Deutlich früher als in vorherigen Jahren begann die Weinlese in Württemberg. Derzeit befindet sich das gesamte Weinbaugebiet in der Hauptlese. Die Wasserverfügbarkeit wird auf trockenen Standorten und für Junganlagen zunehmend zum Problem. Der Weinbauverband Württemberg gab auf der Herbstpressekonferenz auf dem Schlossgut Hohenbeilstein erste Prognosen zum 22er.
Trockenheit und Bewässerung wichtige Faktoren
„Dieses Jahr 2022 war wieder ein Jahr der Extreme“, blickte Staatssekretärin Sabine Kurtz MdL zurück. Durch das trockene Frühjahr und den Sommer habe sich ein Wasserdefizit angehäuft, das den Weinbau belaste. Im Vergleich zu einem durchschnittlichen Weinbaujahr betrug der Vegetationsvorsprung durch die warme Witterung bis zu zwei Wochen, sodass sich die Winzer auf einen relativ frühen Lesebeginn einstellen konnten.
Mangels Regen zeigten Mitte Juli vor allem Trockenstandorte und junge Weinberge deutliche Anzeichen von Trockenstress. Wo möglich wurde mittels Tröpfchenbewässerung die Vitalität der Reben aufrechterhalten. Alternativ musste in vielen Weinbergen die Trauben je Rebstock und damit die Ertragsmenge reduziert werden. In einigen Weinbergen hatte die einsetzende Welke den Trauben zugesetzt, sodass auf diesen Flächen keine für Wein geeigneten Qualitäten geerntet werden können.
WVW macht sich für Dürreversicherung stark
An vielen Standorten wird der jährliche Ertrag durch diverse Starkwetterereignisse maßgeblich negativ beeinflusst. Im Sinne des betrieblichen Risikomanagements adressieren die Verbandsvertreter an Staatssekretärin Sabine Kurtz MdL den zwingenden Bedarf der staatlichen Förderung einer echten Mehrgefahrenversicherung, die explizit alle relevanten Ereignisse wie Hagel und Dürre beinhalten muss.
In Summe erwartet der WVW, dass trotz der Trockenheit und teilweise Sonnenbrand gebietsübergreifend die Traubenmenge eines durchschnittlichen Jahrgangs (rund 100–110 Mio. Liter) eingebracht werden kann.
Thema auf der Herbstpressekonferenz war auch der Entwurf zum Pflanzenschutzverbot in empfindlichen Gebieten. Während Kurtz versicherte, sich dagegen zu wehren, bereitet Weinbaupräsident Hermann Hohl mehr die Umsetzung des wohl zu erwartenden Kompromisses durch die Bundesregierung Sorgen.
Preissteigerungen erwartet
Sorgen bereiten den Verbandsvertretern zudem die zunehmenden Preissteigerungen in der Produktion. Allein im vergangenen Jahr stiegen die Beschaffungskosten für landwirtschaftliche Produktionsgüter um teilweise über 25 %. Hinzu kommen Schwierigkeiten in der Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften und vor allem die Anhebung des Mindestlohns. Gerade die Kosten für Neuanlagen hätten sich drastisch erhöht, sodass Rebzüchter berichteten, dass manche Betriebe ihre bestellten Reben wieder storniert hätten. Derzeit, so Hohl, sei ungewiss wie weit die Kosten noch steigen werden, aber bereits jetzt seien durch den Inflationsausgleich Preissteigerungen von 15 bis 20 % notwendig. WVW/isp