Fassweinmarkt in Not

Foto: Norbert Krupp
Seit Frühjahr 2015 gingen die Preise für deutschen Fasswein zurück und bereiten den Winzern, die davon Betriebskosten und ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen, ernste Sorgen. Dr. Thomas Höfer, der Präsident der Weinbauverbandes Nahe, und sein Stellvertreter, Vizepräsident Hans-Willi Knodel, berichteten bei einer Pressekonferenz, dass seit Herbst 2015 immer mehr Kollegen ihre Existenz bedroht sehen. „Das gegenwärtige Preisniveau reicht nicht mehr aus, um die Betriebskosten zu decken; wer außerdem noch Kapitaldienst für vorgenommene Erweiterungen zu leisten hat, kommt zwangsläufig an seine Belastungsgrenze“, stellt Höfer fest.
Vermarktung nur über Dumpingpreise möglich
Bisher hätten 30 bis 40 Prozent des Naheweines exportabhängige Wege gesucht. Bei einer Gesamt-rebfläche an der Nahe von 4 200 Hektar spreche von man von einer Menge von 180 000 Hektolitern, deren Vermarktung nur noch zu Dumpingpreisen möglich sei. „Mit den großen Nachbarn sind wir bereits im Gespräch, wir sind auf eine gute Zusammenarbeit im Fassweinbereich angewiesen“, merkte Höfer an. Ein weiteres Treffen der rheinland-pfälzischen Weinbauverbände stehe an. Gemeinsam mit dem Handel müsse man sich bemühen, neue Wege zur Fassweinvermarktung zu finden.
Qualitätssteigerung durch gezielte Beratung
Für einen möglichen Weg hält Höfer die Etablierung eines Produktes mit Arbeitstitel „Rheinland-Pfalz Wein“ im Handel - ein solcher Neuanfang sei überfällig. Mit der jahrzehntelang erfolgreich exportierten „Liebfrauenmilch“, in die auch überproportionale Anteile von der Nahe geflossen sind, sei kein Staat mehr zu machen, ergänzt Knodel. Auch eine Qualitätssteigung der Fassweine durch gezielte Beratung sei ein möglicher Weg, um wieder das mittlere Preissegment zu erreichen. Man müsse Qualität über Jahre hinweg zuverlässig liefern können. Die Grundweine für aromatisierte Getränke und Verschnitte werden aus billig produzierenden Ländern bezogen, die auch große Mengen liefern könnten. „Aber die kleine Nahe spielt bei großen Mengen nur eine kleine Rolle“, merkt der Vizepräsident an. Die Moselland sei der einzige Produzent, der noch Qualitätswein von der Nahe gelistet habe.
Politik und Handel sollen Fassweinvermarktern helfen
Höfer und Knodel hoffen, dass die EU, das Weinbauministerium und das Deutsche Weininstitut den Handlungsbedarf erkennen und sich zusammen mit den Weinbauverbänden und dem Weinhandel um Lösungen bemühen. „Wir brauchen die Unterstützung der Politik, auch beim Marketing“, fordert Knodel.
Norbert Krupp