Gedenken an den Rebzüchter Georg Scheu

Sonderschau im Museum bis 6. Januar 2025

Foto: Museum Alzey
Georg Scheu ist 1879 in Krefeld geboren und machte eine gärtnerische Ausbildung. Um 1900 kam er nach Geisenheim und inter­essierte sich im Laufe der Zeit immer mehr für die Rebe und den Weinbau. Im Jahre 1909 nahm er die Stelle des Kreis­obstbautechnikers in Alzey an. Der Ausschuss der Landwirtschaftskammer für die Provinz Rheinhessen bestellte ihn zum ersten Leiter der neu gegründeten Rebschule. Georg Scheu arbeitete zunächst noch in Pfeddersheim und baute die Institution in der Dautenheimer Landstraße in Alzey zu einer großen Landesrebzucht­anstalt aus. Er befasste sich sein Leben lang mit Weinbau.
Scheu liebte aromabetonte Weine
Scheu bleibt durch seine Rebzüchtungen unvergessen. Acht Sorten werden heute noch angebaut (Scheurebe, Huxel, Siegerrebe, Faberrebe, Kanzlerrebe, Würzer, Perle von Alzey, Regner). Am erfolgreichsten ist die nach ihm benannte Scheurebe, die aktuell auf etwa 1.500 Hektar steht. Sie begeistert Weinfreunde, die aromabetonte Weine lieben.
Internationaler Scheurebe-­ Preis 2025 zum 10. Mal
Die 1916 gekreuzte Scheurebe hatte im Jahr 2016 ihr 100-jähriges Jubiläum, was der Fachverlag Dr. Fraund mit seinen zwei Fachzeitschriften WEIN+ MARKT sowie DAS DEUTSCHE WEINMAGAZIN zum Anlass nahm, den Internationalen Scheurebe-Preis ins Leben zu rufen. Der Wein-Wettbewerb wird im Frühjahr 2025 schon zum 10. Mal ausgeschrieben.
Die erzeugte Aufmerksamkeit für die bemerkenswerte Sorte konnte den Rückgang der Scheurebefläche stoppen.
Die Ausstellung im Alzeyer Museum zeigt den gesamten beruflichen Werdegang von Georg Scheu und seine Verdienste um den Weinbau. Er erforschte die Blattrollkrankheit und entdeckte im Jahr 1921 Viren als Ursache der Vergilbung der Weinreben. Erst in den 60er Jahren konnten Wissenschaftler die Viren identifizieren und bestätigten die Ergebnisse von Georg Scheu.
Nicht nur Züchter, auch Winzer und Rebschützer
Scheu hat in umfangreichen Versuchsserien in der weinbaulichen Praxis Erkenntnisse gewonnen, die er 1936 in seinem „Winzerbuch“ und in Aufsätzen und Vorträgen veröffentlichte. Er gilt als Modernisierer des Weinbaus und sein Name ist wegen der Rebzucht­anstalt, die er gründete und lange leitete, untrennbar mit der Stadt Alzey verbunden.
In der ersten Hälfte des Jahrhunderts war noch Einzelstock­erziehung üblich. Scheu experimentierte viel und erprobte auch die heute übliche Erziehung der Reben im Drahtrahmen, was den Winzerfamilien enorme Arbeitseinsparung brachte.
Sein Ziel war eine „Verbesserung des Rebsatzes“. Durch Veredelung und Kreuzung wollte er ein kräftiges Rebenwachstum, reiche und regelmäßige Erträge sowie mehr Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten erreichen. Als der Riesling als alleinige Sorte und Edelsorte propagiert wurde, erklärte er den Winzern, dass Silvaner, Riesling und Müller-­Thurgau gleichwertig seien. Der Rebzüchter verteidigte den Anbau des Müller-Thurgaus, der zuverlässig jedes Jahr Ertrag brachte und als „Brot- und Butter-Weine“, die Weinbaubetriebe wirtschaftlich absichern konnte.
Scheu war auch ein begabter Zeichner, der die wichtigsten Merkmale der Rebsorten auf seinen Zeichnungen betonte, wie es eine Fotografie nicht kann.
Auch die private Seite von Georg Scheu ist dokumentiert. Er war ein geselliger Mensch, der sich im damaligen Landwirtschaftlichen Kränzchen als Tanzlehrer engagierte, Revuen schrieb und einstudierte. Auch die Gegenwart wird in der Ausstellung im Alzeyer Museum repräsentiert, durch die modern gestalteten Werbeflyer für das Alzeyer Weinfest „Scheu-Time“, das alljährlich im Mai stattfindet. Es liegt auch das Gästebuch der Verleihung der Scheu-Plakette am Winzerfest aus, in dem sich die prominenten Preisträger verewigt haben.
Nicht zuletzt erweist die Stadt Georg Scheu mit einem von Künstlerin Doris Seibel-­Tauscher geschaffenen Stahlkunstwerk die Ehre, das seine Silhouette zeigt und einen Verkehrskreisel ziert. bs