Piwis – Weinbau der Zukunft

Jungwinzerforum auf AgrarWinterTagen

Foto: Isabell Spieß
Pilzwiderstandsfähige Reb­sorten (Piwis) und die Zukunft des Weinbaus – wo geht die Reise hin? Zu diesem Thema veranstaltete die Landjugend RheinhessenPfalz das diesjährige Jungwinzerforum auf den AgrarWinterTagen in Mainz. „Wir sind uns den Auswirkungen des Klimawandels bewusst“, betonte Maike Delp (Stellvertretende Vorsitzende der LJ), die das Forum moderierte. Die Frage sei, wie „wir mit Nachhaltigkeit im Kopf die Zukunft des Weinbaus gestalten“ können.
Probleme mit Resistenzen und Namen
Entscheidend für Piwis sei, ob der Wein schmecke, machte Dr. André Hoffmann (DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück) in seinem Impulsvortrag deutlich. „Das war lange Zeit das Problem“, sagte Hoffmann, der einen historischen Überblick zu Piwis gab. Neben dem Geschmack seien noch die Resistenzstärke, der Name der Rebsorte und die Einstufung ins Qualitätsmodell entscheidende Faktoren. „Aktuell gibt es Probleme mit nachlassenden Resistenzen und Namen“, so der Experte. Daher stagniere die Piwi-Rebfläche, was vor allem an den sinkenden Anbauzahlen für Regent liege. Die Piwis der neuen Generationen etablierten sich derzeit, diese seien aufgrund der Mehrfachresistenzen sehr vielversprechend für die Zukunft des Weinbaus.
Passend zum Thema stellten die Fachschüler der Standorte Oppenheim und Bad Kreuznach ihr Projekt vor, die Weine konnte man auf den AgrarWinterTagen verkosten. Für ihre Projektweine wählten sie das Thema Nachhaltigkeit und entschieden sich so für pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Unter dem Markennamen PiWe, der sich aus der Kreiszahl Pi und We (engl. Wir) zusammensetzt, entstanden fünf Weine und ein aromatisiertes alkoholhaltiges Getränk.
Zuerst Qualität auf die Flasche bringen
Für die Podiumsdiskussion hatte die Landjugend Experten aus drei Bereichen eingeladen. Während Barbara Wollschied, die den Einkauf bei Reh-Kendermann leitet, die Seite des Lebensmitteleinzelhandels abdeckte, berichteten Martin Koch (Weingut Abthof) und Lea Michel (Fachschülerin) von ihren Erfahrungen mit den neuen Sorten.
„Piwis bedeuten für mich Weinbau der Zukunft, aber sie sind auch kein Dogma“, sagte Koch, der in seinem elterlichen Betrieb zusammen mit seinem Vater seit vielen Jahren Piwis im Anbau hat. Er plädierte dafür, die „Rebe erst zu verstehen“, also Erfahrungen im An- und Ausbau zu sammeln. „Wir haben mehrere Jahre an- und ausgebaut, ohne zu verkaufen“, erklärte er. Sie experimentierten zum Beispiel mit Entblätterungs- oder Lesezeitpunkten, um die Qualität zu erzeugen, die sie ihren Kunden gut verkaufen können.
Dass auch die Kellereien Verantwortung gegenüber der Natur haben, machte Barbara Wollschied deutlich. Reh-Kendermann platzierte im letzten Jahr einen Cabernet blanc im Regal, den sie als „Pionierwein“ sehr erfolgreich vermarkteten. Es sei schwierig Piwis am Markt zu platzieren, das Problem versucht die Kellerei zum Beispiel mit Videos zu lösen. Schwierig sei für Kellereien vor allem die Tatsache, dass es von Piwi-Rebsorten nicht die benötigte, große Menge gebe. „Wir brauchen einen Mengenträger wie Müller-­Thurgau“, ergänzte sie. Rebsortenreine Weine seien stark gefragt im LEH, so Wollschied.
Für das elterliche Weingut von Lea Michel waren vor allem betriebswirtschaftliche Vorteile der Piwis durch die verringerte Anzahl an Spritzun­gen ausschlaggebend, weshalb man Piwis pflanzte. „Wir haben Spaß an neuen Sorten gefunden und sie kommen gut bei den Kunden an“, berichtete sie. In Blindverkostungen bei der Auswahl der Weine für das Fachschulprojekt hätten Piwis sogar gegen traditionelle Sorten gewonnen.
Das Thema Piwis löse keinen Generationenkonflikt aus, bestätigten alle Diskussionsteilnehmer. Bei Koch und Michel seien die Väter die treibende Kraft gewesen. Auch bei den Kunden liege es nicht am Alter, ob jemand dafür offen sei.
Probleme gehen mit dem neuen Weingesetz einher. „Den Versuchsanbau zu reduzieren kann ich gar nicht verstehen“, gab Koch zu. Die Weine aus Glasballons präsentierten sich anders als solche, die im Großmaßstab ausgebaut werden. Außerdem käme noch das Problem hinzu, dass man die Piwis nicht mit der Angabe der Lagen vermarkten dürfe. Trotz dieser Schwierigkeiten waren sich alle einig, dass der Anteil an Piwis in den nächsten Jahrzehnten steigen werde. isp