Dr. Ludwig Jakob verstorben

PFALZ

Dr. Ludwig Jakob, ehemaliger stellvertretender Leiter der damaligen Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau in Neustadt, heute Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, ist im Alter von 95 Jahren verstorben. Er leitete als Chemiker den Bereich Kellerwirtschaft und war Autor der Standardwerke „Taschenbuch der Kellerwirtschaft“, erschienen im Fachverlag Dr. Fraund, und „Lexikon der Oenologie“. Über 100 Veröffentlichungen umfasst sein Gesamtwerk. Patente für Geräte zur Weinuntersuchung tragen seinen Namen. Für seine Verdienste wurde Jakob mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Seit 55 Jahren gehört er der Weinbruderschaft der Pfalz an und war von 1987 bis 1999 Ordenskellermeister.
Die Kellerwirtschaft maßgeblich geprägt
Jakob hat in den 35 Jahren seines beruflichen Wirkens die damalige Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt Neustadt maßgeblich geprägt. Als Chemiker promovierte er an der Universität Mainz und kam 1959 an die damalige Landes- Lehr- und Forschungsanstalt nach Neustadt in den Fachbereich Chemie, den er bald selbst leitete.
Mit seinem profunden chemischen Wissen veränderte er die damalige Weinbereitung von einem von Tradition und Erfahrungen geprägten Handlungsfeld zu einer wissenschaftsbasierten und von analytischen Kennzahlen geleiteten Disziplin. Er entwickelte neue analytische Methoden, allen voran die Zucker- und Alkoholbestimmung nach Dr. Jakob oder den Bentotest zur sicheren Bedarfsbestimmung der Bentonitschönung zur Eiweißstabilisierung. Wie klug und pragmatisch er vorging, zeigt eine bemerkenswerte Studie Ende der 60er Jahre zur Bildung flüchtiger Phenole: So trennte er das Stoffgemisch mittels der damals verfügbaren Dünnschichtchromatographie auf und nutzte zur Detektion der aufgetrennten Einzelsub­stanzen statt der heute üblichen, damals nicht verfügbaren, chemisch-physikalischen Methoden, seinen Geruchssinn, der ihm im Vergleich zu den Reinsubstanzen eine sichere Identifikation erlaubte.
Jakob war gleichzeitig ein ambitionierter Lehrer und hielt engen Kontakt zu Kellermeistern und Winzern, vermittelte fachliche Zusammenhänge, erfuhr aber auch von den Herausforderungen des praktischen Weinausbaus. Er war ein wichtiger Wegbereiter der modernen Oenologie. Mehr als eine Generation prägte Jakob durch seinen Unterricht und trug zur enormen Qualitätssteigerung der Weine bei.
Als 1971 das neue Weingesetz die Qualitätsweinanalyse vorschrieb, war er einer der Initiatoren der Interessengemeinschaft der Pfälzer Kellermeister, da diese nicht Getriebene analytischer Grenzwerte werden sollten, sondern souverän agierende Weinerzeuger.
Jakob gab sein Wissen nicht nur im Unterricht, Vorträgen und Weiterbildungsangeboten weiter, sondern wie kaum ein anderer vor ihm in Fachartikeln und drei heute noch erhältlichen Büchern. So fanden seine kellerwirtschaftlichen Empfehlungen im gesamten deutschsprachigen Raum Verbreitung und sehr hohe Beachtung.
Jakob wurde vom Chemiker zum Oenologen und lieferte auch Beiträge zur fachlichen, beschreibenden Sensorik der Weine. Er erkannte schon früh, wie wichtig es war, chemische, qualitative und mikrobiologische Phänomene im Wein mit Nase, Mund und Auge zu erfassen und für die Zuhörer nachvollziehbar zu beschreiben – seien es Kellermeister, Schüler oder die fasziniert lauschenden Teilnehmer einer Weinprobe der Weinbruderschaft.
Jakob war ein hochangesehener Wissenschaftler, ein Mensch, der die leisen Töne bevorzugte und mit umfangreichem Detailwissen und hintersinnigem Humor die Zuhörer in seinen Bann ziehen konnte. Als Pionier der Weinanalytik bleibt Jakob in Erinnerung.
Prof. Dr. Ulrich Fischer, Dr. Jürgen Oberhofer