Große Solidarität mit ukrainischen Kollegen

BDO-Seminar

Foto: BDO
Wie kann die deutsche Weinwirtschaft ukraini­schen Kollegen helfen und welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine auf die Branche? Um diese Fragen drehte sich ein Online-Seminar vom Bund Deutscher Oenologen (BDO) Ende März, der den Veranstaltungserlös spendete. „Der mit nichts zu rechtfertigende Krieg von Wladimir Putin ist auch für die Weinwirtschaft eine Zäsur“, verdeutlichte BDO-Präsident Prof. Dr. Erik Schweickert. Er zeigte sich tief betroffen vom Krieg und solidarisch mit den ukrainischen Kollegen.
Betroffene Kollegen aus der Ukraine berichten
Dr. Andrii Tarasov, der aus der Ukraine stammt, und Prof. Dr. Jon Hanf (beide Hochschule Geisenheim) erörterten mögliche Hilfsmaßnahmen mit Kollegen aus der Ukraine. Das seit Kriegsbeginn geltende Verbot des Verkaufs alkoholischer Getränke, der aktuell schwierige Weinexport und die komplette Zerstörung mancher Weingüter nannte Evgeniya Nikolaichuk, Journalistin beim Magazin „Guide to GoodWine“, als jetzige Herausforderungen. Sie gab einen Überblick über die Weinbranche der Ukraine, deren 42.000 ha Rebfläche sich auf sechs Weinregionen verteilt.
Anregungen für Hilfsmaßnahmen gab Anna Gorkun, Inhaberin und CEO der „46 parallel wine group“. Erschütternd waren die Bilder, die Denis Halupenko von seinem Weingut Château Kurin in der ost­ukrainischen Stadt Stepanivka zeigte. Wie Denis“ Sohn Nazar auf Deutsch erklärte steckten russische Soldaten ihr Weingut in Brand. „Leichen und kaputte Panzer lagen um das Weingut“, sagte Nazar. Die Weinberge seien kaum zerstört, sie bräuchten nun aber einen Traktor für den Rebschutz. Die Familie ist aktuell bei Freunden in Deutschland untergebracht, hofft aber im Sommer zurückkehren und im Herbst lesen zu können.
„Die ukrainische Weinwirtschaft benötigt helfende Hände“, erklärte Olga Titlova, Assistenzprofessorin an der Odessa National Academy of Food Technology. Auf einer Karte zeigte sie die Weinregionen der Ukraine. Es gebe derzeit keinen sicheren Platz mehr in ihrem Land. Man könne helfen, indem die deutschen Hochschulen weiter mit den vier ukrainischen Agrarhochschulen kooperieren, so Titlova. Dies wolle weiterhin die Hochschule Geisenheim tun. Aktuell sind sechs Austauschstudierende aus der Ukraine an der HGU, erklärte Sonja Thielemann vom International Office.
Probleme auf deutscher Seite sind marginal
Viele deutsche Unternehmen haben ihre Geschäftsbeziehungen mit Russland stillgelegt, wie Dr. Sebastian Potyka von der Pieroth Wein GmbH berichtete. Er möchte mit Einkäufern sprechen, um künftig in der Ukraine tätig zu sein.
„Die Probleme auf deutscher Seite sind im Vergleich marginal“, so DWI-Chefin Monika Reule. Russland habe als Exportmarkt sowohl im Umsatz als auch Absatz im letzten Jahr stark zugenommen, sei aber wie die Ukraine kein großer Markt für deutsche Weine. Als Herausforderungen auf Erzeugerseite in Deutschland nannte Reule die Kostenexplosionen bei Betriebsmitteln, Rohstoffmangel und verstärkte Kaufzurückhaltung durch Inflation und Verteuerung von Lebensmitteln. Das DWI habe alle Projekte in Russland auf Eis gelegt. Auf der Webseite findet sich eine Übersicht von Hilfsaktionen der deutschen Weinwirtschaft. Das DWI unterstützt bei der Vermittlung von ukrainischen Geflüchteten aus der Weinbranche in die Branche.
Wie man helfen könne, zeigte Robert Lönarz, Leitung Kommunikation HGU. Direkte Hilfe wie an der Ahr sei derzeit nicht möglich. Die Hochschule Geisenheim bereite einen Friedenswein, der versteigert werden soll. Zudem werde eine Webseite zur Vermittlung mit Geflüchteten gestaltet. Er rief Winzer dazu auf, einen Solidaritätszuschlag auf ihren Weinen einzuführen und den Erlös zu spenden.