Aromen, Inertgas und mehr
Welchen Einfluss Genetik und Weinbergsarbeiten auf die Aromenbildung haben, zeigte Prof. Jochen Bogs vom Weincampus Neustadt. „Bei den Monoterpenen ist über die Genetik viel bekannt, hier zeigen sich deutliche Klonenunterschiede. Licht fördert den Gehalt in den Trauben, hier ist eine moderate Entblätterung der Traubenzone im Hochsommer von Vorteil.“ Der oenologische Einfluss auf die Aromen war ein Fall für Prof. Dr. Ulrich Fischer: „Wir bringen die Aromen im Keller zum Blühen – und am Ende muss alles zusammenspielen. So sorgen zum Beispiel erst geringe Mengen an β-Damascenon und β-Ionon dafür, dass Rotweine nach Beeren schmecken. Denn die Fruchtester allein schaffen das nicht.“ Dass sich kleinere Beerengrößen erzeugen lassen, zeigte Dr. Matthias Petgen an einem Versuch mit Spätburgunder: „Eine zweimalige Teilentblätterung brachte hier kleinere Beerengewichte und -durchmesser.“ Mit dem Inertgaseinsatz beim Füllen befasste sich Prof. Dr. Dominik Durner. „Das Vorevakuieren und Vorspannen der leeren Flaschen trägt effektiv zur Absenkung des gelösten Sauerstoffs bei.“ Außerdem empfahl er, auch den Kopfraum der Flaschen nach dem Füllen mit Inertgas zu überschichten.
300 Meter sind das Ziel
Dr. Jürgen Oberhofer und Gerd Hausmann vom DLR Rheinpfalz zeigten betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten der Strukturverbesserung und neue Ansätze zur Umsetzung auf. Bei den Betriebsstrukturen hat die Pfalz im Moment eine gute Position, muss sich aber mit Blick auf die Zukunft weiter entwickeln. Wichtig für optimale Strukturen ist die Flurbereinigung. Kostenvorteile sieht Dr. Oberhofer bei den Maschinenarbeiten in drei Punkten: Anteil der Wendezeiten auf die Zeilenlänge, Optimierung der Wendezeiten durch gutes Vorgewende und die Optimierung der Fahrgeschwindigkeiten. „Wenn man die Zeilen von 75 auf 150 Meter verlängert, lassen sich auf 25 Betriebsjahre gerechnet fast 9 000 Euro pro ha einsparen“, so Dr. Oberhofer. „Das ist bei weitem kein Extremszenario. In der Pfalz besteht bei der Optimierung der Flächenstrukturen noch viel Handlungsbedarf.“ Aus betriebswirtschaftlicher Sicht fordert Dr. Oberhofer Folgendes für eine optimierte Außenwirtschaft: Zeilenlängen von 250 bis 300 Metern, Flurstücksbreiten von mindestens 20 Metern und eine Schlaggröße von mindestens 40 ar. Bei der Weinprobe stellten Prof. Dr. Ulrich Fischer und Bernd Weik ausgefallene Weinstile vor: Hier reichten die Konzepte von mitvergorenen Beeren über Weinbereitung in Amphoren bis zum Orange Wine.
Rahmenbedingungen verbessert
Im Mittelpunkt des politischen Teils in Neustadt standen die bevorstehende Umsetzung der EU-Agrarreform und die Folgen für die Weinwirtschaft. Ein weiteres Schwerpunktthema war die Überführung der Pflanzrechte in die künftige Autorisierungsregelung. Hier sind noch viele Detailfragen offen.
Der Saalbau in Neustadt war zur Jahreshauptversammlung des Weinbauverbandes Pfalz gut gefüllt. Weinbauministerin Ulrike Höfken ist überzeugt davon, dass die Rahmenbedingungen für den Weinbau im Land mit der bevorstehenden Umsetzung der EU-Agrarreform verbessert werden. „Wir haben uns in Berlin und Brüssel erfolgreich dafür eingesetzt, dass die finanzielle Ausstattung des Weinsektors in Rheinland-Pfalz vom kommenden Jahr an deutlich gestärkt wird. Damit können wir Anbau, Vermarktung, Beratung, Ausbildung und Forschung für die Zukunft gut aufstellen und unseren Winzern eine verlässliche Unterstützung sichern ", so Höfken.
Gemeinsam Strategie entwickeln
Des Weiteren verwies die Ministerin auf die besondere Bedeutung der Weinwirtschaft in der Pfalz als Markenzeichen für den Tourismus und als Garant einer intakten Kulturlandschaft. Um den Winzern im Land eine Zukunftsperspektive zu sichern, stelle die EU erhebliche Finanzmittel bereit, jährlich seien dies künftig 23,5 Mio Euro über das Nationale Stützungsprogramm und voraussichtlich ab 2015 zusätzliche Mittel über die Betriebsprämien. In welche Bereiche das Geld aus dem Stützungsprogramm künftig fließen werde, solle eine Entwicklungsstrategie vorgeben, die gemeinsam mit der Weinbranche erarbeitet werde. Als Grundlage dafür habe das Weinbauministerium eine Analyse des Weinbausektors in allen Anbaugebieten des Landes in Angriff genommen. Die Ergebnisse sollen im April 2014 vorliegen. Die Ministerin verteidigte ihren Sparkurs: „Haushaltskonsolidierung muss sein. Wir kämpfen um jeden Cent." Höfken berichtete zudem, dass sie den Verbänden im Dezember den Entwurf einer Landesverordnung zur Weinbezeichnung zur Stellungnahme zugeleitet habe: „Wir möchten Weine aus Einzel- und Steillagen stärker profilieren, um das Mehr an Qualität für die Verbraucher sichtbar zu machen." Entsprechende Beschlüsse des Landtags würden damit umgesetzt.
Edwin Schrank, pfälzischer Weinbaupräsident, sorgt sich um die Ausgestaltung des Landeshaushaltes: „Kürzungen bei Investitionsförderung und Flurbereinigung tun uns weh." Schrank ist überzeugt, dass der Einsatz des Hagelfliegers am 6. August 2013 große Schäden von der Pfalz abgewendet hat. Die Anschaffung und Stationierung eines Hagelfliegers in Bad Dürkheim stehe bevor. Schrank appellierte an alle sich am Projekt zu beteiligen.
Von Pflanzrechten zur Autorisierung
Anstelle der Pflanzrechte tritt eine sogenannte Autorisierung, mit der sehr viel Bürokratie verbunden sein wird. Norbert Weber, Präsident des Deutschen Weinbauverbandes, kritisierte, dass die Durchführungsbestimmungen, auch wegen der Wahlen zum EU-Parlament nicht vor Ende 2014 zu erwarten sind. Weber befürwortet anstelle von ein Prozent jährliche Genehmigun-gen von Neuanpflanzungen deutschlandweit 500 ha festzulegen. Wie auf die Weinbau treibenden Länder verteilt wird, ist im Detail noch unklar. Ziel müsse der Erhalt der Weinbaukulturlandschaften sein. Weber ist zuversichtlich, dass es in enger Zusammenarbeit mit der Bundesregierung gelingt die Vorstellungen des Weinbauverbandes umzusetzen. ak/bs