Spätfrost sorgt für kleinere Ernte

BADEN

Foto: Jan Bertram
„Nix Planen können“ – das war nach Ansicht des Badischen Weinbaupräsidenten Rainer Zeller auch 2024 zutreffend für den Weinbau. Die Winzer in Baden haben zu der für Mitte September geplanten Hauptlese bereits ein überdurchschnittlich arbeitsreiches Jahr hinter sich, berichtete der Badische Weinbauverband (BWV) bei der diesjährigen Herbstpressekonferenz am 9. September bei der Bischoffinger Winzer eG in Vogtsburg-Bischoffingen. Der Austrieb startete bereits im März, durch die Spätfrostereignisse sei der Reifezustand der Trauben ungleichmäßig und die Winzer seien demnach zu mehr Handarbeit gezwungen.
Ernteausfälle vor allem wegen Spätfrösten
„Stand heute stehen die Trauben gut da, es ist mit einer qualitativ sehr guten Ernte zu rechnen“, sagte BWV-Geschäftsführer Holger Klein. Er geht davon aus, dass – keine weiteren Wetterkapriolen vorausgesetzt – die Erzeuger in Baden eine Erntemenge von 100 bis 110 Mio. l Wein und Most einfahren werden. Das entspreche einem Durchschnittsertrag von 65 bis 72 hl/ha und sei etwas weniger (-10 %) als das langjährige Mittel. Insbesondere in den nördlichen Regionen des Anbaugebiets habe der Spätfrost zu Ernteausfällen geführt (-30 % in einigen Regionen, in Einzelfällen sogar mehr). Dazu hätten viele Betriebe beim Thema Pilzkrankheiten ein wachsames Auge haben müssen. Im Markgräflerland habe es deutlich weniger Niederschlag und fast keinen Frost gegeben. „Dennoch können wir auf eine in der Menge marktgerechte, nicht zu kleine Ernte hoffen“, fasste Klein zusammen. Es könne also angesichts eines schwierigen Jahres und vieler Herausforderungen somit dank der überwiegend guten Wasserverfügbarkeit im Winter und Frühjahr zu einem positiven Abschluss der Ernte 2024 kommen.
Hauk will sich für Winzer einsetzen
Der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, nahm eine klare Position zu einigen Forderungen der badischen Winzer ein. Beim Thema Weinwerbung sei klar, dass Winzer aus Franken mit einer Weinwerbefinanzierung von 175 €/ha und aus Rheinland-­Pfalz mit einer Erhöhung der Weinwerbeeinnahmen von 70 €/ha auf 100 €/ha gegenüber Winzerkollegen aus Baden, die bislang etwa 10 €/ha freiwillig eingesammelt haben, im Vorteil seien. Das Thema Weinwerbung werde auch in der Politik diskutiert.
Hauk betonte zudem, dass eine politische Zielsetzung zu mehr Biodiversität beim Thema Pheromon-Bezuschussung nicht stehen bleiben könne. Zeller hatte vom Ausstieg mancher Kollegen bei den Pheromongemeinschaften berichtet und um eine Erhöhung der Beiträge von Landesseite gebeten. Wenn sich der Preis für Pheromone im Einkauf verdoppele, könne die Politik beim Zuschuss nicht auf konstante Beträge setzen, ergänzte Minister Hauk. Er werde mit einer Verdopplung dieser Beträge als Vorschlag in die Haushaltsberatung des Parlaments gehen. Es gehe in der momentanen Situation rund um Strukturwandel sowie der Konsum- und Absatzproblematik um die vielleicht größte Herausforderung, die der Weinbau in Baden-­Württemberg in den vergangenen Jahrzehnten zu bestehen habe, so Hauk.
Nachdenklich gemacht habe den Minister ein Besuch beim Exportforum des Deutschen Weininstituts (DWI). Deutschland vermarkte 10 % der Erntemenge im Export und das exportstarke Baden-Württemberg, mit Firmen wie Daimler, Bosch und Porsche sowie eine der kaufkräftigsten Regionen der Welt, komme auf eine Quote von lediglich 1 %.
Modellregionen testen Förderungen
Benjamin Bohn, Bürgermeister der größten weinbautreibenden Gemeinde in Baden-Württemberg (Vogtsburg, 1.400 ha), wies darauf hin, dass Vogtsburg mit seinen Ortsteilen Modelle der kommunalen Förderung ausprobiere. Neben einem Modellversuch für Tröpfchenbewässerung habe die Gemeinde eine Flurbereinigung und Ideen zum Brachenmanagement (z.B. Rotationsbrache) als Maßnahmen zur besseren Steuerung des Gesundschrumpfens der Branche getestet. Darüber hinaus setzte sie ein Projekt um, in der es mit touristischen Perspektiven am Kaiserstuhl um Maßnahmen zum Erhalt der Kulturlandschaft ging. ja