Neidischer Herbst nach herausforderndem Jahr

PFALZ

Ein arbeitsintensives Jahr liegt hinter den Weinbaubetrieben in der Pfalz. Nach den letzten warmen Jahren forderte der kühlere Jahrgang 2021 die Betriebe, erklärte Boris Kranz, 1. Vorsitzender des Pfalzwein e.V. auf dessen Herbstpressekonferenz in Landau.
Rieslingjahrgang pur
Nach einem milden Winter ohne Winterfrostschäden war es im April und Mai kühl, sodass sich der Austrieb und die Blüte um etwa acht bis zehn Tage verzögerten. Kopfzerbrechen bereitete dann der warme Juni mit den vierfachen Niederschlagsmengen als üblich. „Wem es nicht gelang, systematisch vorzugehen, musste teils starke Ertragsausfälle in Kauf nehmen“, resümierte Reinhold Hörner, Weinbaupräsident der Pfalz, die Lage im Juni.
Schließlich erfüllten sich die Hoffnungen der Winzer auf ein gutes Spätsommerwetter. Gerade der September mit weniger Niederschlag und wärmeren Temperaturen als normal retteten den Jahrgang, so Dr. Jürgen Oberhofer, Leiter der Gruppe Weinbau am DLR Rheinpfalz. Es zeigte sich erneut, dass die letzten Wochen vor der Ernte entscheidend seien für die Qualität. Dies sei wichtig für die Reife gewesen, die Trauben blieben lange gesund und die Winzer konnten den optimalen Lesezeitpunkt abwarten. Der Riesling sei der Gewinner des Jahrgangs.
Die geschätzte Erntemenge von 2,25 Mio. Hektoliter sei geprägt von großen regionalen Unterschieden sehr heterogen. „Bezüglich der Ertragsmenge war der Begriff des „neidischen Herbstes“ selten so zutreffend wie im Jahr 2021“, sagte Oberhofer. Die Erträge unterschieden sich teils stark: von sehr guten Ertragsmengen bei guter Blüte, ausreichender Wasserversorgung und aufmerksamem Pflanzenschutz bis hin zu vereinzelten Totalausfällen durch starken Gescheinsbefall mit Peronospora.
„Wer über das Jahr hinweg im Weinberg intensiv, vorausschauend und kontinuierlich gearbeitet hat, der konnte sehr gute Qualitäten realisieren“, erklärte Kranz. Die Wetterlage in den vergangenen Monaten, geprägt vom „cool climate“, sorgte für eine hohe Aromenfülle mit moderatem Alkoholgehalt und einer gut eingebundenen Säurestruktur, so Kranz.
Preiserhöhungen sind unausweichlich
Die Experten rechnen mit steigenden Weinpreisen. Hintergrund seien die steigenden Kosten, beispielsweise für Kartonagen, Pflanzenschutz, Glas, Wein­bergspfähle, Verschlüsse und dem Mindestlohn. Demnach seien Preiserhöhungen der Winzerbetriebe unausweichlich.
Dass man gerade mit einem kühlen Jahr aromatische und frische Weine mit Reifungspotenzial produzieren kann, zeigte sich bei der Verkostung von Pfälzer Weinen aus den kühlen Jahrgängen 2016, 2013, 2010 und 2008. Solche Weine seien geprägt von einer langsamen Reife und ausgeprägter Säurestruktur, wie Bernd Weick vom DLR Rheinpfalz bemerkte.
Die Pfälzer Gebietsweinwerbung wolle im kommenden Jahr die B2B-Aktivitäten forcieren, so Joseph Greilinger, Geschäftsführer des Pfalzwein e.V. Außerdem wolle sie 2022 eine neue App mit Infos über Wein­erzeuger, Weinfesten und gastronomischen Angeboten lancieren, um die Direktvermarktung zu steigern. isp