Rheinhessen fühlt sich als Gewinner der Lese 2021

RHEINHESSEN

Foto: Bettina Siée
Angesichts der sich in vielen Gebieten abzeichnenden Ernte­einbußen hat sich der rheinhessische Weinbaupräsident und Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Rheinhessen, Ingo Steitz, zuversichtlich gezeigt: Rheinhessen sei gewissermaßen „der Garten Eden“ und voraussichtlich einer der Gewinner der Ernte 2021. Dies erklärte Steitz auf der Herbstvesper der Schutzgemeinschaft Rheinhessen in Oppenheim.
Deutliche Unterschiede im Ertrag
Die Entwicklung der Trauben wurde in diesem Jahr von häufigen Niederschlägen begleitet, sodass die Winzer Mühe hatten, die Trauben gesundzuhalten. Dieses Jahr zeigte deutlich, wie wichtig Pflanzenschutzmaßnahmen sind. Glück­licher­weise wurden die Reben in Rheinhessen von Frostschäden verschont. Mit 26.948 ha im Jahr 2020 kratzt das größte deutsche Anbaugebiet knapp an der 27.000-­ha-Marke.
Die Schätzungen der Erntemenge in Rheinhessen bewegen sich nach Angaben der Verantwortlichen der rheinhessischen Weinwirtschaft bei etwa 2,5 Mio.­ hl, was dem Zehnjahresschnitt entspricht. Dabei sind die Qualitäten gut. Die Mostgewichte seien niedriger und damit die Alkoholgehalte moderater als in den Vorjahren, verbunden mit frischer Säure. Abhängig von den örtlichen Gegebenheiten, Lagen und Krankheitsbefall sind deutliche Ertragsunterschiede zu verzeichnen, manchmal sogar bei benachbarten Weinbergen. Die Lese verlaufe ruhig und besonnen und werde voraussichtlich in der nächsten Woche enden. Einzelne Partien spätreifender Sorten werden noch für Spitzenweine hängengelassen, meinte Steitz.
Die Keller sind wieder gut gefüllt
Insgesamt wird in Rheinland­-Pfalz die Weinmostmenge nach vorläufigen Schätzungen des Statistischen Landesamtes bei etwa 6 Mio. hl und damit leicht über dem langjährigen Schnitt liegen. „Damit ist eine nahtlose Marktbeschickung gewährleistet, denn wir sind mit weitgehend leeren Kellern in die Ernte gestartet“, sagte Wolfgang Trautwein, Vertreter der Weinkellereien und stellvertretender Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Rhein­hessen. Der Markt nehme derzeit die neue Ernte gut auf und die Preise auf dem Erzeugermarkt seien dabei insgesamt gesehen stabil, bei gefragten Sorten tendieren sie nach oben.
Ökoweine werden in diesem Jahr knapp
Ökoweine werden allerdings in diesem Jahr knapp werden. „Mit der erwarteten Ernte lasse sich die Nachfrage nicht stillen“, vermutete Trautwein. Er wies auch auf die gestiegene Bedeutung der pilzresistenten Rebsorten hin, die insbesondere bei jüngeren Winzern als eine Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels gelten: „Die jüngsten Aktionen mit Piwi-Weinen liefen im Lebensmittelhandel überraschend­ gut – junge Leute sind offen für solche Angebote.“
Mit Ökoweinbau allein, der zu einem höheren Flächenverbrauch und steigenden CO2-­Emissionen, aufgrund der häufiger nötigen Weinbergsbefahrungen führe, lasse sich kein nachhaltiges Wirtschaften erreichen. Davon ist Weinbaupräsident Steitz überzeugt. „Wir brauchen einen dritten Weg mit erhöhten Anstrengungen und Nachhaltigkeitsideen“, so Steitz.
Die Rheinhessische Weinkönigin Juliane Schäfer aus Flonheim freute sich über erste Präsenztermine und berichtete von bester Zusammenarbeit im Team der Hoheiten. In der Öffentlichkeit wecken Weinmajestäten immer Aufmerksamkeit und Interesse am Wein. Schnell ergeben sich Gespräche, bei denen Fachwissen gefragt ist, um den Weinbau von der Rebe bis zur Flasche zu erklären. bs