Chancen für den deutschen Markt

DWI Forum Export

Mit rund 140 Teilnehmen­den beim DWI Forum Export – so viel wie noch nie – zeigten die Betriebe großes Interesse am Thema Weinexport. Die Chancen und Herausforderungen in diesem Bereich standen im Mittelpunkt der Veranstaltung mit Vorträgen und einem parallel stattfindenden Sprechtag in Nackenheim. Auch tiefere Einblicke in die Exportmärkte Niederlande, USA und Großbritannien waren Programmpunkte.
Wertsteigerung bei Mengenverlust
„Der Export war in den vergangenen Jahren ein Lichtblick“, sagte DWI-Geschäftsführerin Monika Reule, die Zahlen zum deutschen Weinexport vorstellte. 2022 erhöhte sich der Gesamtumsatz deutscher Weine im Export zum Vorjahr um rund 4 % auf 370 Mio. Euro. Gleichzeitig verringerte sich das Volumen um 3 % auf 1,18 Mio. hl. Reule zeigte auf, dass das von der EU erhaltene Marketingbudget an das DWI nicht ausreiche und deutlich unter denen anderer Weinländer wie Frankreich oder Italien liege. Gleichzeitig kämen neue Aufgaben auf die Marketingorganisation zu.
DWI-Marketing Manager Steffen Schindler gab auch vorläufige Daten aus dem ersten Quartal 2023 bekannt. Demnach steigerte sich der Wert deutscher Weine im Export um 8 %, das Volumen verringerte sich um 2 %. Hinsichtlich der wichtigsten Absatzmärkte blieb die USA 2022 auf Platz eins, es folgen Norwegen, die Niederlande, Großbritannien und China. In China sei der Weinmarkt generell geschrumpft, Deutschland konnte dort aber im letzten Jahr erfreulich zulegen (+22 % im Wert, +24 % im Volumen). Die für den jeweiligen Exportmarkt zuständigen DWI-Mitarbeiter stellten beispielhaft Marketingmaßnahmen im Ausland vor: Von den Winzern stark gefragte Tischpräsentationen in Städten, über die digitale Weinreise in die Pfalz für Chinesen bis hin zu Schulungsvideos.
Ignacio Sanchez Recarte vom Comité Européen des Entreprises Vins (CEEV) in Brüssel blickte auf aktuelle Herausforderungen. Es werde weniger, aber besserer Wein getrunken, sagte er. Das Hauptproblem sei, dass die jüngeren Generationen weniger Alkohol trinken und als Zielgruppe verloren gehen. Er sprach auch die 2026 in Irland verpflichtend werdenden Warnhinweisen auf Weinflaschen kritisch an. Solche Regelungen könnten andere Länder übernehmen und zukünftige EU-Maßnahmen beeinflussen, so Sanchez Recarte.
Potenzial durch alkoholfreie Weine
In Deutschland wachse derzeit der Export als einziger Vertriebszweig, stellte Prof. Dr. Simone Loose, Hochschule Geisenheim, anhand der Ergebnisse aus der Geisenheimer Absatzanalyse fest. Generell bekäme Deutschland die Krise stärker zu spüren als andere Länder. Marktchancen sieht Loose anhand der Daten des ProWein Business Reports vor allem in den skandinavischen Ländern sowie Polen und Tschechien.
Bei nachhaltigen Verpackungen sei Deutschland Nachzügler, doch auch dort seien Chancen speziell für die Märkte mit Monopolen. Hinsichtlich aktueller Trendprodukte können deutsche Erzeuger mit leichteren, fruchtigeren Weinen im Export punkten.
Einblicke in die langjährigen Erfahrungen der Firma Carl Jung zum Trendthema alkoholfrei gab Geschäftsführer Bernhard Jung. Im Bereich alkoholfrei sehe er im Vergleich zu alkoholreduziert die größeren Chancen für den deutschen Exportmarkt. Von den rund 10 Mio. jährlich produzierten Flaschen mithilfe von zwei Entalkoholisierungsanlagen (Vakuumdestillation) stelle das Unternehmen rund zwei Drittel im Lohn her. Bei den eigenen Erzeugnissen gehören Skandinavien und Asien mit Japan und Singapur zu den stärksten Absatzmärkten.
Bernhard Jung zeigte auf, dass alkoholfrei in den vielen Absatzmärkten ganz unterschiedlich definiert und demnach Vorsicht geboten sei. isp