Nachhaltige Kriterien fürs Image nutzen

MOSEL

Die Mosel-Weinbautage fanden dieses Jahr eine Woche lang komplett als Online-Veranstaltung statt. Jeden Tag stand ein anderes Thema im Mittelpunkt, vom Weinbau am Montag, über Oenologie und Marketing bis zum Schwerpunkt Nachhaltigkeit und der Weinbaupolitik am Freitag. Der Freitagabend klang mit einer fachlichen Online-­Weinprobe aus.
Dr. Maximilian Hendgen, Weinbauverband Mosel moderierte die weinbaupolitische Diskussion. Walter Clüsserath, Präsident des Weinbauverbandes Mosel, ist entsetzt über den Entwurf der EU-Kommission zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, die Sustainable Use Regulation (SUR). „Wenn die Verordnung so umgesetzt wird, bedeutet es das Ende des Weinbaus an der Mosel“, erklärte Clüsserath. Auch eine Reduzierung der Pflanzenschutzmittel um 50 % ist aus seiner Sicht nicht verhandelbar. Leider verbreite auch die Tagespresse „fachlichen Blödsinn", beklagte der Präsident. Es sei harte politische Arbeit notwendig, um SUR abzuwenden. Die Landesregierung Rheinland-Pfalz unterstützt das Anliegen der Landwirte und Winzer, allerdings ist die Hilfe der Bundesregierung bisher zurückhaltend.
Clüsserath sprach den CO2-­Fußabdruck an, der beim Wein vor allem auf die Flasche zurückgeht. Er brachte die traditionelle Schlegelflasche ins Spiel, um die Flaschenvielfalt zu reduzieren und ein Mehrwegsystem wiedereinzuführen. Dann müssten Spüleinrichtungen wieder installiert werden. Über die Schutzgemeinschaft wären solche Vorgaben möglich, allerdings momentan kaum denkbar. Aktuell liegen die Profilierungen der Einzellagen an, die bis 2025 abgeschlossen sein müssen.
„Jedes Jahr geben an der Mosel hundert Betriebe auf“, rechnete der Präsident vor. Momentan sind es noch 2.648 Weinbaubetriebe, im Jahr zuvor waren es noch 2.734 und zuvor 2.845. Er appellierte an die Winzer, sich zu engagieren, ob im Berufsstand, im Gemeinderat oder in anderen Gremien, denn überall werde Fachverstand gebraucht und Entscheidendes für den Weinbau beschlossen. „Zeit ist bei allen knapp, aber wenn wir uns nicht um unsere Angelegenheiten kümmern, können wir nichts bewirken“, so der Präsident. Zuletzt rief er dazu auf, Müll einzusammeln, weil der Tourismus für die Mosel existenziell wichtig sei: „Es ist unsere Landschaft.“
Wie Miriam Berner, Referentin Deutscher Weinbauverband, erklärte, stellt der Deutsche Weinbauverband (DWV) das Thema Nachhaltigkeit in Fokus. Geoschutz könne als Instrument für eine nachhaltige Entwicklung Europas fungieren. Erste Anbaugebiete nutzen bereits den Geoschutz für Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Machbar für die g.U. Mosel wären Vorgaben in der Produktspezifikation, diese wären verbindlich für alle Nutzer dieser Bezeichnung. Die Vorgaben müssen sinnvoll und umsetzbar sein. Der größte Handlungsbedarf bestehe bei der Verpackung. Nur 9 % der Betriebe in Deutschland sind zertifiziert.
Der DWV entwickelt Nachhaltigkeitsinitiativen und eine freiwillige Selbstkontrolle, die unabhängig und neutral sein soll. Ziel ist eine digitale Lösung mit dem Effekt der Eigenerkenntnis für die Betriebe. Es wird an Kriterien gearbeitet und Schnittmengen mit bestehenden Zertifikaten (bio, nachhaltig) werden beachtet. Der DWV setzt auf die freiwillige Beteiligung an Gebietsinitiativen. Ein Problem sei aber die Unverbindlichkeit und eine fehlende Imagewirkung für das Anbaugebiet insgesamt. bs