Ein qualitativ guter und marktgerechter Jahrgang

PFALZ

Pfalzwein e.V. zog nach der Lese Bilanz und informierte über die aktuelle Marktsituation. Die Pfälzer Weinbaubetriebe haben 2024 einen qualitativ guten und marktgerechten Jahrgang eingebracht. Die Erträge liegen niedriger als im Vorjahr, aber treffen auf einen sinkenden Absatz und insgesamt auf ein herausforderndes Marktumfeld, in dem sich die Pfalz bislang noch gut behaupten kann.
Das Weinjahr 2024 war durch ständige Niederschläge und anspruchsvollen Pflanzenschutz sehr arbeitsintensiv für die Winzer, berichtete Boris Kranz, Vorsitzender von Pfalz­wein.
Prof. Dr. Ulrich Fischer vom DLR Rheinpfalz blickte detailliert auf die Regionen. Qualitativ seien die Burgunder aus der Südpfalz, bei geringeren Erträgen, hervorzuheben. An der Mittelhaardt habe man Riesling in ausreichender Menge in hohen Qualitäten gelesen. Insgesamt zeige die Pfalz ein heterogenes Bild, allerdings sei das Gebiet von massivem Frost, wie ihn andere Regionen verkraften müssen, verschont geblieben. Der Oenologie-Professor stellte abschließend fest, dass sich die Jungweine mit ausgeprägter Sortenaromatik und gut gepufferter Säure präsentieren.
Zur Marktsituation insgesamt hatte Prof. Dr. Simone Loose von der Hochschule Geisenheim keine guten Nachrichten. Aber sie erklärte, dass die Flaschenweine der Pfalz im Moment die erfolgreichsten seien. Sie brachte Daten der Geisenheimer Absatzanalyse mit, die Einblick ins aktuelle Marktgeschehen geben.
„Der Weinkonsum in der EU ist seit 2021 um 2,6 % zurückgegangen. Die Spanier trinken 60 % weniger als vor Jahren. Die Franzosen haben mal 100 l pro Kopf und Jahr getrunken“, erinnerte Loose. Der Wein aus den großen Weinbauländern drückt gewaltig auf den Weltweinmarkt und den deutschen Markt, der als kaufkräftig gilt. „Wir haben es mit einem langfristigen, strukturellen Problem zu tun“, betonte Loose. Sie prognostiziert von 2018 bis 2028 einen globalen Rückgang des Weinkonsums von 20 %. Die Entwicklung erhole sich nicht so schnell, denn die Winzer sind durch die Reben langfristig gebunden.
Bereits seit 2008 beobachtet Loose eine Kostensteigerung, vor allem beim Mindestlohn. Auf höhere Weinpreise reagierten die Konsumenten mit Kaufzurückhaltung. Durch die allgemeine Wirtschaftslage verzichteten viele Menschen auf Essengehen und Weineinkauf. Dazu komme ein Trend zum Gesundheitsbewusstsein und Alkoholverzicht. Das führe zu weiterem Absatzrückgang. Schon seit langem arbeite die Branche an der Entwicklung alkoholfreier Weine, was nicht einfach sei. „Es gibt derzeit ein Überangebot an Fasswein. Von den aktuellen Weinpreisen können die Winzer nicht mehr leben“, sagte Loose.
In jeder Krise liegen auch Chancen
Die Expertin gab den Rat, wo immer möglich, Kosten zu senken, Neukunden zu werben und Stärken des Betriebes und der Region herauszustellen. Die Unternehmen werden Entscheidungen treffen und Lösungen finden, davon ist Loose überzeugt. Die Pfalz hat im Vergleich zu anderen Gebieten große Betriebe und gut zu bewirtschaftende Rebflächen. In Württemberg sei die Situation dramatisch.
Im Vergleich zu Frankreich, Spanien und Italien ist Deutschland eine kleine Weinbauna­tion. Italien setzt 1 Mrd. € für seinen Weinexport ein. Eine Chance für die deutschen Anbaugebiete sei die Regionalität und der Weintourismus, um die Kulturlandschaft und die Identität der Menschen in den Re­gionen zu verdeutlichen.
Reinhold Hörner, Weinbaupräsident der Pfalz, stellte fest, dass sich die Pfalz auf dem unruhigen Weinmarkt im Vergleich zu anderen Weinregionen noch gut behaupte. Dennoch verzeichnete die Pfalz 2023 und im ersten Halbjahr 2024 Absatzrückgänge, nur Preiserhöhungen halten die Umsätze stabil. Die pfälzischen Winzer nutzen ihre Stärken in der Direktvermarktung, im Export und im Fachhandel. Bei Weißwein und Rosé sei die Pfalz gut aufgestellt – es gelte, dies weiter auszubauen.
Dr. Thomas Weihl, Leiter des Weinbauamtes Neustadt, gab Zahlen der Landwirtschaftskammer bekannt und stellte eine erste Prognose zum Absatzpotenzial des neuen Jahrgangs: „Wir haben trotz der Kaufzurückhaltung der Verbraucher normale Anstellungszahlen zur Qualitätswein-Prüfung. Wir sehen dem Absatz aufgrund der niedrigeren Ernte­menge, positiv entgegen.“
Stellvertretend für den Pfalz­wein-Geschäftsführer Joseph Greilinger erläuterte der Vorsitzende Kranz, wie die Weinwerbung auf dem problematischen Markt agieren will. Der Fokus der Pfalzwein liege auf Multi­plikatoren, weil das Budget seit 1990 nicht gestiegen sei. Geplant sind neue Akzente in der Direktvermarktung, Projekte im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und im Export. Im Weintourismus will die Pfalz verstärkt jüngere Zielgruppen ansprechen. Ein Schwerpunkt ist der Auftritt auf der ProWein in Düsseldorf, wo am Pfalz­wein-Gemeinschaftsstand im März 2025 rund 50 % mehr Betriebe vertreten sein werden. Die Pfalzwein spricht mit ihrem Schulungsprogramm die gesamte Branche an, vom Berufseinsteiger bis zum erfahrenen Profi. So soll ein klares Profil der Region aufgebaut werden. Zudem soll die Zusammenarbeit mit der Pfalz­touristik intensiviert werden. bs