Marketingimpulse in einem stagnierenden Markt

RHEINLAND-PFALZ

Foto: André Kunz, Pfalzweinfoto
Ein volles Haus in der Aula des DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Oppenheim zeigte beim 30. WeinMarketingtag Rheinland-Pfalz des Kompetenzzentrums Weinmarkt und Weinmarketing RLP, wie wichtig gerade in schwierigen Zeiten Impulse und kreativer Austausch sind. Unter dem Titel „Einfacher wird's nicht! Marketing auf einem stagnierenden Weinmarkt“ ging es um aktuelle Absatzzahlen und erfolgreiche Marketingbeispiele aus der Praxis.
Impulsgeber seit 30 Jahren
Michael Lipps, Dienststellenleiter des DLR RNH, blickte auf die Entwicklung des Wein­marketings in den letzten Jahrzehnten: „In den 90er Jahren waren Kommunikation und Werbung die bestimmenden Themen, in den 2000er Jahren ging“s vor allem um den Weinfachhandel und Kooperationen, in den 2010er Jahren war die Positionierung des Weinguts im Markt das Leitthema und in den 2020er Jahren rückte der digitale Weinabsatz in den Fokus.“ Das Marktgeschehen sei anspruchsvoll und erfordere Anpassungsfähigkeit und Innovationsbereitschaft von selbstvermarktenden Weingütern.
Trotz der aktuell schwierigen Marktlage richtete Staatssekretär Andy Becht den Blick auf die positiven Aspekte des Weinmarktes. So verwies er auf die Innovationskraft der Branche: „Jetzt ist die Zeit für Diversifikation. Gehen Sie nicht dahin, wo die Mehrheit ist, suchen Sie sich die Nische!“
Blick in die Absatzanalyse
„Angesichts eines krisensensiblen Produkts wie Wein und des stagnierenden Markts zeigen wir heutenBeispiele, wie es trotzdem geht“, erklärte Bernd Wechsler als Leiter des Kompetenzzentrums.
Prof. Dr. Simone Loose, Hochschule Geisenheim University, stellte in Oppenheim aktuelle Zahlen aus der Geisenheimer Absatzanalyse vor. Die Auswertung für Direktvermarkter von der Mosel, aus Rheinhessen und der Pfalz ließ erkennen, dass der Absatz von Januar bis Oktober 2023 um 8 % zurückgegangen ist, bei gleichzeitig gestiegenen Kosten. Davon waren vor allem die Vertriebswege LEH und Großhandel betroffen. Die Umsätze in der ­Direktvermarktung, dem Fachhandel und im Export konnten aber zumindest gehalten werden. Die Selbstvermarktung zeigt die höchsten Erlöse bei der bisher stärksten Preissteigerung, was die Wichtigkeit dieses Vertriebswegs in der aktuellen Krise unterstreicht.
Loose zeigte, dass der Druck auf eine höhere Effizienz und die Professionalisierung des Weinmarketings steigt: „In den letzten 30 Jahren hat sich die Branche langsam angepasst und wurde immer effizienter. Angesichts der aktuellen Situa­tion erwarte ich allerdings einen Struktur-Bruch anstelle eines langsameren Strukturwandels.“ Gleichzeitig empfahl die Expertin den Winzern: „Schauen Sie genau auf Ihre Betriebsdaten und werten Sie sie aus. Sie müssen Ihre Bestandskunden professionell bespielen, denn wenn Sie es nicht tun, tun es andere.“
Rennradfans entdecken die Weinlandschaften
Peter Bender, Michael Haas und Nils Feuerhelm stehen hinter cincincycling. 2020 starteten die drei mit der Idee, ihrer Rennrad-­Community die Heimatregion Nahe/Rheinhessen und das Genussprodukt Wein näher zu bringen. „Wir wollen urbane, coole und kaufkräftige Leute hierher bringen und ihnen abends nach den Radtouren auf dem jeweiligen Weingut auch Weinbasiswissen vermitteln“, so Michael Haas. Bei den Touren werden verschiedenste Betriebe besucht, von jung und kreativ bis klassisch-konservativ.
Mythos Mosel: Zehn Jahre Erfolgsgeschichte
2013 motivierte ein kritischer FAZ-Artikel eine Gruppe von Jungwinzern dazu, die neue, attraktive Seite der Mosel zu zeigen. Matthias Meierer stellteals Mitinitiator die Entwicklung des besonderen Gemeinschaftsprojektes Mythos Mosel vor. Nach zehn Jahren und den Herausforderungen der Pandemie ist Mythos Mosel heute die wichtigste Jahrgangsverkostung mit etwa 120 Weingütern, die jährlich in drei Abschnitten entlang des Flusses stattfindet.
Viel mehr als nur Sauvignon blanc
Nach Stationen in der Pfalz, Italien, Württemberg, Südafrika und Hamburg tauschte
Oliver Zeter den kaufmännischen Beruf mit dem des Winzers. Heute produziert Zeter mit seinem Team in Neustadt Weine, die Regionalität und interna­tionales Flair vereinen. Seine große Leidenschaft gilt dem Sauvignon blanc. Oliver Zeter betreibt kein Weingut, er nutzt die Flexibilität einer Kellerei: Mit Vertragswinzern arbeitet er in der Traubenproduktion zusammen. Langjährige Kooperationen ermög­­lichen ihm, Weine aus Toplagen auszubauen, die auf höchste Qualität abzielen. Auch in anderen Bereichen arbeitet er effizient mit Logistikpartnern zusammen: Durch das Modell des Out­sourcing kann er sich auf den Ausbau von Weinen und einen professionellen Vertrieb zu konzentrieren. Kompetenzzentrum Weinmarkt & Weinmarketing/ak