Mit Partnern der Forschung und Wirtschaft fand im Dezember 2024 im Steillagenzentrum des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel in Bernkastel-Kues die Auftaktveranstaltung für das Projekt QualiSelect statt. Wie Christopher Hermes und Dr. Matthias Porten, DLR Mosel, berichten, ist das Ziel, die Entwicklung einer einzelstockpräzisen maschinellen Traubenlese.
Projektpartner sind das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel, Bernkastel-Kues, die Universität Trier FB VI – Raum- und Umweltwissenschaften, Fach Umweltfernerkundung und Geoinformatik (Trier), das Julius Kühn-Institut – Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau (Siebeldingen), die ERO GmbH (Simmern) und die Premosys GmbH (Kalenborn-Scheuern). Träger des Projektes ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Zuwendungsgeber ist das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Das Projekt QualiSelect hat eine Laufzeit von 38 Monaten und umfasst ein Projektvolumen von etwa 1,495 Mio. Euro, von denen 1,056 Mio. Euro durch den Zuwendungsgeber gefördert werden.
Hervorzuheben ist die Bedeutung der beteiligten Projektpartner und deren Zusammenarbeit im Projekt. So besteht mit dem Julius Kühn-Institut eine bereits zehnjährige enge Zusammenarbeit bei gemeinsamer Forschungsarbeit. Mit dem Wirtschaftspartner ERO GmbH bringt sich ein in der Weinbaupraxis etabliertes Maschinenbauunternehmen ein. Für den Einsatzbereich innovativer Spektral-Sensortechnologie und zugehöriger spezifischer Messverfahren sind die Premosys GmbH und die Universität Trier FB VI – Raum- und Umweltwissenschaften, Fach Umweltfernerkundung und Geoinformatik, die Experten.
Präzisionsweinbau zur Erhaltung der Steillagen
Inhaltlich befasst sich das Projekt mit der Entwicklung einer einzelstockpräzisen maschinellen Traubenlese im Präzisionsweinbau. Unter Einbeziehung der Ziele bei der Förderung steht der Innovationsfähigkeit und der Anpassung an sich verändernde Anbaubedingungen die Stärkung des ländlichen Raums durch den Erhalt von Steillagen im Vordergrund. Um dies zu gewährleisten, wird die rebstockbezogene Erfassung relevanter pflanzenphysiologischer Parameter, wie Wuchs oder Schädlingsbefall der Reben, sei es durch bodengestützte Fernerkundung sowie die Verarbeitung und Integration der gewonnenen Daten in das Bewirtschaftungssystem und eine qualitätsorientierte und differentielle Bewirtschaftungs- und Lesestrategie, erforderlich. So soll der Ressourcenverbrauch reduziert und eine qualitätsorientierte Produktion mit selektiven Maßnahmen optimiert werden.
Der verbreitete Einsatz von Traubenvollerntern spielt beim Erhalt der Wirtschaftlichkeit die wichtigste Rolle, weil die Traubenlese eine Hauptarbeitsspitze ist.
Während qualitativ minderwertiges Lesegut von kranken, schlechtwüchsigen oder trockengestressten Reben bei der Handlese ausselektiert werden kann, ist eine einzelstockbezogene selektive Lese mit Vollerntern derzeit weder im Direktzug noch im Steilhang möglich. Durch ein sensorgesteuertes einzelstockpräzises Ein- und Ausschalten des Schlagwerkes sowie die Kalibrierung der Steuerungssoftware an Vollerntern der Firma ERO GmbH soll eine stockbezogene selektiv steuerbare Lese ermöglicht werden.
Der Einfluss qualitätsmindernder Faktoren wird reduziert, indem auszusonderndes Erntegut durch die stockweise selektive Lese und angepasste Steuerung der Lesegutbeförderung erst gar nicht in Kontakt mit gesundem oder selektiv ausgewähltem Lesegut gerät.
Das Projekt ist für das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel, die Projektpartner und die Zukunft des Steillagenweinbaus bedeutend, weil die Grundsteinlegung für die Entwicklung einer kriteriengestützten einzelstockpräzisen maschinellen Lese erfolgt und selektive Ernte stark optimiert wird.