Erfolgreiche Exportbetriebe wissen, wie der Markt im jeweiligen Land funktioniert und arbeiten aktiv – etwa durch regelmäßige Besuche – mit den Importeuren zusammen. Diese Erkenntnis zeigte sich beim diesjährigen Forum Export des Deutschen Weininstituts (DWI), das am 13. Juni am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Oppenheim mit rund 150 Teilnehmenden stattfand.
Beim Export positiv ins Jahr gestartet
Seit 2008 habe Deutschland rund die Hälfte an Exportvolumen verloren, zeigte DWI-Marketingleiter Steffen Schindler auf. Seit der Corona-Pandemie konnten die deutschen Erzeuger in diesem Bereich aber wieder volumen- und wertmäßig zulegen. 2023 nahm der Exportumsatz in den Top-10-Hauptexportmärkten um 3,9 % zu, musste aber im Volumen (-2,3 %) einen Rückgang verzeichnen. Die USA bleibt vor Norwegen das wichtigste Abnehmerland für Deutschland. Zudem verloren im Jahr 2023, bis auf Deutschland (+0,8 %), alle weltweiten Top-10-Weinexportländer im Wert. „Damit haben wir in einem sehr schwierigen Marktumfeld Erfreuliches erreicht“, sagte Schindler.
Die positive Entwicklung der Exporterlöse für die deutschen Weine des vergangenen Jahres setzte sich auch im ersten Quartal 2024 fort. Insgesamt legte der Export sowohl in der Menge als auch im Wert um 9 % gegenüber dem Vorjahresquartal zu. Vor allem in China stiegen die deutschen Exportzahlen (+47 % im Volumen, +39 % im Wert). Aber auch in den Niederlanden, Polen, Japan und Dänemark gab es zweistellige Absatz- und Umsatzzuwächse. „Polen ist in den letzten Jahren zu einem unserer Top-Auslandsmärkte geworden“, hob der Marketingleiter hervor.
„Es gibt beim Export Wachstumschancen in einem schwierigen Markt“, sagte Prof. Dr. Simone Loose von der Hochschule Geisenheim, die aktuelle Trends im internationalen Weinhandel vorstellte. Loose sieht jedoch derzeit nicht, dass der weltweite Weinkonsum wieder ansteige, auch weil sich eine Deglobalisierung abzeichne.
Südliche Weinbauländer kämpfen mit den Klimaauswirkungen auf den Weinbau. Hier ergäben sich für kühlere Gebiete wie Deutschland Chancen. „Wir müssen aber zusehen, dass Konsumenten unsere Produkte wollen“, betonte Loose. Sie riet den Erzeugern ihre Produkte an die Bedürfnisse der Verbraucher anzupassen, dabei muss die Kommunikation von Wein und das Thema generell einfacher werden. Chancen sieht sie in Trendprodukten wie Weißwein, schäumenden Getränken und im No & Low-Bereich.
Zukunftsmarkt Afrika?
„Afrika ist ein Chancen-Kontinent“, meint Dr. Christian Lindfeld, Managing Director The Winembassy, der mit seinem Beratungsunternehmen seit drei Jahren auch in der Weinbranche aktiv ist. Der Kontinent sei zwar bekannt für Krisen, Krankheiten und Korruption, es gebe aber auch ein deutliches, nachhaltiges Wirtschaftswachstum in vielen Ländern. Während in vielen Märkten die Zahl an Konsumenten zurückgingen, kämen zukünftig aufgrund des Bevölkerungswachstums nur noch Konsumenten aus Afrika nach.
Die Urbanisierung sei der wichtigste Treiber einer wachsenden Mittelschicht und deren Einkommen, deren Alkoholkonsum zunimmt. Die Afrikaner seien laut Lindfeld qualitäts- und erlebnisorientiert sowie technologieaffin. Zudem hätten sie ein hohes Markenbewusstsein und sehen nachhaltig und sozial produzierte Produkte als wichtig an.
In sieben Ländern der insgesamt 54 afrikanischen Staaten gibt es Weinbauregionen, wobei es nur in Südafrika eine nennenswerte Weinproduktion gibt. „Nahezu alle afrikanischen Länder müssen Wein importieren“, brachte Christian Lindfeld es auf den Punkt. Derzeit bestehe die Top 3 der Weinimportländer aus Nigeria, der Elfenbeinküste und Angola, wobei es in allen Ländern Potenzial für deutschen Wein gebe, so der Experte. Man müsse sich aber auf die Länder und Menschen einlassen, ergänzte er. Es gebe aber noch keine klassischen Importstrukturen wie in anderen Regionen.
Den Markt kennen und aktiv zusammenarbeiten
Ken Engebretsen von Wines of Germany Norway berichtete über Deutschlands zweitwichtigsten Exportmarkt. Er betonte, dass sich die skandinavischen Märkte voneinander komplett unterschieden und man genau wissen müsse, wie der norwegische Markt funktioniere, um dort erfolgreich Wein verkaufen zu können. Der Markteintritt verläuft ausschließlich über das Monopol Vinmonopolet.
Derzeit liegen frische, gesündere und leichtere Produkte bei den Norwegern im Trend. Zudem habe deutscher Spätburgunder im Absatz zugelegt, zeigte der Experte auf. Chancen für Deutschland sieht Engebretsen neben Rosé vor allem beim Sekt. „Allerdings muss Deutschland die Qualität beim Sekt erhöhen“, ergänzte er. Zudem empfahl er den Teilnehmenden, auch regelmäßig vor Ort in Norwegen zu sein und aktiv mit den Importeuren zu arbeiten, um längerfristig im Markt zu bleiben. Ganz wichtig sei wie in allen Monopolmärkten das Thema Nachhaltigkeit. Hier verlange das Monopol entsprechende Nachweise und Zertifikate von den Betrieben.
Von einem stark rückläufigen Weinmarkt in China berichtete Jeuce Huang, Wines of Germany China. Ein Monopol wie in Skandinavien gibt es nicht, jedoch hinsichtlich des Weingesetzes einige Punkte zu beachten – etwa ein Rückenetikett in chinesischer Sprache mit Angaben etwa zum Importeur oder dem Restzuckergehalt.
Zwar sei Rotwein mit einem Anteil von 92 % dominierend, doch die Chinesen zeigten großes Interesse an Weißwein, speziell an deutschem Riesling, sagte Huang. „Es gibt ein großes Potenzial für Weißwein und Sekt in China“, betonte die Expertin. Generell gebe es einen starken Wettbewerb, doch wer digitale Inhalte nutze und intensive Partnerschaften mit regelmäßigem Kontakt führe, könne dort im Export dennoch erfolgreich sein.
Inflation und ein schwacher Yen mache die Arbeit der japanischen Importeure derzeit nicht leichter, sagte Ambroise Amet, Wines of Germany Japan. Wein ist in Japan lifestyleorientiert und gilt als schick und gesund. Vor allem die junge Generation sei offen, neue Weine zu entdecken, sodass auch alternative Weinstile gefragt seien.
Die Importeursuche hänge von mehreren Faktoren wie dem Vertriebskanal oder dem Preisbereich ab, so Ambroise Amet. Den Importeuren wichtig seien beispielsweise eine Website auf Englisch, Flaschenmuster, ein ansprechendes Packaging, umfangreiche Infos zum Betrieb und Zertifikate. isp