Zentrale Forderungen für neue Legislaturperiode

Deutscher Weinbauverband (DWV)

Zu anstehenden Koalitionsverhandlungen formuliert der Deutsche Weinbauverband (DWV) Forderungen hinsichtlich drei zentralen Themen:
Pflanzenschutz und Einsparungsziele sind im Einklang mit Nachhaltigkeit zu gestalten, insbesondere unter Beachtung der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit.
Weinrecht und Handel sind besser zu verknüpfen, sodass die Reputation deutscher Weine gestärkt wird. Zugleich soll ein verantwortungsvoller Weinkonsum und ein balancierter Lebensstil favorisiert und kommuniziert werden.
Die digitale Transformation muss vorangetrieben und lebenslanges Lernen in der Branche fortführt werden.
Diese Themenkomplexe sind aus Sicht des Deutschen Weinbauverbandes die drei wichtigsten Arbeitspakete im Weinbau, die in der kommenden Legislaturperiode aufgenommen und fortgeführt werden müssen. „Ein zukunftsfähiger Weinbau beinhaltet langfristigen wirtschaftlichen Erfolg, kombiniert mit der ökologischen und sozialen Säule der Nachhaltigkeit. Klar ist: Ohne gesunde Reben gibt es keine Ernte. Maximal wirksamer Pflanzenschutz mit der minimal notwendigen Aufwandmenge an der richtigen Stelle sichert die Ernte und lässt Winzer, Boden und Nachhaltigkeit profitieren,“ erläutert Weinbaupräsident Klaus Schneider.
Der deutsche Weinbau muss weiterhin durch europäische Klima- und Agrarpolitik gestützt werden. „Wir respektieren die Nachhaltigkeitsziele für den Weinbau und die Herausforderungen, die diese mit sich bringen. Gleichzeitig müssen sie erreichbar sein. Als Berufsverband der deutschen Winzer setzen wir auf Kooperation und Mitgestaltung,“ so DWV-Generalsekretär Christian Schwörer.
Rebschutz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Die Pflanzengesundheit ist – wie aktuell in einem Jahr mit herausfordernder Witterung – essenziell. Unabdingbar sind dabei neue Wirkstoffe und Innovationen in der Pflanzenschutzapplikation, um Einsparungen zu erreichen. Der Berufsstand respektiert Nachhaltigkeitsziele für den Weinbau und die Herausforderungen, die diese mit sich bringen, aber sie müssen erreichbar sein. Als Berufsverband der deutschen Winzer setzt der DWV auf Kooperation und die Möglichkeit der Mitgestaltung.
Die zuständigen Ausschüsse des EU-Parlaments sprechen sich für eine Halbierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und eine Reduktion des Einsatzes von Düngemitteln von 20 % bis 2030 aus. Um Reduktionsziele umsetzen zu können, müssen Grundlage als auch Vergleichsbasis klar formuliert und fair gesetzt werden. Betriebe, die bereits ein sparsames Pflanzenschutzmanagement betreiben, müssen durch die Ziele gestärkt und nicht verunsichert werden. Maximal wirksamer Pflanzenschutz mit der minimal notwendigen Aufwandmenge an der richtigen Stelle sichert die Ernte und lässt Winzer, Boden und Nachhaltigkeit profitieren. Dies muss in allen Bewirtschaftungsformen möglich sein. Am wissenschaftlichen Horizont schaut es jedoch düster aus, etwa mit neuen Wirkstoffen gegen Peronospora. Daher fordert der DWV von der Industrie Fortschritte in der Entwicklung von Pflanzenschutzmitteln und von der Politik eine schnelle Zulassung wirksamer Mittel.
Nachhaltigere Lebensmittel sollen auch durch den Ausbau von Öko-Flächen auf 25 % erzielt werden. Dies erhöht die Biodiversität um ein Drittel und führt zu erheblichen Ertragseinbußen. Somit wird mehr Ackerland erfordert, um ähnliche Erträge zu erzielen. Die Diversifizierung der Rebfläche durch Blühstreifen oder Begrünungsmaßnahmen kann die biologische Vielfalt steigern, ohne die Produktivität zu verringern. Finanzielle Anreize im Rahmen der nationalen Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) für mehr Artenvielfalt bieten Möglichkeiten, Umweltmaßnahmen unternehmerisch zu nutzen.
Hinter den Kosten nachhaltiger Weine stehen zusätzlicher Aufwand und zusätzliche Leistungen der Winzer. Gesellschaft, Politik und Berufsstand müssen gemeinsam Lösungen finden, um die finanziellen Anreize für die nachhaltige Produktion anzukurbeln. Die Winzer müssen langfristig wirtschaftlich arbeiten können, daher fordert der Weinbauverband von der neuen Bundesregierung, alle drei Säulen der Nachhaltigkeit im Blick zu behalten und diese mit dem Berufsstand auszugestalten.
Verantwortungsvoller Weinkonsum
Die Weinrechtsreform bietet Chancen, deutsche Weine zu stärken und ihr Profil zu etablieren. Die transparente Kommunikation von Herkünften und die Vorteile davon müssen für alle einfach zu verstehen sein. Die Reputation des Pinot-Paradise und Rieslingland Deutschland gilt es international auszubauen und die Hochwertigkeit deutscher Weine hervorzuheben. Die Ernährungspolitik sollte einen balancierten und genussorientierten Lebensstil fördern, zum Beispiel die mediterrane Ernährungsweise. Dazu gehört auch ein moderater, verantwortungsvoller Weingenuss.
Digitale Transformation und lebenslanges Lernen
Die digitale Transformation sollte gewinnbringend genutzt und weiterentwickelt werden: zur Erreichung aller Nachhaltigkeitsziele in Weinberg, Keller und auch in der Vermarktung. Vor Ort müssen Rahmenbedingungen zur Etablierung technischer Innovationsmöglichkeiten geschaffen werden.
Lebenslanges Lernen ist ein Kernanliegen, um den Berufsstand zu unterstützen, mit der digitalen Transformation und den Innovationen in Weinberg und Keller Schritt zu halten. Im Rahmen der Berufsbildung werden die fachlichen Grundlagen gelegt. Aufgrund der zahlreichen Veränderungen innerhalb des Berufsbildes und der gestiegenen Anforderungen an das Fachpersonal muss eine kontinuierliche Fort- und Weiterbildung gefördert werden. Mit einer Vielzahl von weiteren Herausforderungen wird sich die Weinbranche auch in der neuen Legislaturperiode auseinandersetzen und auch hier den Dialog mit der Politik suchen müssen. DWV