Am 11. Juni 2025 gab der neu gegründete Winzerverein „Zukunftsinitiative Deutscher Weinbau e.V.“ im südpfälzischen Gleiszellen den Startschuss für eine aus der Winzerschaft heraus initiierte Kampagne, die auf die bundesweit prekäre Situation des deutschen Weinbaus aufmerksam machen will. Die Informationskampagne „Dein Wein von hier“ soll sich schwerpunktmäßig an die Verbraucher richten, ohne deren Unterstützung die Zukunft des deutschen Weinbaus in Gefahr ist. Ziel ist, den Marktanteil deutscher Weine am gesamten Weinabsatz in Deutschland, der momentan bei etwa 41 % liegt, zu steigern.
Auf der gutbesuchten Veranstaltung richtete der erste Vorsitzende des Vereins, Thomas Schaurer, einen Appell an seine Winzerkollegen: „Mit der vom Verein entwickelten Kampagne „Dein Wein von hier“ möchten wir unsere Probleme öffentlich sichtbar machen und nach Lösungen suchen.“ Ziel des Vereins sei es, mindestens 5 % des Weinabsatzes zugunsten heimischer Produkte zurückzugewinnen – und das zu fairen Preisen.
Aufklärung der Konsumenten
Ein weiteres, zentrales Anliegen der Initiative sei die Aufklärung darüber, dass Preise unter 2,99 Euro pro Flasche Wein im LEH nur durch Ausbeutung der Winzer sowie deren Mitarbeitenden zustande kommen. Derzeitige Angebote weit darunter würden nicht nur die Erzeuger ruinieren, sondern auch den gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol infrage stellen. „Die Initiative fordert daher einen Mindesterzeugerpreis für Fasswein von 1,20 Euro netto pro Liter und in den kleinen Anbaugebieten mit erschwerten Anbaubedingungen deutlich mehr“.
Die aktuelle Situation für die Weinbaubetriebe sei prekär. Der Großhandelspreis für Fasswein sei 2024 auf 60 Cent pro Liter gefallen. „Derzeit müssen viele Betriebe in Not sogar für 40 Cent pro Liter verkaufen, um liquide zu sein – bei Erzeugungskosten von 1,20 Euro pro Liter“, erklärte Schaurer. Besonders betroffen seien Weinbaubetriebe ohne eigene Vermarktung. „Reinen Fassweinwinzern droht das Aus, sollte sich die Situation bis zur nächsten Lese nicht ändern“.
Aber auch direktvermarktende Flaschenweinwinzer seien gefährdet. Viele von ihnen bewirtschaften zusätzlich Weinberge für den Großhandel. Von den meist gepachteten Flächen könnten sie sich nicht so einfach trennen, weil Pachtverträge im Weinbau in der Regel über 20 Jahre laufen.
Kulturlandschaften und Erholungsräume in Gefahr
Die Zeit drängt, davon ist die Initiative überzeugt. „Wenn wir jetzt nicht handeln, verlieren wir ein Kulturgut von unschätzbarem Wert“, so Schaurer. „Wir verlieren mehr als Rebstöcke. Wir verlieren Kulturlandschaften, Erholungsräume und Familienbetriebe, die über Generationen mit harter Arbeit aufgebaut wurden.“ Deutschlands Weinberge prägen das Landschaftsbild und sind das Herz vieler Regionen.
Die Initiative will über die prekäre Situation informieren und innerhalb und außerhalb der Branche um Solidarität werben. Sie will zudem praktische Unterstützung für die Betriebe leisten, etwa mit einheitlichem Werbematerial. Dazu braucht es möglichst viele Mitglieder aus der Winzerschaft aus allen Anbaugebieten, die die Botschaft auch optisch nach außen tragen. Aktuell hat der gerade gegründete Verein 150 Mitglieder und will deutlich wachsen. Die Mitgliedschaft kostet 250 Euro/Jahr. Ab sofort bespielt die Initiative unterschiedliche digitale Informationskanäle: die Internetseite www.deinweinvonhier.de, die umfänglich über die Kampagne „Dein Wein von hier“ informiert sowie einen Instagram-Auftritt @deinweinvonhier, über den schwerpunktmäßig Verbraucher und Liebhaber deutscher Weinregionen direkt angesprochen werden sollen. Friederike Krick