Kleiner, aber feiner Herbst

NAHE

Der Weinbauverband Nahe hatte am 23. Oktober zur Herbstpressekonferenz ins Weingut Kruger-Rumpf nach Mün­ster-­Sarmsheim eingeladen und zog Bilanz nach einer herausfordernden Turbolese. Die Schlagkraft der Lohnunternehmer ermöglichte eine extrem schnelle Ernte und rettete die sehr guten Traubenqualitäten. Nach den hohen Niederschlägen Mitte September musste es schnell gehen, auch um die Erntemengen rechtzeitig vor der Fäulnis zu bergen. „Klein, aber fein“, fasste der Weinbaupräsident der Nahe, Rainer Klöckner, die diesjährige Weinlese zusammen. Den neusten Schätzungen zufolge ernteten die Nahewinzer in diesem Herbst 246.000 hl Wein, so wenig wie seit Jahren nicht mehr. 2019 waren es 339.000 hl – bei gleichgebliebener Rebfläche. Dafür freut sich Klöckner über einen qualitativ guten Jahrgang.
Schlagkraft sichert Qualität und Menge
Anfang Mai, als die Reben gerade ausgetrieben hatten, zerstörte Hagel an der unteren Nahe und rund um Guldental sowie Schweppenhausen die zarten Blättchen, was lokal zu großen Schäden bis hin zu Totalausfällen führte. In Guldental beschädigte Ende August noch einmal Hagel viele reifende Beeren. Der heiße August beschleunigte die Traubenreife und führte zu einer sehr frühen Ernte. Die Erträge blieben hinter den Erwartungen zurück, was Klöckner mit kleinen Beeren in diesem Jahr und der schlechten Pressausbeute erklärte.
Nachdem am 24. September 40 L/m2 Niederschlag gefallen war, musste es schnell gehen, um die Ernte und die Qualität zu retten. Viele Winzer hatten zu diesem Zeitpunkt aber den Großteil der Lese bereits hinter sich. Klöckner ist dankbar für die hohe Schlagkraft der Lohn­unternehmer, die dieses Jahr in kürzester Zeit die Ernte ins Kelterhaus brachten.
Marktlage macht Winzern Sorgen
Sorgen macht den Winzern der Konsumrückgang und dümpelnde Fassweinmarkt. Die niedrigen Erzeugerpreise decken bei Weitem nicht die Kosten. Der steigende Mindestlohn und die überbordende Bürokratie machen Winzern das Leben schwer. Aktuell erschwert zudem die US-amerikanische Zollpolitik den Wein­export, so Klöckner. Ein Problem sind auch schwankende Erntemengen, die den Handel verunsichern, sodass sie sich anderen Regionen zuwenden.
Gravierende Auswirkungen auf die Landschaft
Steigende Kosten, sinkender Konsum und nicht deckende Preise erschweren den Winzern, Gewinn zu erzielen, sodass viele Betriebe Flächen brachliegen lassen oder ganz aufgeben. „Der Strukturwandel mit Flächenverlusten wird an der Nahe gravierende Auswirkungen auf das Landschaftsbild haben“, sagte Klöckner. „Die Situation ist für viele Winzer angespannt und er­fordert Lösungen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene.“
Der gastgebende Winzer ­Georg Rumpf hält Flurbereinigungen für sinnvoll, um Weinbauflächen zusammenzulegen, dauerhaft in der Bewirtschaftung zu halten und dabei auch die Belange des Naturschutzes zu berücksichtigen. bs