Rund 500 Mio. Euro Schaden durch Spätfrost

Frostschäden an Reben und Obstbäumen

Foto: Andreas Frank
Sämtliche Anbaugebiete Deutschlands verzeichnen zum Teil heftigste Frostschäden bis hin zu Totalverlusten. Der Kälteeinbruch am frühen Morgen des 23. April hat Reben sowie Obstanlagen stark getroffen. Deutschlandweit fielen die Temperaturen auf unter minus 2 °C. Die Bezirksdirektion Alzey der Vereinigten Hagel beschreibt die Situation regional als äußerst dramatisch. Fast jede Weinbaugemeinde nördlich von Worms habe Frostschäden, ein großer Teil Schäden von 60 % bis 100 %. Über ein Drittel des rheinland-pfälzischen Weinanbaus sei von markanten Spätfrostschäden betroffen, vor allem das nördliche Rheinhessen, die Rheinterrassen, der Raum Sprendlingen, Nahe, Mittelmosel, Ahr und Nordpfalz. Auch die luxemburgische Mosel sowie Ortenau, Kraichgau, die Regionen um Heilbronn und Würzburg sowie die ostdeutschen Weinbaugebiete haben gravierende Schäden – teilweise existenzbedrohend. Saale-Unstrut und Sachsen haben sogar minus 7 °C gemessen. Nach vorläufigen Schätzungen der Vereinigten Hagel beläuft sich der Gesamtschaden bundesweit auf mehr als 500 Mio. Euro.
Der Einsatz von Frostschutzkerzen in den Reben habe dieses Mal kaum geholfen, berichten die Winzer übereinstimmend. Abzuwarten ist, ob in den erfrorenen Anlagen die Beiaugen austreiben. Allerdings können diese den Verlust durch Frost nur zu einem geringen Teil wettmachen. Es steht schon jetzt fest, dass auch bei sich regenerierenden Reben 2024 mit eher niedriger Erntemenge zu rechnen ist.
Das Risiko durch Frostschäden nimmt zu, denn durch die schon früh im Jahr steigenden Temperaturen haben sich Obstblüte und Rebaustrieb in den letzten Jahren um einige Tage bis Wochen nach vorne verschoben, während Frostereignisse bis Mitte Mai auftreten können.
Wie die Vereinigte Hagel mitteilte, haben viele Betriebe bislang keine Police abgeschlossen, auch wenn die Versicherungsquote gegen Frost in den letzten Jahren stark angestiegen ist. Dies führe nun in etlichen Fällen zu Liquiditätsengpässen bis hin zu Existenzgefährdungen von Betrieben. Die Absicherung gegen die finanziellen Risiken der Wettergefahren gewinnt weiter an Bedeutung. Die Mehrgefahrenversicherung wird das entscheidende Instrument des betrieblichen Risikomanagements. Allerdings wird diese auf Dauer nur für die Betriebe nachhaltig und wirtschaftlich tragbar sein, wenn sich der Staat dauerhaft finanziell beteiligt, wie es in fast allen Ländern in der Europäischen Union der Fall ist.
Land fördert Ernteversicherung zur Risikominimierung
Die rheinland-pfälzische Landwirtschafts­ministerin Daniela Schmitt zeigte sich betroffen und sprach von tragischen, zum Teil wirtschaftlich schwierigen Situationen. Sie warb für den Abschluss der vom Land geförderten Mehrgefahrenversicherung. Die Förderung der Ernteversicherungen unterstützt bei der Risikoabsicherung. Dieses Jahr konnte die Quote der gegen Frost versicherten Rebflächen deutlich gesteigert werden. Verträge für knapp 26.000 ha profitierten von der Beihilfe. Der Prämienzuschuss liegt bei 50 % und maximal 180 Euro pro Hektar.
Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther kündigte an, angesichts der dramatischen Frostschäden im Obst- und Weinbau, Hilfsmöglichkeiten für die Branche zu prüfen. red