Braun Maschinenbau: Sanierung in Eigenregie

Ende Juli teilte die Braun ­Maschinenbau GmbH mit Sitz in Landau in der Pfalz mit, das sie beim Amtsgericht Landau ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt hat. Das 1958 gegründete, traditionsreiche Familienunternehmen entwickelt und produziert hochspezialisierte Maschinen zur mechanischen Unkrautbekämpfung für Winzer und Obstanbaubetriebe. Der Antrag ist für das Unternehmen nach eigenen Angaben eine wichtige Weichenstellung für eine nachhaltige Restrukturierung. Laut Braun Maschinenbau hat das Amtsgericht Lan­dau am 28. Juli die Eigenverwaltung bewilligt und Rechtsanwalt Marc-Philippe Hornung von der Kanzlei SZA Schilling, Zutt & Anschütz, Mannheim, zum vorläufigen Sachwalter bestellt.
Zukunftslösung durch einen Sanierungsplan
Trotz des Antrags laufen die Produktion und der Vertrieb nach Unternehmensangaben uneingeschränkt wie bisher weiter. Die 47 Mitarbeiter von Braun Maschinenbau wurden in einer Betriebsversammlung über die Eigenverwaltung sowie die nächsten Schritte informiert. Die Löhne und Gehälter seien über das Insolvenzgeld von Juli bis September 2025 gesichert. Der Geschäftsführer, Stefan Braun bleibt laut Firmenmitteilung im Amt und ist weiterhin handlungs- und weisungsbefugt. Die Geschäftsführung werde durch den Sanierungsexperten Rechtsanwalt Jens Lieser von Lieser Rechtsanwälte als Generalhandlungs­bevollmächtigten und seinem Team unterstützt. „Unser Ziel ist es, die wirtschaftliche Grundlage des Unternehmens zu stabilisieren und das Eigenverwaltungsverfahren mit einem Insolvenzplan abzuschließen. Diesen werden wir gemeinsam in den kommenden drei Monaten erarbeiten und dem Gericht sowie den Gläubigern vorlegen“, sagte Sanierungsexperte Jens Lieser.
Hohe Fertigungstiefe vom Stahl zur Maschine
Das Familienunternehmen verfügt über eine hohe Fertigungstiefe, da es viele Produktionsschritte wie Zuschnitt, Zerspanung, Schweißen, Lackieren und Montage selbst übernimmt. Die Maschinen, wie etwa Löffelschar-Unterstockräumer, Rebstammputzer oder Rollhacke, werden über ein internationales Händlernetz weltweit an Kunden ausgeliefert: von Europa über Kanada bis Australien und Neuseeland. In Italien und Australien bestehen eigene Vertriebs-Tochtergesellschaften.
Starke Marke
„Unsere Maschinen werden weltweit geschätzt und wir sind in der Branche seit Jahrzehnten als Innovationstreiber bekannt. Trotz aller Herausforderungen glauben wir an die Zukunft unseres Unternehmens und an die Notwendigkeit ökologischer Lösungen im Weinanbau“, erklärte Geschäftsführer Stefan Braun. Die Maschinen von Braun Maschinenbau stehen für eine nachhaltige Entwicklung im Weinanbau, da durch eine mechanische Bodenbearbeitung oft auf Herbizide wie etwa Glyphosat verzichtet werden kann.
Massive Markteinbrüche durch Konsumrückgang
Die wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens ist auf mehrere externe Faktoren zurückzuführen. In zahlreichen bedeutenden Weinmärkten – darunter Deutschland, Japan, die USA und Russland – ist der Absatz von Wein spürbar zurückgegangen. In den USA etwa belasten Einfuhrzölle den Export, während der russische Markt durch Sanktionen nahezu vollständig weggebrochen ist. Das zwingt Winzer dazu, unter anderem auch bei Maschinen zu sparen, was sich negativ auf den Absatz von Braun Maschinenbau auswirkt.
In Europa erschwert laut Braun Maschinenbau zudem die Zulassungs-Verlängerung des Herbizids Glyphosat den Absatz der Spezialmaschinen. Denn aufgrund der schwierigen Gesamtsituation verzichten viele Winzer derzeit auch in diesem Bereich auf Investitionen in mechanische Lösungen und setzen stattdessen wieder verstärkt auf chemische Unkrautbekämpfung.
Sanierung mit Investorenlösung
Um das Traditionsunternehmen fortzuführen, soll in den folgenden Monaten der Sanierungsplan erarbeitet werden. Ziel ist nach Angaben von Braun Maschinenbau und Lieser Rechtsanwälte eine nachhaltige Sanierung, die das Unternehmen langfristig sichert und möglichst viele Arbeitsplätze erhält. „Wein ist ein Kulturgut. Ich sehe durchaus eine langfristige Nachfrage für den ökologisch kultivierten Weinanbau, bei dem gerade Maschinen eingesetzt werden, wie sie Braun herstellt. Daher bin ich zuversichtlich, dass es gute Chancen für eine Zukunfts­lösung von Braun Maschinenbau gibt“, sagte Jens Lieser.