Neues aus der Weinbauforschung

46. ATW-Tagung

Neues aus der Weinbauforschung

Zur 46. Tagung des Ausschusses für Technik im Weinbau (ATW) hatte ATW- Vorsitzender Dr. Jürgen Dietrich, wegen der Corona-Auflagen, online eingeladen. Die Themen der Weinbaufachberater reichten von der Analyse weinbaulicher Teilprozesse bis hin zur herbizidfreien Unterstockbearbeitung in Terrassenlagen und dem Risikomanagement als Absicherung gegen Elementargefahren.

Laura Seufert vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg berichtete von Versuchen zur herbizidfreien Unterstockbearbeitung in querterrassierten Weinbausteillagen. Unterstockbearbeitung in den Terrassen Hohentwiel mit Scheibe und Rollhacke machte langfristig die Böschungskanten kaputt und generiert über die Jahre einen Seitenhang. Wie Seufert feststellte sind Geräte wie Unterstockmulcher, Fadenkopfmulcher, Stockbürste im Front- oder Heckanbau nur von der Innenseite her anwendbar und brachten somit ein unbefriedigendes Ergebnis bei der Querterrasse. Die Bewirtschaftung mit dem Überzeilengerät hat deutlich besser überzeugt. Aufgrund innovativer Mechanisierung ist eine standortangepasste Bodenbearbeitung in querterrassierten Steillagen gut möglich, aber jeder Betrieb muss auf seinen Standort eingehen und entsprechend handeln.

Techniken zur Standortveredlung

Alfons Klippel-Stahmann, World Wide Vineyard stellte Möglichkeiten und Techniken zur Standortveredlung bei der Rebe vor. So ist eine rasche Umstellung des Sorten- oder Klonenbestandes möglich. Nach nur einem Jahr Ertragsausfall könne schon von der neuen Sorte geerntet werden. Vorteile sind vor allem der Erhalt des Wurzelsystems und der in vielen Fällen langlebigen Unterstützungsvorrichtungen.

Forschung zur Impfung von Reben gegen Esca

Dr. Ruth Walter und Prof. Dr. Andreas Düker, DLR Rheinpfalz befassen sich mit Stamm­injektionen bei Reben. Ein Forschungskonsortium bestehend aus dem MPIP in Mainz (Dr. Frederick Wurm), DLR Rheinpfalz (Dr. Andreas Kortekamp) und IBWF aus Kaiserslautern (Dr. Jochen Fischer) hat eine Methode entwickelt, bei der fungizidgefüllte Nanopartikel in die Reben injiziert werden können. Bei der neuen Methode gegen Esca-Erreger werden Fungizide in biobasierten und biologisch abbaubaren Lignin-­Carriern eingekapselt und in den Rebstamm injiziert. Es verteilt sich gut in der Pflanze.

Elementargefahren des Betriebes absichern

Dr. Christian Kaiser, Vereinigte Hagel, referierte über Möglichkeiten, Elementargefahren abzusichern, um das Risiko für den Betrieb zu managen. Dazu lassen sich die Pflanzenbauversicherungen durch Selbstbehalte oder Zusatzprodukte ganz gezielt auf den Betrieb abstimmen.

Larissa Strub, Hochschule Geisenheim University, befasst sich mit dem Einfluss der Mechanisierung auf Prozesse im Weinbau. Dabei ging es um Kostenvergleiche und Einsparungspotenziale in Steillagen. Strub zeigte auf, dass es noch keinen Kostenvorteil des Steillagenvollernters gegenüber der Handlese gebe. Die Schlagkraft der Maschine und eventueller Fachkräftemangel waren in der Rechnung nicht berücksichtigt.Durch unterschiedliche Einschätzungen, ergab sich eine fachliche Diskussion. Strub kam zum Ergebnis, dass der Einfluss des Ertrages auf die Kosten pro Liter Wein weit höher ist als der Einfluss der Mechanisierung bei konstanten Erträgen.

Helena Ponstein, Deutsches Institut für nachhaltige Entwicklung an der Hochschule Heilbronn (DINE e.V.), forscht zu Klimawandel und Emis­sionsbilanzierung in der Wein­erzeugung. Die Expertin betonte, dass Klimaschutz für die Zukunftsfähigkeit des Betriebes von großer Bedeutung sei und mit gewisser Priorität in den kommenden Dekaden verfolgt werden müsse. Effektiver Klimaschutz sei in die Betriebsstrategie einzubinden und müsse langfristig verfolgt werden. bs