Pfälzer Weinbautage – auch digital hoher Zuspruch

PFALZ

Foto: Bettina Siée
Im Rahmen der 74. Pfälzischen Weinbautage, die wegen der Pandemie 2021 komplett virtuell stattfanden, hatte der Weinbauverband Pfalz zur Jahreshauptversammlung eingeladen. In der Spitze saßen nahezu 600 Teilnehmer zu Hause am PC und folgten dem Stream aus Neustadt.
In seinem Jahresrückblick stellte Reinhold Hörner, Präsident des Weinbauverbandes Pfalz, fest, dass die Pfalz im Jahr 2020 mit einem blauen Auge davonkam: Nur lokal gab es Spätfrost. Der Hagelflieger war in der Pfalz neunmal im Einsatz. Regen war unterschiedlich verteilt. Die lokalen Unterschiede führten dazu, dass Menge und Güte über die Pfalz verteilt waren. Insgesamt wurden 2,3 Mio. hl über alle Qualitätsstufen geerntet. Derzeit ist am Fassweinmarkt Grauburgunder gefragt und Hörner widersprach energisch dem Vorwurf der Kellereien, die Winzer würden Grauburgunder zurückhalten.
Die Qualitätsweinprüfung meldet fast dreimal so viel Wein­anstellungen wie im Vorjahreszeitraum, vor allem von Kellereien. Trotz guter Nachfrage seien die Preise, bis auf Grauburgunder, leicht gesunken. Hörner erklärt das mit der Macht der Discounter. Im letzten Jahr seien 3,2 Mio. Fahrräder verkauft worden, 9,2 % mehr als im Jahr 2019. „Wir verlieren die Oberhand über unsere Feldwege. Was für die Bevölkerung Erholungsfläche bedeutet, ist unser Arbeitsplatz“, beklagt Hörner die oft fehlende Rücksicht.
Appell an Winzer, sich politisch zu engagieren
Der Präsident appellierte an die Winzer, sich kommunalpolitisch zu engagieren, um die Sicht der Landwirtschaft in den Gremien zu erklären. Des Weiteren erklärte Hörner, dass in der Schutzgemeinschaft Pfalz schwierige Entscheidungen anstünden. Die Ausgestaltung des Weingesetzes liegt in der Verantwortung des Gremiums.
Außerdem stehen GAP-Verhandlungen an, bei denen viele mitreden. „Am Ende ist mit den erreichten Kompromissen keiner zufrieden“, mutmaßt Hörner. Unzufrieden ist der Präsident auch, weil Rheinland-Pfalz die ihm zustehenden EU-Fördermittel für die Weinbranche nicht ausschöpft. Immerhin werde jetzt die Prämie zur Mehrgefahrenversicherung bezuschusst.
Diskussionen über das Bezeichnungsrecht
Bundesministerin Julia Klöckner sandte eine Videobotschaft, in der sie sich für die Kompromisse beim Weinrecht bedankte – nach langwierigen Diskussionen. Sie sieht Chancen der Weinregionen, sich zu profilieren mit Herkunft, Qualität und Kreativität. Sie beklagte den rückläufigen Weinexport. Die Mittel für Absatzförderung wurden auf 2 Mio. Euro angehoben und sie appellierte an Rheinland-Pfalz diese zu nutzen. Ein Überangebot von Wein gelte es zu vermeiden, so die Ministerin, deshalb bleiben die Neuanpflanzungen auf etwa 300 ha/Jahr begrenzt. Auch dieses Jahr sollen wieder Saisonarbeitskräfte im Weinbau arbeiten dürfen, daran werde gearbeitet. Weinbauminister Dr. Volker Wissing, sprach über das neue Weinrecht und sieht darin Chancen für die Pfalz.
Werner Eckert, Leiter der SWR-Umweltredaktion Mainz, moderierte eine kontroverse Diskussionsrunde mit Anja Wissing, Geschäftsführerin Weinkellerei Emil Wissing, Frank Jentzer, geschäftsführender Vorstand Deutsches Weintor, Winzer Marius Meyer aus Rhodt, Winzer Uli Metzger aus Grünstadt-Asselheim und Weinbaupräsident Reinhold Hörner. Außerdem gab es Statements von VDP-Präsident Steffen Christmann und Joseph Greilinger, Geschäftsführer Pfalzwein. Jentzer meint, dass deutscher Wein nicht in der Misere stecke, sondern einen guten Ruf genieße: „Wir sollten aufhören, die gute Arbeit unserer Winzer schlechtzureden.“ Metzger wünscht straffe Profile der Regionen. Greilinger sieht es als Aufgabe der Weinwerbung an, das Beste daraus zu machen und das Produkt Wein emotional aufzuladen. bs