Der 43. Weltkongress für Rebe und Wein und die 20. Generalversammlung der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) haben in Ensenada in Mexiko stattgefunden. Starke Trockenheit und extreme Hitze stellen eine neue Bedrohung für den Weinbau dar. Im Jahr 2022 wird trotz der Hitzewelle, die viele Regionen der Welt heimgesucht hat, erwartet, dass die weltweite Weinmenge auf dem Niveau des letzten Jahres bleibt. Dies wäre das vierte Jahr infolge, in dem die globale Erntemenge leicht unterdurchschnittlich ist. Die Traubenreife war, geprägt von extremer Hitze und rekordverdächtiger Dürre, in den Weinbergen auf der ganzen Welt beschleunigt.
Globale Weinerzeugung liegt bei 259,9 Mio hl
Die OIV beziffert die globale Weinerzeugung 2022 auf 257,5 bis 262,3 Mio. hl. Die mittlere Schätzmenge beläuft sich demnach auf 259,9 Mio hl und liegt damit ein Prozent unter dem Vorjahr. Die OIV berichtet von – trotz Trockenheit und Hitzewellen – über den Erwartungen liegenden Erträgen in Europa und einem durchschnittlichen Niveau auf der Südhalbkugel und in den USA. „Insgesamt haben die trockenen und heißen Bedingungen in verschiedenen Regionen der Welt 2022 zu frühen Ernten und durchschnittlichen Mengen geführt, dennoch wird eine insgesamt gute Qualität erwartet“, so die OIV. Für große Länder wie China und Russland gebe es noch keine Daten.
Die Schätzung basiert auf Informationen aus 29 Ländern, die zusammen 91 % der Welterzeugung 2021 ausgemacht haben. Die OIV stellte fest, dass die in den vergangenen Jahren auf regionaler Ebene zu beobachtenden starken Produktionsschwankungen die Prognosen zusätzlich erschwerten.
Trockenheit weltweit ein Problem
Für die Europäische Union beziffert die OIV die Weinmenge ohne Säfte und Moste auf 157 Mio. hl, das wären 2 % mehr als 2021. Insgesamt stelle sich die Situation EU-weit witterungsbedingt sehr heterogen dar. Das Weinaufkommen wird in Italien auf 50,3 Mio. hl geschätzt und damit auf Vorjahresniveau, während für Frankreich mit 44,2 Mio. hl eine Steigerung um 17 % ausgewiesen wird. Spanien, der drittgrößte Weinerzeuger weltweit, kommt auf 33,0 Mio. hl, das sind 6 % weniger als 2021. Für Deutschland rechnet die OIV mit 8,9 Mio. hl Wein, das wären 2 % mehr als im Vorjahr.
In den USA, den weltweit viertgrößten Weinerzeugern, werden laut der OIV 23,1 Mio. hl Wein gekeltert, womit die Vorjahresmenge um 4 % verfehlt würde. Die Fachleute führen dies auf Frostschäden und unzureichende Wasserversorgung zurück. In der gesamten südlichen Hemisphäre geht die OIV von einem Rückgang der Weinerzeugung um 7 % gegenüber dem Vorjahr auf etwa 55 Mio. hl aus.
Im Einzelnen kommt Chile auf 12,4 Mio. hl, Argentinien auf 11,4 Mio. hl und Brasilien auf 3,2 Mio. hl; im Vergleich zu 2021 rund 7 % sowie 9 % und 10 % weniger Erntemenge. In Australien wird mit 12,1 Mio. hl eine um 18 % kleinere Weinmenge erwartet, während Neuseeland mit 3,8 Mio. hl um 44 % über dem Vorjahr liegt und einen Rekord erreicht. age