Die Zukunft der Weinbaupolitik

Bericht zur Lage des deutschen Weinbaus

Foto: DWV
Anlässlich der Mitgliederversammlung des Deutschen Weinbauverbandes e.V. (DWV) in Stuttgart beleuchtete DWV-Präsident Klaus Schneider in seinem Bericht zur Lage die deutsche und die europäische Weinbaupolitik.
Schneider berichtete von dem verheerenden Ausmaß der Zerstörung im Ahrtal. 65 der dort ansässigen 68 Weinbaubetriebe sind betroffen. Keller und Häuser sind teilweise komplett zerstört. Damit ist auch die Technik für die Kellerwirtschaft und den Außenbetrieb nicht mehr vorhanden oder einsatzfähig.
Sicherung von Lese und Weinbereitung an der Ahr
Laut Schneider ist an der Ahr mit einem Komplettverlust des Jahrgangs 2020 zu rechnen sowie mit Teilverlusten der Jahrgänge 2019 (50 %) und 2018 (20 %). Erste Schadensschätzungen belaufen sich auf mindestens 100 bis 150 Mio. Euro. Aktuell ist das komplette Ausmaß der Schäden noch immer nicht abschätzbar. Nach Einrechnung der Schäden an Gebäuden ist von einer noch höheren Gesamtsumme auszu­gehen.
Die menschliche Betroffenheit wird bleiben. Die gelebte Solidarität und Hilfsbereitschaft innerhalb der Branche und die zahlreichen Spendenaktionen sind beeindruckend. Als wichtigste aktuelle Aufgabe sieht Schneider die Sicherung von Lese, Verarbeitung und Weinbereitung. Er fordert von der Politik, bezeichnungsrechtlichen Vorgaben, Förderauflagen und Dokumentationspflichten pragmatisch anzugehen. Des Weiteren sollte ein eigener Krisenstab der politisch Verantwortlichen für den Weinbau gebildet werden. Der DWV wird weiterhin als Multiplikator für Hilfsangebote fungieren.
Nachhaltigkeit in der Weinbaupolitik
Mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2023 soll die Landwirtschaft nachhaltiger und ergebnisorientierter werden. Realisiert wird dies laut EU-Institutionen mit mehr grünen Maßnahmen innerhalb der Förderpolitik wie den Eco-Schemes und eine gestärkte zweite Säule. Schneider fordert für den Weinbau praxisnahe Eco-Schemes mit attraktiver Förderhöhe, sodass Vorgewende, Eh-da-Flächen und Brachen als Blühfläche förderfähig sind. Die Anlage, der Erhalt und die Pflege weiterer Begrünungsmaßnahmen sollen in der zweiten Säule verankert werden.
Der europäische Green Deal bewegt auch den Weinbau, dem der Übergang zu einer ressourceneffizienten Bewirtschaftung gelingen soll. Laut Schneider ist der Berufsstand interessiert daran, die Ziele zu erreichen und sich den Herausforderungen zu stellen. Es fehlt an praktischen Handlungsoptionen im Weinberg, um beispielsweise bis 2030 rund 25 % der Rebfläche auf ökologische Bewirtschaftung umzustellen. Jahre wie dieses oder 2016 mit hohem Peronosporarisiko wirken abschreckend für alle, die bereits auf Ökoweinbau umgestellt haben oder dies erwägen.
Schneider begrüßt die weinspezifischen Regelungen in der Gemeinsamen Marktorganisation, wie die Verlängerung des Genehmigungssystems für Rebpflanzungen. Hierfür hatte sich der DWV eingesetzt.
Nachhaltigkeit und Klimawandel
Die Umsetzung des Insektenschutzpakets, der Weinrechtsreform sowie die Veränderungen auf dem Weinmarkt aufgrund der Pandemie, dem Brexit und den mittlerweile ausgesetzten US-Strafzöllen fordern die Weinbaubetriebe. Schneider betonte, dass Nachhaltigkeit und Klimawandel an Bedeutung zunehmen. Der DWV wird gemeinsam mit seinen Mitgliedern und Partnern Lösungen auf nationaler und europäischer Ebene erarbeiten. Schneider will die Wirtschaftlichkeit der Weinbaubetriebe auch im Rahmen der Nachhaltigkeitsformulierungen sichern. Schneider möchte die Herausforderungen und Veränderungen nutzen, verbandsintern den regelmäßigen Austausch zu stärken und Kommunikationswege zu vereinfachen. DWV