Ein gutes Züchterjahr

Rheingau

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Am Geisenheimer Institut für Rebenzüchtung sprachen derRheingauer Weinbaupräsident Peter Seyffardt und sein Kollege von der Bergstraße, Otto Guthier über den Jahrgang 2016. Hausherr Prof. Dr. Ernst-Heinrich Rühl, nannte das Jahr ein gutes „Züchterjahr“, da unter diesen schwierigen Bedingungen die besten Erkenntnisse über neue Rebsorten gewonnen werden könnten.
Witterung bietet wichtige Erkenntnisse
In diesem stark vom Kampf gegen den falschen Mehltau (Peronospora) geprägten Jahr zeigten sich nach seiner Aussage bei vielen, sogenannten pilzwiderstandsfähigen Rebsorten schnell deren Grenzen, wo es ohne gezielte Spritzungen nicht mehr geht. Nach Aussage von Weinbaupräsident Seyffardt war im Jahr 2016 bisher alles extrem. Zu warmer Winter, zu kaltes Frühjahr, zu viel Regen in Mai und Juni. Zudem eine schleppende Entwicklung der Reben und enormer Peronospora-Druck, dem die meisten Bio-Betriebe nicht standhalten konnten. Schließlich dann im August und September eine trockene Hitzephase, die in manchen Lagen Bewässerung nötig machte. Dennoch sind die hessischen Winzer guter Dinge, obwohl die Mengenerwartung von zehn bis 20 Prozent unter dem langjährigen Mittel von 75 hl/ha liegt.
Pflanzenschutzwarndienst läuft
Gegenwärtig ist der Stand der Reben nach Aussage der Geisenheimer Wissenschaftler gut, warme Nächte haben die Säurewerte bei Riesling (80 Prozent der Fläche im Rheingau) auf ein moderates Level gebracht und wenn nicht allzu große Niederschläge kommen in den nächsten drei Wochen wären die meisten Winzer zufrieden. Mit dem Beginn der Hauptlese wird um den 4. Oktober gerechnet. Dennoch wird allgemein ein „sehr heterogener Herbst“ erwartet. Nachsäuern ist auch in Hessen bei Bedarf erlaubt, nicht aber eine erhöhte Anreicherung, wie es Rheinland-Pfalz gestattet hat. Sehr zufrieden sind die Winzer im Rheingau und an der Bergstraße mit ihrem zentralen Pflanzenschutzwarndienst, dem „Wetterfax“, das fast 30 Jahre existiert und heute mit hoher Präzision Infektionszeitpunkte und Inkubationszeiten prognostizieren kann und den 400 registrierten Winzern dadurch exakte Empfehlungen für ihre Pflanzenschutzmaßnahmen geben kann. Dennoch rechnet die Leiterin Arbeitsgruppe Phytopathologie, Prof. Dr. Beate Berkelmann- Löhnertz, im Weinbau damit, dass wohl einige Bio-Betriebe aufgeben werden und sich derzeit keine neuen Winzer finden werden, die auf Bioweinbau umstellen möchten. Die Nichtzulassung von Kaliumphosphonat brachte sehr viele Biobetriebe in diesem Jahr um ihren Lohn und das anstehende Verbot von Kupfer zum Jahresende 2018 ist auch nicht gerade ermutigend. Große Sorgen macht man sich um die immer stärker auftretende Pilzkrankheit Esca, die die Leitbahnen in den Stämmen der Rebstöcke verstopft und er dadurch vertrocknet. Die Wissenschaft hat noch kein Mittel gegen diese Rebenkrankheit gefunden.
he