Tradition und Weinkultur

RHEINHESSEN

Foto: Bettina Siée
Am Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz läuft aktuell das LEADER-Projekt „Tradition und Weinkultur in Rheinhessen“, das sich der Geschichte der regionalen Kulturlandschaft widmet. In der Stadtbibliothek Mainz informierte nun ein sogenannter Werkstattbericht über erste Ergebnisse.
Der Historiker Simeon Guthier erarbeitet im Rahmen des Forschungsprojektes „Tradition und Weinkultur in Rheinhessen“ eine Weingeschichte. Die Weinbruderschaft Rheinhessen fördert das Projekt und begleitet es bis zur Drucklegung eines Buches. Vor einigen Jahren war das Geschichtsmobil durch die Region gefahren, um historische Dokumente zu sichern. Daraus ergaben sich weitere Forschungen.
Ein dreiteiliger Vortrag informierte über erste Ergebnisse und wurde von einer Weinprobe begleitet. Mit 60 Interessierten war die Veranstaltung ausgebucht, es gab sogar eine Warteliste für Nachrücker. Als Begrüßungsschluck gab es einen klassischen Silvaner, früher die Hauptrebsorte in der Region. Zunächst berichtete Guthier, dass Friedrich III. 1475 verfügte, dass Wein zu belassen sei wie Gott ihn habe wachsen lassen. Zur Konservierung war Schwefelung von Wein erlaubt, was eine große Innovation bedeutete. Die Weine hatten im Mittelalter einen Alkoholgehalt von vermutlich 7 bis 8 % vol. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag bei einem halben bis zweieinhalb Liter. Gewürzwein war üblich, die Zutaten hießen Gemächte. Dazu wurde gesüßter Gewürzwein ausgeschenkt, den Bruderrat Dr. Andreas Wagner nach einem mittelalterlichen Rezept eigens für die Veranstaltung hergestellt hatte. Aus dem Glas strömten Rosen-, Nelken-, Ingwer- und allerlei weitere Düfte. Um die Gärung zu stoppen und Keime abzutöten, wurde das ganze Fass erhitzt, was zu Feuerwein führte. Bei Weinpanschereien wurden nicht Winzer, sondern Händler, Transporteure und Gastronomen verdächtigt.
Im zweiten Teil berichtete Guthier über Erziehungsarten in früheren Jahrhunderten – Bock, Arkade, Halbbogen, Pfahl- oder Kammertbau (Laube) auf Holzgerüsten. Dazu war ein Grüner Veltliner im Glas, der noch in den 60er Jahren oft mit Elbling im gemischten Satz stand. Der dritte Teil gab Einblicke in die weingeschichtlichen Ereignisse der 1930er Jahre. Dazu passte die „entnazifizierte“ Scheurebe – von Georg Scheu 1916 gekreuzt. bs