Globale Verschiebung der Weinpräferenzen

100 Jahre OIV

Die OIV (Internationale Organisation für Rebe und Wein) gab auf der Wine Paris & Vinexpo Paris die Entwicklung der weltweiten Weinerzeugung und des Weinverbrauchs nach Weinfarben im Zeitraum 2000 bis 2021 bekannt. John Barker, der neue Generaldirektor der OIV, und Giorgio Delgrosso, Leiter der Abteilung Statistik und digitale Transformation der OIV, stellten fest, dass sich in den letzten Jahrzehnten die Erzeugung und der Verbrauch von Weiß- und Roséweinen insgesamt positiv entwickelt haben, während die Rotweinmengen zurückgegangen sind. Dieser Strukturwandel sei vor allem auf Veränderungen der Verbraucherpräferenzen zurückzuführen.
Nachfrage nach Rotwein geht weltweit zurück
Weltweit sind Angebot und Nachfrage nach Rotwein in den letzten zwanzig Jahren deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2021 hat sich die Produktion seit dem Höchststand im Jahr 2004 um 25 % reduziert. Zu Beginn des Jahrhunderts machten Rotweine durchschnittlich 48 % der erzeugten Gesamtmenge aus, in den letzten Jahren sank der Rotweinanteil auf 43 %.
Auch in allen europäischen Rotwein erzeugenden Ländern hat sich im Zeitraum 2000 bis 2021 das Angebot vermindert. Besonders hervorzuheben ist neben Italien der starke Rückgang in Frankreich, das heute 50 % weniger Rotwein erzeugt als zu Beginn des Jahrhunderts. Diese Rückgänge wurden nur teilweise durch außereuropäi­sche Erzeugerländer wie Chile, Argentinien, Australien, die USA und Südafrika, ausgeglichen, die ihre Rotweinerzeugung ausdehnten. Von den zehn Ländern mit den höchsten nationalen Rotweinanteilen liegen sieben außerhalb Europas.
Ebenso ist der Konsum von Rotwein in den letzten 20 Jahren vor allem in großen europäischen Ländern gesunken. Deutschland, Frankreich, Ita­lien und Spanien verzeichnen verminderte Nachfrage, im Gegensatz zu China, den USA, Russland und Brasilien. Die sechs wichtigsten Länder nach dem prozentualen Anteil von Rotwein an ihren nationalen Weinkonsum außerhalb Europas liegen in Südamerika und Ostasien.
Stabiler Trend zu Weißwein
Zu Beginn des Jahrhunderts machte Weißwein 46 % des Weltweins aus, in den letzten Jahren stieg der Anteil auf 49 %. Einer der Haupttreiber dieses Anstiegs ist der Schaumweinboom. Die wichtigsten Länder, die zum weltweiten Wachstum beigetragen haben, sind Italien (angetrieben durch den weltweiten Erfolg von Prosecco), die USA, Südafrika und Australien. Auch Frankreich und Spanien verzeichneten seit Beginn des Jahrhunderts einen stabilen Trend.
Der Anstieg der Nachfrage nach Weißwein wird vor allem von drei wichtigen Schaumweinmärkten USA, Deutschland und Großbritannien getragen. Der Anstieg des Konsums in diesen Ländern gleicht den Rückgang in großen Weinkonsumländern wie Frankreich und Spanien mehr als aus.
Markt für Roséwein wächst
In den letzten zwanzig Jahren ist der Markt für Roséwein weltweit um 25 % gewachsen. Zu Beginn des Jahrhunderts machten Roséweine 6 bis 7 % aus, mittlerweile sind es mehr als 8 %.
Das Angebot an Roséwein ist viel konzentrierter als bei Weinen anderer Farben, die drei größten Erzeugerländer haben zwei Drittel Anteil. Beim Rosé führt Frankreich, aber auch Chile und Südafrika verzeichnen in den letzten zwanzig Jahren hohe Wachstumsraten. Wie bei Weißweinen ist das Wachstum des Rosé-Marktes vor allem auf steigende Nachfrage in Großbritannien, Deutschland und den USA zurückzuführen. Frankreich ist mit Abstand der wichtigste Markt auf Weltebene und repräsentiert mehr als ein Drittel der weltweiten Nach­frage. oiv