Die Aussicht auf eine qualitativ „sehr gute“ Ernte und eine Menge auf Vorjahresniveau lassen die badischen Winzergenossenschaften optimistisch in die Zukunft blicken, wie Dr. Roman Glaser auf der Herbstpressekonferenz der badischen Genossenschaften in der Bezirkskellerei Markgräflerland (Efringen-Kirchen) erläuterte. Der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes kurz BWGV, geht nach derzeitigen Schätzungen davon aus, dass die 76 Winzergenossenschaften in Baden in diesem Jahr knapp 85 Mio. l lesen werden, was in etwa einer Normalernte entspricht. Im vergangenen Jahr lag das Volumen bei 84,8 Mio. l. Laut Glaser blieben die Mitgliedswinzer der badischen Kooperativen 2016 weitgehend von größeren Unwettern und Hagel sowie Schäden durch die Kirschessigfliege verschont. Allerdings stellte sie das Jahr vor einige Herausforderungen, denn die extrem feuchte Witterung in den Monaten Mai und Juni führte zu Pilzinfektionen durch Peronospora „in einem bisher nicht gekannten Ausmaß“. Durch sorgfältiges Arbeiten in den Weinbergen konnten „die negativen Auswirkungen der Pilzinfektionen allerdings in sehr engen Grenzen gehalten werden“, betonte Glaser.
Guter Jahrgang könnte die Marktlage stabilisieren
Als „Geschenk des Himmels“ habe sich schließlich der sonnige und trockene Spätsommer in Verbindung mit kühlen Nächten erwiesen. Die Trauben seien derzeit in einem „hervorragenden Zustand“. Das lasse die Herzen der Winzer höher schlagen und die Konsumenten dürften sich auf sehr gute Qualitäten freuen. Der BWGV-Präsident rechnet nun damit, dass die Weine des Jahrgangs 2016 dazu beitragen, die Marktlage der badischen Kooperativen weiter zu stabilisieren beziehungsweise zu verbessern. Nach Angaben von Glaser verkauften die badischen Genossenschaften im vergangenen Jahr insgesamt 81,2 Mio. l Wein und Sekt. Das waren 2,2 Prozent weniger als im Jahr davor. Der Umsatz sank dabei um 0,5 Prozent auf 261,8 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr 2016 schrumpfte der Absatz gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um weitere 0,8 Prozent auf 38,9 Mio. l, während der Umsatz mit 122,6 Mio. Euro annähernd stabil (-0,1 Prozent) gehalten werden konnte. „Durch Preiserhöhungen konnten die Absatzrückgänge etwas aufgefangen werden“, kommentiert Glaser. Der Durchschnittserlös je Liter Wein und Sekt lag im ersten Halbjahr 2016 bei 3,15 Euro (und damit 2 Cent über dem Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums). Wie Glaser weiter ausführte, hält in Baden der Strukturwandel im Weinbau an. Die Zahl der Betriebe verringerte sich von 25 480 (im Jahr 2000) auf 14 600 (zum Jahresende 2015). Vor allem kleine Nebenerwerbsbetriebe haben vermehrt aufgegeben, während die Zahl der Betriebe mit über 5 ha Rebfläche kontinuierlich zugenommen hat (von 571 im Jahr 2000 auf 812 zum Jahresende 2015). In Baden existieren derzeit 76 Winzergenossenschaften, darunter 36, die ihre Weine im eigenen Keller ausbauen. Die genossenschaftlichen Rebflächen in Baden haben sich 2015 leicht von 10 446 auf 10 400 ha verringert. Das entspricht immer noch fast 70 Prozent der Gesamtrebfläche des Gebiets.
Zukunftsperspektiven
Der BWGV möchte nun vor dem Hintergrund der zunehmenden Herausforderungen im Weinbau sein Engagement in der Beratung intensivieren. Der Verband entwickelt sich laut Glaser „mehr und mehr zum strategischen Partner“ seiner Mitgliedsgenossenschaften. „Eine Winzergenossenschaft hat in ihrer Zukunftsgestaltung immer drei Optionen“, erklärte der Verbandspräsident. „Neben Fusionen sind dies Kooperationen sowie die zukunftsorientierte strategische Neuausrichtung in Eigenregie.“ Bei allen drei Prozessen wolle der BWGV die Kooperativen intensiv unterstützen. So biete der Verband umfangreiche Struktur- und Zertifizierungsberatungen für die Winzergenossenschaften an, aber auch strategische Unterstützung, Beratungen auf der Kostenseite sowie in allen Fragen der Oenologie.
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