Spätsommer half „Spätzünder“ auf die Sprünge

NAHE

Foto: Norbert Krupp
Den Weinjahrgang 2021 könne man getrost als „Spätzünder“ hinsichtlich der Qualität bezeichnen, erklärte Weinbaupräsident Dr. Thomas Höfer bei der Herbst-Pressekonferenz des Weinbauverbandes Nahe.
Das Weinjahr habe mit den deutlich zu kühlen Monaten April und Mai begonnen, erinnerte Höfer. Durch die häufigen Niederschläge mussten die Winzer intensiv gegen Mehltau vorgehen. Insgesamt sei es ein Sommer ohne durchdringende Wärme gewesen, ganz anders als in den fünf Vorjahren, verglich Höfer. August, September und Oktober hätten sich dann relativ sonnenreich gezeigt, weshalb der Spätsommer auch zu deutlichen Qualitätssteigerungen geführt habe.
Nach aktuellen Schätzungen, die Harald Sperling als Geschäftsführer des Weinbauverbandes zusammengestellt hat, werde an der Nahe in diesem Jahr eine Weinernte von 288.000 Hektolitern erwartet. Rund drei Viertel davon sind Weißwein. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 wurden an der Nahe 320.000 Hektoliter Wein erzeugt, das waren gut 10 % mehr als 2021.
Betriebe werden größer
Höfer analysierte die Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2020: Während landesweit die Zahl der Betriebe mit Rebflächen von 9.400 in 2010 auf 6.600 in 2020 um 29,4 % zurückgegangen sei, habe sich an der Nahe die Zahl dieser Betriebe von 776 (2010) nur um 28,1 % auf 558 (2020) verringert. Rückläufig war der Anteil der kleineren Betriebe, die weniger als zwei Hektar (-45,6 %), zwei bis fünf Hektar (-37,9 %) oder fünf bis zehn Hektar Rebfläche (-33,6 %) bewirtschaften, während der Anteil der Betriebe mit mehr als zehn Hektar Rebfläche um 7,8 % auf nunmehr 35 % zulegte. Analog dazu sei die durchschnittliche Betriebsgröße von 6,8 Hektar (2010) um 43,7 % auf nunmehr 9,7 Hektar (2020) gewachsen.
Eher ein Weißweinjahr
Der Weinbaupräsident präsentierte aktuelle Zahlen von Henning Seibert, dem Vorstandsvorsitzenden der Genossenschaft „Moselland“, die bereits die Trauben von 300 Hektar Rebfläche an der Nahe von Mitgliedern ausbaut. Sperling berichtete, dass im vergangenen Jahr und auch 2021 mehrere Winzer in die Genossenschaft eingetreten seien, um die Möglichkeiten dieser Gemeinschaft zu nutzen.
Bei Moselland gehe man von deutlich geringeren Erträgen aus, im Schnitt nur 65 bis 70 % einer Normal-Ernte. Seibert und andere Experten sind sich einig, dass 2021 an der Nahe eher ein Weißwein- statt ein Rotweinjahrgang sein wird. Der Weinbaupräsident geht davon aus, dass 2021 ein Jahrgang werde mit moderaten Alkoholgehalt und einer markanten Säure. Sie müssten aber nicht überall die Spitze erobern. Das wäre auch nach den besonders hohen Qualitäten im Vorjahr ein sehr anspruchsvolles Ziel. Norbert Krupp