Genossenschaften trotzen Herausforderungen

DRV warnt vor Folgen durch SUR

Foto: Christian Thiel
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) freut sich auf Weine des Jahrgangs 2023. „Die Verbraucher dürfen von Genossenschaftsweinen aus allen deutschen Gebieten gute Qualitäten erwarten“, so der Vorsitzende des DRV-Fachausschusses Weinwirtschaft, Henning Seibert, beim Weinempfang des Verbands in Berlin. Angesichts der Herausforderungen sei das dieses Jahr keine Selbstverständlichkeit, so der Vorstandsvorsitzende der Winzergenossenschaft Moselland.
Trockenphasen, Regenperio­den, daraus resultierender Schädlingsbefall und Krankheiten hätten die Arbeit in den Weinbergen fordernd gemacht. Seibert: „Mit viel Aufwand und Selektion haben die Winzer eine gute Ernte in die Keller der Genossenschaften gebracht.“
Der DRV warnte den Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir vor pauschalen Reduktionszielen von Pflanzenschutzmitteln und einem Komplettverbot für sensible Gebiete: „Das anspruchsvolle Vegetationsjahr 2023 untermauert, wie wichtig Pflanzenschutzmittel für die Sicherung von Ertrag und Qualität sind“, betonte DRV-Präsident Franz-­Josef Holzenkamp. Der EU-Vorschlag zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) müsse kritisch überprüft und die sensiblen Gebiete neu definiert werden.
Holzenkamp betonte: „Wenn es bei den EU-Plänen bleibt, sind die Folgen für den deutschen Weinbau, Mitarbeitende, Verbraucher und für den Tourismus verheerend. Brachliegende Flächen werden ehemalige Kulturlandschaften prägen.“
Eine enorme Belastung für Erzeuger sind die hohen Produktionskosten. Seibert wies auf die stark gestiegenen Preise für Energie, Dünger und Pflanzenschutz sowie Flaschen, Verpackungen und Logistik hin. Auch die Erhöhung des Mindestlohns wirke im Jahr 2023 mit aufwendiger Arbeit besonders belastend. Die Winzergenossenschaften hätten viel für die Konsumenten abgefedert. „Es gab nur moderate Preiserhöhungen. Der Preis für eine Flasche Wein spiegelt nicht annähernd die Kostensteigerungen der Erzeugung und auch nicht das hohe Qualitätsniveau wider“, so Holzenkamp. Umso irritierender sei, dass der Lebens­mitteleinzelhandel aktuell von den Genossenschaften fordere, die Preise zu senken.
Der Handel dürfe seine Marktmacht nicht ausnutzen und die heimische Weinwirtschaft gegen internationale Konkurrenz ausspielen. Das sei nicht im Sinne der Verbraucher, die regionale Weine im Regal wollen.
Von der Weinqualität konnten sich die rund 180 Besucher des DRV-Weinempfangs in Berlin überzeugen. Gäste aus Politik, Genossenschaften, Weinwirtschaft und Verbänden verkosteten 19 Genossenschaftsweine. Mit von der Partie war die frisch gekrönte Deutsche Weinkönig Eva Brockmann aus Franken. Die genossenschaftliche Weinwirtschaft trägt rund ein Drittel zur gesamten deutschen Wein­erzeugung in Deutschland bei. Die 144 Winzer- und Weingärtnergenossenschaften haben im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 800 Mio. Euro erwirtschaftet. DRV