Massiver Peronosporabefall in vielen Gebieten - Großversuch für Öko-Winzer eröffnet

Foto: DLR Rheinpfalz
Durch den ständigen Regen und die andauernde, extreme Feuchtigkeit, breitet sich in allen Weinbaugebieten der Falsche Mehltau (Peronospora) massiv aus. Besonders betroffen ist der Öko-Weinbau, denn das einzige Mittel, das helfen könnte, ist nicht mehr erlaubt. Bis 2013 stand den deutschen Öko-Winzern das Pflanzenstärkungsmittel Kaliumphosphonat zur Verfügung. Dann wurde es als Pflanzenschutzmittel eingestuft und müsste nun erst in die EU-Öko-Verordnung aufgenommen werden, um wieder angewendet werden zu können. Der große Vorteil von Kaliumphosphonat liegt darin, dass es von der Pflanze aufgenommen wird und deshalb regenstabil ist. Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) teilte mit, dass es keine Ausnahme für Kaliumphosphonat innerhalb der EU-Öko-Verordnung gibt. Wer den Wirkstoff einsetzt, muss seine Weine konventionell vermarkten. Die Ökoprämie würde in diesem Jahr im Falle einer verbotenen Anwendung nicht gezahlt. Eine Rückforderung bereits gezahlter Prämien würde nicht erfolgen. Flächen, die mit Kaliumphosphonat behandelt werden, gehen wieder in eine dreijährige Umstellungsphase. „Die Winzer riskieren 2016 entweder den totalen Verlust ihrer Ernte oder sie haben drei Jahre keinen Öko-Wein, den sie verkaufen können“, verdeutlichte Ecovin-Vorsitzender Andreas Hattemer die prekäre Situation.
Notfallzulassung des BVL zum Einsatz von Kupfer
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat, über die „Zulassung für Notfallsituationen im Pflanzenschutz“, erlaubt, dass statt 3 kg/ha nunmehr 4 kg/ha Kupfer im Jahr 2016 eingesetzt werden dürfen. Nicht geändert hat sich die maximale Aufwandmenge von 15 kg Kupfer/ha in fünf Jahren. Nach Rheinland-Pfalz macht sich nun auch Baden-Württemberg für die erneute Zulassung von Kaliumphosphonat zur Behandlung des Falschen Mehltaus im Öko-Weinbau stark. „Wir werden bei der EU-Kommission auf den dringenden Handlungsbedarf hinweisen, um die Betriebe in dieser Notsituation zu unterstützen“, so die Minister. Weinbauminister Wissing erlaubte dem Staatsweingut Bad Kreuznach die Ausbringung von Kaliumphosphonat im Rahmen eines wissenschaftlichen Großversuchs, um einen Totalverlust der Ernte abzuwenden. Das Weingut wird den Bio-Status für mindestens ein Jahr verlieren.
Großversuch für alle Öko-Winzer mit Kaliumphosphonat
Dieser Großversuch konnte für alle interessierten Ökobetriebe geöffnet werden. Zugleich wird auf die rechtlichen Unwägbarkeiten hingewiesen, das Risiko liegt beim Anwender. Die Ministerien setzten sich dafür ein, dass der wissenschaftliche Versuch bei der EU-Kommission notifiziert wird. In Rheinland-Pfalz droht auf der insgesamt 6 000 ha großen Ökoweinbaufläche und in Baden-Württemberg auf rund 1 300 ha ein Totalverlust der Traubenernte. Die Winzer sind verpflichtet mit Kaliumphosphonat behandelte Flächen zuvor an das Staatliche Weinbauinstitut in Freiburg oder an die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg zu melden, In Rheinland-Pfalz ist die Ausbringung des Mittels den Kreisverwaltungen zu melden. Die jeweilige Ökokontrollstelle ist zu informieren. Der Antragsvordruck zur Teilnahme am Versuch kann über die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier ADD bezogen werden, E-Mail: Kaliumphosphonat@add.rlp.de. Mit Antragseingang gilt die Genehmigung zur Teilnahme am wissenschaftlichen Großversuch als erteilt.
Bettina Siée