Kommunikation über Nutzen des Pflanzenschutzes

Foto: Elke Setzepfand
Der Druck der Politik und Gesellschaft auf die Landwirtschaft weniger Pflanzenschutzmittel anzuwenden nimmt stetig zu. Die Firma Syngenta reagiert darauf mit verstärkter Kommunikation mit der Politik und richtet dazu eigens ein Büro in Berlin ein. Den zur Spezialberatertagung in Maintal zahlreich erschienenen Pflanzenschutzberatern der Spezialkulturen Obst-, Gemüse- und Weinbau dankte das Unternehmen für die gute Zusammenarbeit und informierte über weitere Entwicklungen. Hans-Josef Burkl, Leiter Spezialkulturen, erklärte, dass die Erlössituation der Sonderkulturbetriebe nach dem Extremjahr 2018 schlecht aussieht, höhere Kosten durch Beregnung und Mindestlohn konnten im Gemüse- und Erdbeeranbau nicht an die Verbraucher weitergegeben werden.

Kommunikation mit Politik und Gesellschaft
Dr. Günther Peters, Leiter Registrierung von Pflanzenschutzmitteln, stellte fest, dass mit Dieselskandal, Klimawandel und Insektensterben der Ton in der Politik und in der Gesellschaft rauer werde. Der gesellschaftliche Druck auf die Politik steige, die konventionelle Landwirtschaft stehe für den chemischen Pflanzenschutz, einzig die ökologische Wirtschaftsweise werde als heilbringend angesehen. „In unserer Gesellschaft wird ideologisiert, wird das Risiko überbewertet und der Nutzen nicht mehr gesehen“, klagte Peters. Er zeigte das Vorgehen der Wirkstoffgenehmigung in der EU auf. In Deutschland sei die Zulassung von Pflanzenschutzmittel sehr kompliziert. Nicht nur, dass sich vier Behörden damit beschäftigen, die Institutionen dienen darüber hinaus auch noch unterschiedlichen Herren. So ist die Dienstaufsicht für BVL, BfR und JKI jeweils das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, während das UBA, das mit einem
Vetorecht ausgestattet wurde, als Dienstherren das Bundesministerium für Umwelt hat. Seit die EU das Genehmigungsverfahren im Jahr 2016 geprüft hat, werden mehr Anträge bearbeitet, dennoch sind Anträge aus den Jahren 2013, 2014 und 2015 nicht abgearbeitet. Den Behörden fehle eine Strategie zum Abbau alter Anträge. „Vor allem Generika profitieren von dieser Situation“, so Peters. Deutschland verliere als bewertender Mitgliedstaat an Bedeutung. Seit der Rüge werden nun mehr Anträge aus anderen Mitgliedstaaten der gleichen Zone anerkannt. Erschwerend für die Firmen sei, dass die Zulassungsdauer stetig sinke – derzeit auf 3,8 Jahre. Letztlich werde die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirte gefährdet, das Abwandern von Kulturen hingenommen und die Lückenindikation weiter erschwert. Zum politischen Ziel der EU „weniger chemische Pflanzenschutzmittel“ sieht Peters massive Wirkstoffverluste in den nächsten Jahren auf die Landwirtschaft zukommen. Er plädiere für eine breite Kommunikation in die Öffentlichkeit. Peter Hefner, Leiter Nachhaltigkeit, ließ das Jahr 2018 mit den Schlagzeilen Revue passieren, um festzustellen, dass die Blattmacher immer weniger Zeit für die Recherche aufwenden, da die Verlage aufgrund sinkender Abonnenten an Redakteuren sparen. Viele nutzen die sozialen Medien zur Recherche, was den Graben auch zwischen Land- und Stadtbevölkerung vertiefe. So sei das Wahlergebnis nach dem Volksbegehren in Bayern in vielen Medien hochgespielt worden, so Hefner.
Zukünftig mehr biologische Wirkstoffe
Eine gute Einordnung von kritischen Themen sei sowohl für die Politik als auch für die Gesellschaft kaum mehr möglich. Die Wissenschaftlichkeit erodiert, es gebe einen Trend zur Skandalisierung und für die Politik bleibe als Instrument nur die Regulierung. Hefner sieht den Wirkstoff Glyphosat als Stellvertreter-Debatte, es gehe um alle Pflanzenschutzmittel. Eine Lösung sieht Syngenta in verstärkten Kontakten zu Politik und Gesellschaft, es gehe darum Politikern Handlungsspielraum zu verschaffen und in den Medien den Nutzen des Pflanzenschutzes zu thematisieren. Man werde sich mit NGOs, Parteien, Regierungen und Naturschutzverbänden treffen, zuhören, Ideen aufgreifen, eigene Standpunkte überprüfen und Netzwerke knüpfen. Erste Ansätze sieht Hefner in Projekten zur Bienenweide, in denen über 10 000 Landwirte Blühstreifen säten, die von Syngenta gesponsert wurden. Aktionen wie „Schau ins Feld“ oder „Frag doch mal den Landwirt“ seien richtige Schritte, Hefner wünsche sich allerdings eine koordinierte Kommunikation in der Branche von Landwirten, Beratern, Handel, Wissenschaft sowie Industrie. Syngenta biete Argumentationshilfen zum Thema Pflanzenschutz an. Welch große Rolle die Lückenindikation in Sonderkulturen spielt, zeigte Dr. Peters. So werden 67 Prozent der Fungizide sowie 26 Prozent der Insektizide und Akarizide derzeit über die Lückenindikation genehmigt. Im laufenden Verfahren der Lückenindikation seien derzeit 60 Prozent Fungizide, 21 Prozent Insektizide mit Akariziden und 19 Prozent Herbizide betroffen. Auswege sieht Syngenta langfristig in der Entwicklung von Biologicals aus Mikroorganismen wie Viren, Bakterien und Pilzen und kurzfristig im Einsatz von biologischen Wirkstoffen kombiniert in Pflanzenschutzstrategien im konventionellen Anbau. In der Schweiz nimmt der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln für den konventionellen Anbau seit Jahren ab, der Einsatz der biologischen Pflanzenschutzmittel steigt. Vor allem Schwefel, Paraffinöl und Kaolin werden vermehrt auch von konventionell wirtschaftenden Betrieben eingesetzt – der Befallsdruck entscheidet. zep