Blühgassen in den Reben

Projekt Life Vine Adapt

Foto: Bettina Sieé
Zunehmende Dürreperioden im Sommer, ein hohes Erosionsrisiko durch Starkregenfälle und die Einwanderung neuer Schädlinge erfordern innovative Lösungen. Das internationale Projekt Life Vine Adapt untersuchte Anpassun­gen des Weinbaus an den Klimawandel und soll helfen, die Widerstandsfähigkeit der Weinberg-Ökosysteme gegenüber klimatischen Veränderun­gen zu verbessern. Hierfür entscheidend sind die Erhöhung der biologischen Vielfalt sowie eine angepasste Bewirtschaftung der Rebflächen.
Ergebnisse des Projekts in Freyburg vorgestellt
Im Weinberghotel Edelacker in Freyburg/Saale-Unstrut kamen kürzlich über 60 Vertreterinnen und Vertreter aus Weinbaupraxis, Wissenschaft, Verbänden und Behörden zusammen, um Ergebnisse des Projekts Life Vine Adapt vorzustellen. Das Projekt lief über fünf Jahre bis zum Juni 2025 und nutzte Erkenntnisse des Vorläuferprojektes Life VinEcoS.
Seit 2020 untersuchten acht Projektpartner aus Deutschland, Frankreich, Österreich und Ungarn in fünf gemeinsamen Arbeitspaketen, wie sich der Weinbau an den Klimawandel anpassen kann. Abgerundet werden die Arbeiten durch Öffentlichkeitsarbeit und Wissenstransfer.
Standortangepasste Begrünung etablieren
In seinem Grußwort hob Staatssekretär Gert Zender vom Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt hervor, dass die notwendige Anpassung an den Klimawandel den Winzern bewusst ist. Das Projekt Life Vine Adapt bezeichnete er als „Glücksfall“ für die Region Saale-Unstrut. Es geht dabei um praxisgerechte Lösungen, die das Land Sachsen-Anhalt weiter fördern und unterstützen möchte.
Die Projektpartner erforschten die Begrünung von Weinberggassen mit blühenden Wildpflanzen, Alternativen zur mineralischen Düngung und zu chemischen Pflanzenschutzmitteln sowie verschiedene Bewässerungsmethoden. Sie erwarteten, dass die Etablierung standortgerechter Wildpflanzen unter unterschiedlichen geografischen und klimatischen Bedingungen möglich ist und positive bio­tische und abiotische Effekte haben wird.
Entscheidend ist das Pflegemanagement
In allen Projektregionen gab es in den mit Wildpflanzen begrünten Weinbergen mehr Pflanzenarten als in den Kon­trollweinbergen. Diese Pflanzen lockten insbesondere in Deutschland deutlich mehr Wildbienen und Nützlinge an. Wichtig ist allerdings ein geeignetes Pflegemanagement. Bei Ertrag und Traubenqualität gab es keine Unterschiede zwischen den Biodiversitäts- und den Kontrollweinbergen.
Im Unterstockbereich hat sich die mechanische Bodenbearbeitung mit einem Mäher mit Bürstenaufsatz als die wirksamste und wirtschaftlichste Alternative zum Herbizideinsatz erwiesen. Bei den verschiedenen Düngemethoden gab es wenig Unterschiede zwischen mineralischer und organischer Düngung, zum Beispiel bei der Traubengesundheit. In Frankreich führte Bewässerung zu einer geringeren Bedeckung der Weinberggassen mit Blütenpflanzen, weswegen zum Beispiel auf Blüten angewiesene Nützlinge, wie Marienkäfer in den bewässerten Weinbergen seltener vorkamen. Bodenorganismen profitierten allerdings von der Bewässerung.
Einen praktischen Einblick in die Etablierung und Pflege eines Biodiversitätsweinberges erhielten die Tagungsteilnehmer bei einer Exkursion zum Pfortenser Köppelberg des Landesweingutes Kloster Pforta. Weinbauleiter Dietrich Frank und seine Kollegin Anne Hauschild zeigten die entsprechende Technik zur Vorbereitung des Bodens und zur Einsaat.
Dr. Daniel Elias und Lea Sieg von der Hochschule Anhalt erklärten die nachgewiesenen Pflanzen- und Tier­arten sowie das Pflegemanagement. Die Projektkoordinatorin Isabel Reuter von der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH fügte hinzu: „In allen Partnerländern wurden Winzer in Workshops und Exkursionen fortgebildet. Gäste der Projekt­regionen finden Informationstafeln in den Weinbergen, die auf das Projekt hinweisen.“
Zum Projektgebiet gehören neben der Weinbauregion Saale-Unstrut die französische Weinbauregion Luberon, die österreichische Weinbauregion Südsteiermark und die ungarische Weinbauregion Eger/Tokaj. Das Projekt wird finanziert aus Mitteln des europäischen Umweltprogramms Life sowie des Ministeriums für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt. Die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH fungiert als koordinierender Partner. Bei Fragen zum biodiversitätsfördernden Weinbau können sich Interessierte an Dietrich Frank vom Landesweingut Kloster Pforta wenden, Mail: frank@kloster-pforta.de.
Weitere Infos im Internet unter www.life-vineadapt.eu/aktuelles. bs/Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH