Cem Özdemir besucht Ökoweingut

Zukunftsweine

Foto: Bettina Siée
Gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Umwelt- und Klimaschutzministerin Katrin Eder hat der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, am 1. Juni in Mainz eine Kita und ein Weingut besucht. Sie informierten sich über gesunde Gemeinschaftsverpflegung in einer Kita in Mainz-Ebersheim und über klimafreundlichen und nachhaltigen Weinbau im Öko-Weingut Dr. Eva Vollmer in Mainz-Ebersheim.

Anbau von Piwis reduziert den Pflanzenschutzeinsatz

Die Ökowinzerin erklärte den Ministern, dass die Reben sehr anfällig für Falschen und Echten Mehltau sind und Weinbau ohne Pflanzenschutz nicht möglich sei. Neue pilzwiderstandsfähige Rebsorten (Piwis) müssten nur zweimal während der Vegetationsperiode gegen Pilze behandelt werden, sodass der Pflanzenschutzmitteleinsatz um etwa 80 % reduziert werden könne. Ebenso könne im Ökoweinbau der Kupfereinsatz um zwei Drittel gesenkt werden. Dr. Eva Vollmer hat für Weine aus Piwi-Reben den Namen Zukunftsweine geprägt, der die Konsumenten besser anspricht und das Marketing erleichtert. Gemeinsam mit der Ökowinzerin Hanneke Schönhals hat Dr. Eva Vollmer Ende 2021 die Initiative „Zukunftsweine“ gegründet, um Piwis sowohl bei Winzern als auch Weinfreunden zu pushen. Die Idee wurde mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.

Özdemir hörte gespannt zu, als die Ökowinzerin erklärte, dass mit dem Konsum der Zukunftsweine aus Piwis die Artenvielfalt im Weinberg gefördert sowie Klima, Boden und Wasser geschont werden. „Der Weinbau ist einer der Bereiche, in denen am meisten Pestizide ausgebracht werden. Die Zukunftsweine zeigen, dass es auch anders geht. Dabei sind sie nicht nur für die Umwelt ein Gewinn, sondern schmecken auch gut. Davon konnten wir uns heute selbst überzeugen“, so Minister Cem Özdemir.

Die Veranstaltung hatte ausschließlich die Zukunftsweine zum Thema. Die Vertreter der Verbände waren nicht eingeladen und die zahlreichen Probleme des Weinbaus wurden nicht angesprochen. Özdemir nutzte aber die Gelegenheit, ein paar Statements abzugeben: Er setze sich in Brüssel für die Zulassung von Kaliumphosphonat ein. Dafür habe er gute Argumente, aber es fehle die Unterstützung anderer europäischer Weinbauländer.

EU-SUR-Verordnung braucht Änderungen

Der Bundesminister hält das Ziel der SUR-Verordnung, den Pflanzenschutz zu reduzieren, für richtig, aber der Weg dahin müsse für alle gangbar sein. „Der Entwurf der EU ist handwerklich schlecht gemacht – er ist eine Katastrophe“, sagte Özdemir. SUR müsse geändert werden, sodass es die Praxis umsetzen könne. Weinbau und Obstbau sollen in Deutschland selbstverständlich erhalten bleiben. Ein komplettes Pflanzenschutzverbot in „sensiblen“ Gebieten sei nicht akzeptabel. „Sonderkulturen brauchen Sonderbedingungen“, so Özdemir. Die bisher erreichten Pflanzenschutzmittelreduktionen der Branche sollten anerkannt werden. Es könne nicht sein, dass Betriebe, die seit Jahren viel einsparen (z. B. durch Recycling) quasi bestraft werden. Özdemir spricht sich für „Maß und Mitte“ aus. Es müsse für die Praxis machbar sein.

Özdemir betonte, dass „Die Grünen“ weder SUR noch die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law) geschrieben habe. Das Bundes­ministerium helfe gerne, Kompromisse zu finden. Es gehe nur zusammen, nicht gegen­einander. bs