meist eine Schicht aus Sand oder Perliten zur Verdunstungsminderung aufgestreut. Für die Rebveredler ist dringend notwendig, dass Alternativprodukte für Torf mindestens die Eigenschaften des Torfs erfüllen können. Möglich wären feine Holzhäcksel oder Sägespäne, die mit Torf vergleichbar sind. Diese Materialien haben geringeres Wasserhaltevermögen, versprechen aber geringere Gesamtumweltbelastung.
Als Alternative wurden Versuche zum Vortreiben in Wasser durchgeführt. Dem Wasser wurden Kohle, Beltanol, Kupfersulfat und zwei Nährsalze zugesetzt. Die fungiziden Wirkstoffe reichten aber nicht aus, um den Pilzdruck in den Kisten zu vermindern. Es wurde deutlich, dass sich die Temperatur­entwicklung in der Anwärm- und Vortreibphase bei den Wasservarianten von der Vergleichsvariante mit Torf unterscheidet. Weiter sollte untersucht werden wie das Temperaturmanagement beim Vortreiben in Wasser sein sollte, um die Anzahl einschulungswürdiger Reben zu erhöhen.
Künftige Anforderungen an das Rebenpflanzgut
Prof. Joachim Schmid, Hochschule Geisenheim University, stellte fest, dass die höchstmög­liche Pflanzengesundheit und optimale Leistungsfähigkeit auch zukünftig die Anforderungen an Rebenpflanzgut sein werden. Aufgrund der Klimaerwärmung wird es notwendig sein, in der Klonenzüchtung zum Beispiel lockerbeerige Klone zu finden. Um die Arbeit zu beschleunigen, stehen mittlerweile moderne Verfahren der DNA Sequenzierung zur Verfügung.
Ausschlaggebend wird die Einführung neuer Unterlagen sein, die mit dem Ziel der verbesserten Trockentoleranz in den letzten Jahrzehnten von der Hochschule Geisenheim gezüchtet wurden. Vielversprechende Ergebnisse gibt es bei Untersuchungen der V. berlandieri auf weitere Reblausresistenzen. Die Automatisierung macht auch vor der Rebveredlung nicht Halt. Zukunftsfragen werden Ressourcenverbrauch in Rebschulen und Vermeidung der Einschleppung neuer Schadorgansimen sein.
Neue Laubwandmodelle für den Pflanzenschutz
Matthias Zink, DLR Neustadt, berichtete über die Anpassung der neuen laubwandbezogenen Berechnung der Aufwandmenge von Pflanzenschutzmitteln für Rebschulen und Unterlagenschnittgärten mit Tisch­erziehung. Die Applikation von Pflanzenschutzmitteln in Rebschulen und Unterlagengärten ist eine wichtige vorbeugende Maßnahme gegen Pilzkrankheiten, wie den Echten und Falschen Mehltau sowie tierische Schaderreger wie die Reb­laus. Bei dem Vorhaben sollten die zugelassene Aufwandmenge der Pflanzenschutzmittel nach dem laubwandflächenbezogenen Dosiermodell LWA und dem bisherigen entwicklungsstandbezogenen Modell der Reben, bezogen auf die Grundfläche, geprüft werden. In den Versuchen konnte für Rebschulen eine Bekämpfungs­strategie mit sicherer Wirksamkeit entwickelt werden, die dem neuen Laubwandmodell angepasst ist.
Pflanzenschutzgeräte, die derzeit in Rebschulen verwendet werden, applizieren meist nur von oben oder seitlich. In der Rebschule sind Reben aufgrund des bodennahen Wachstums, einem hohen Pilzdruck des Falschen Mehltaus ausgesetzt. Um die Applikationsqualität zu verbessern wurden in einem ATW Projekt zwei Spritzgestänge entwickelt, die eine Applikation auf der Blattunter- und Blatt­oberseite in Rebschulen sowie in Unterlagen Muttergärten mit Tischerziehung erlauben sollen.
Im dritten Jahr soll das Rebschul-Spritzgestänge weiterentwickelt werden, um die Anlagerung des Pflanzenschutzmittels zu optimieren und Abdrift zu vermindern. Das Pflanzenschutzgerät ohne Gebläse mit einem horizontal arbeitenden Gestänge, das für die Tischerziehung konstruiert wurde, bildete bisher keinen ausreichenden Belag auf der Unterseite der Blätter. Eine Applikation ohne Gebläse ist für eine optimale Behandlung dieser Erziehungsform nicht möglich. Eine Anpassung der Applikationstechnik ist erforderlich, damit die Brühe besser angelagert wird. Ernst Weinmann, Weinbauinstitut Freiburg (WBI)