Mut zu mehr Nachhaltigkeit

WÜRTTEMBERG

Ist Wein natürlich nachhaltig? Um dieses Thema drehte sich der Vormittag der 69. Württembergischen Weinbautagung, den das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart zusammen mit der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg online streamte.
Minister Peter Hauk MdL ging in seinem Grußwort auf das vergangene Jahr der Extreme mit Herausforderungen vor allem für den Ökoweinbau ein. Er sprach sich in diesem Zusammenhang für die erneute Zulassung von Kaliumphosphonat aus, wovon die EU-­Kommission bisher aber nicht überzeugt sei.
Impulse aus Südtirol und dem LEH
Wie „Mut zum Wandel“ aussehen kann, zeigte Dr. Alfred Strigl, Plenum GmbH und Pioneers of Change, anhand der Südtiroler Weinagenda 2030. Durch diese Nachhaltigkeitsstrategie wollen die Südtiroler in den fünf Bereichen Boden, Reben, Wein, Land und Menschen zwölf Meilensteine als Nachhaltigkeitsziele realisieren. Dazu gehört der Verzicht auf synthetische Herbizide (außer bei Steillagen) und die Reduktion des CO2-Fußabdrucks.
Impulse vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH) für die Weinbranche gab Prof. Dr. Martina Böhm von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn. Böhm zeigte auf, dass der LEH ein Treiber für mehr Nachhaltigkeit sei. Für immer mehr Menschen seien soziale und ökologische Aspekte kaufentscheidende Kriterien, sodass Bio-Artikel zu Umsatztreibern geworden sind und sie oft durch die Händler beworben werden. Sie gab den Winzern mit auf den Weg, dass sie Nachhaltigkeit als Chance verstehen müssen und sie Teil des Kerngeschäfts werden muss.
Mehrwegsystem wichtig für die Branche
„Wein im 21. Jahrhundert muss nachhaltiger Wein sein“, erklärte Dr. Helena Ponstein, Deutsches Institut für Nachhaltige Entwicklung e.V. Sie verdeutlichte anhand der Klimawandelfolgen für die Weinwelt, dass es eine neue Klimarealität bereits in diesem Jahrzehnt geben werde. Sie zeigte jedoch auch auf, dass der Weinbranche vielfältige Maßnahmen zur Verfügung stünden. Allen voran nannte sie hier das Thema Verpackung: Die Umstellung auf Leichtglas reiche für eine klimafreundliche Weinproduktion nicht aus, sodass es ein Mehrwegsystem in der Branche brauche.
Ponstein wies darauf hin, dass es einen dringenden Handlungsbedarf aller Akteure der Weinbranche gebe.
Dass ein Mehrwegsystem ein „starkes Thema werden wird“, zeigte auch Franz G. Rosner, Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg.
Rosner stellte in seinem Vortrag die Nachhaltigkeitszertifizierung im österreichischen Weinbau vor. Bei dem Zertifizierungstool „Nachhaltig Austria“ können Winzer ihre bereits getätigten Maßnahmen eintragen und bekämen auf dieser Grundlage Verbesserungsvorschläge für jeden Bereich.
Zukünftig neues Dosiermodell im Pflanzenschutz
Aktuelles aus dem Pflanzenschutz gab es für die Teilnehmenden am Nachmittag. Karl Bleyer, LVWO, informierte über das neue Dosiermodell im Weinbau, nach dem die Dosiermenge zukünftig nicht mehr nach der Basisaufwandmenge, sondern nach einem Laubwandflächensystem zu berechnen sei. Er verwies aber darauf hin, dass es bisher noch keine Pflanzenschutzmittel mit solch einer Zulassung gebe.
Das Thema Pflanzenschutzmittelreduktion im Rahmen des „Integrierten Pflanzenschutz Plus“ (IPS) für Naturschutzgebiete griff Dr. Michael Breuer, Staatliches Weinbauinstitut Freiburg, auf. Dr. Manuel Becker vom RP Stuttgart informierte über die aktuelle Situation, neue Entwicklungen und Anwendungsmöglichkeiten von Sprühdrohnen im Steillagenweinbau. Problematisch sei, dass mittlerweile mehrere Sprühdrohnen zugelassen seien, aber nicht mehr produziert werden würden. Das Zulassungsverfahren sei aber nun vereinfacht worden. isp