Bayer-Weinbautage zeigen den Oidium-Verlauf auf

Foto: Friederike Krick
Echter Mehltau oder Oidium war im Weinbau dieses Jahr die Leitkrankheit. Fungizide schienen an ihre Grenzen zu stoßen. Die Winzer zeigten großes Interesse an den Bayer-Weinbautagen in Biebelnheim/Rheinhessen, Diedesfeld/Pfalz und Mülheim/Mosel und diskutierten über Spritzabstände und Dosierungen. Ein spezieller Witterungsverlauf sorgte in diesem Jahr in nahezu allen Weinbaugebieten für einen sehr starken Befall der Reben mit Echtem Mehltau.
Erste Oidium-Infektionen zu spät erkannt
Sehr stark ausgeprägt war die Situation am Versuchsstandort der Bayer Crop Science in Biebelnheim/Rheinhessen. „Wir können feststellen, dass die Mittel zwar gewirkt haben, aber der erste Einsatz erfolgte wahrscheinlich zu spät und die folgenden Spritzabstände waren nicht eng genug gewählt, um die explosionsartige Vermehrung der Infektion in den Griff zu bekommen“, erklärte Dr. Torsten Griebel, Beratungs- und Marketingmanager Sonderkulturen bei Bayer. Bereits im Mai entwickelten sich erste Oidium-Infektionen, die jedoch weitgehend unerkannt geblieben sind. Nach der langen Trockenheit schaffte der Wetterumschwung im Juli mit Regen und hoher Luftfeuchte dann ideale Voraussetzungen für den Mehltau.
Der sehr schnelle Blätterzuwachs begünstigte die Verbreitung. „Unter solchen Bedingungen fühlt sich Oidium sehr wohl“, sagte Griebel. „Selbst in durchgehend behandelten Parzellen finden wir einen Traubenbefall bis zu 30 %. Schon ab einer Befallsstärke von 5 % kann es zu Geschmacksproblemen beim Wein kommen. Bei 30 % müssen wir von einem Totalausfall sprechen.“
Spritzabstände waren dieses Jahr oft zu weit
Der Spritzfensterversuch in Biebelnheim habe gezeigt, dass die Mittel an sich gewirkt hätten. Mit Blick auf mögliche Resistenzen sei dies eine sehr wichtige Erkenntnis. Die Ursache für den starken Infektionsverlauf sieht Griebel in der Wahl der Spritzabstände. Unter den gegebenen Umständen seien diese zu groß gewesen.
Diese Aussage wurde auf dem Standort in Diedesfeld/Pfalz bestätigt, wo ein früherer Beginn der Pflanzenschutzmaßnahmen und geringere Spritzabstände kaum Traubenbefall bei durchgehender Behandlung verursachte.
Mit Blick auf geplante weitere Restriktionen beim Pflanzenschutz (Reduktion der Mittel auf 50 % bis 2030) wurde auf allen Standorten ein Reduk­tionsversuch mit klassischen Fungiziden in Kombination mit für den Ökoweinbau zugelassenen Mitteln gefahren. Die Befallssituation mit Oidium zeigte sich in diesem Spritzversuch wesentlich deutlicher. „Die Kombination der eingesetzten Mittel ist noch weniger in der Lage, einen schnellen Blätterzuwachs zu schützen“, lautet das Fazit des Beratungsmanagers.
In diesem Jahr habe vielerorts nur der Einsatz von Backpulver Schlimmeres verhindern können, sowohl auf ökologisch als auch auf konventionell arbeitenden Betrieben. Die sogenannte Stopp­spritzung konnte den Schaden mindern, aber nicht mehr heilen.
In Rheinhessen präsentierte Bayer auch einen Botrytis-Versuch mit Serenade ASO. „Eine Solo-Anwendung von Serenado reicht bei stärkerem Druck nicht aus,“ erläuterte Griebel. „Aber in Kombination mit Teldor zum Traubenschluss lässt sich die Botrytis-Wirkung bei nicht zu hohem Befallsdruck aufrechterhalten.“
Insgesamt besuchten rund 600 Winzer die Bayer-Weinbautage in Rheinhessen und in der Pfalz. Ergänzend hatten Technikunternehmen ihre Geräte ausgestellt. Für diejenigen, die keine Möglichkeit hatten, vor Ort zu sein, hat Bayer auf der Internetseite www.agrar.bayer.de Videos von den Standorten veröffentlicht. Dort stehen auch die Versuchsführer und die bereits erfolgten Bonituren aus den Versuchen zur Verfügung. Friederike Krick