Weinbau steht vor vielen Herausforderungen

PFALZ

Foto: Bettina Siée
Die Jahresversammlung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd des Kreisverbandes Bad Dürkheim fand in der Ruppertsberger Weinkeller Hoheburg e.G. in Ruppertsberg statt. Der BWV-Kreisvorsitzende Martin Fußer ist sehr besorgt angesichts der bevorstehenden Herausforderungen. Die EU führt eine Folgenabschätzung des geplanten Pflanzenschutzverbotes in Schutzgebieten durch, aber Fußer ist skeptisch, ob die Ergebnisse zum Vorteil für Landwirtschaft und Weinbau sein werden.
Manche Gemeinden im Kreis Bad Dürkheim wären zu 80 % vom Pflanzenschutzverbot betroffen. „Wir brauchen fachliche Aufarbeitung und Verständnis in der Bevölkerung für die Arbeit der Landwirte und Winzer“, meinte Fußer. Deshalb seien Treffen mit Umweltverbänden wie dem NABU wichtig. Auf allen Ebenen sind Gespräche zu führen, um zuzuhören und einen Interessenausgleich zu finden.
Fußer erinnerte an den trockenen, heißen Sommer 2022, der Trockenschäden in vielen Weinbergen brachte. Es zeigte sich die Bedeutung einer Bewässerung. In der Verbandsgemeinde Deidesheim hat sich gerade ein Beregnungsverband gegründet. Im Weinbau werde Tröpfchenbewässerung geplant. Jedes Jahr bringt neue Bedingungen, sodass die Winzer flexibel bleiben müssen.
Vorschriften erschweren es, Weinfeste zu feiern
Auch im Kreis Bad Dürkheim sei ein Strukturwandel festzustellen, die Winzerbetriebe werden immer größer. Fußer freute sich, dass wieder Weinfeste stattfinden können, allerdings seien die Vorschriften zu den Veranstaltungskonzepten zu überdenken. Man müsse den Veranstaltern entgegenkommen, um diese Feste zu erhalten, die doch zur Pfälzer Identität gehören.
Die GAP bringe wieder mehr Auflagen mit sich. Mitarbeiter der Verbandsgemeinde helfen, die Bürokratie zu bewältigen, stoßen aber bisweilen an ihre Grenzen. Den Betrieben mache nicht nur der Mindestlohn Sorge, sondern auch, dass es kaum noch Fachkräfte gibt.
Die Düngeverordnung sei immer noch ein Thema. Das Messstellennetz soll weiter ausgeweitet werden, sodass Unsicherheiten des Berufsstandes abgebaut werden können. Fußer meinte, dass in der Bevölkerung langsam ankomme, was die Landwirtschaft tut, aber es sei noch sehr viel Kommunikation notwendig.
Die flächenscharfe Abgrenzung der Rebfläche ist durch die Schutzgemeinschaft Pfalz geschehen. Nun sei dringend die Profilierung der Einzellagen notwendig. Fußer mahnte, die Interessen der Region über die einzelbetrieblichen zu stellen –letztlich zum Vorteil für jeden Einzelnen. Die Weinpreise können die enormen Kostensteigerungen nicht ausgleichen. Deshalb sind Investitionen und Privat­entnahmen im Auge zu behalten. Hans-Ulrich Ihlenfeld, Landrat im Kreis Bad Dürkheim, sieht in Landwirtschaft und Weinbau die Lebensader der Region und sicherte seine Unterstützung für die regionale Produktion zu.
Der Deutsche Weinbaupräsident Klaus Schneider berichtete vom Spannungsfeld zwischen extremen EU-Pflanzenschutzverordnungen, Nachhaltigkeit und Herkunftsrecht. Es bestehen Hoffnungen, dass die EU-Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmittel (SUR) abgewehrt werden könne. Allerdings drohe mit dem EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur (NAL) die nächste Katastrophe, sagte Schneider. "Wir brauchen breite Unterstützung, denn die Lage ist ernst", sagte der Weinbaupräsident.
Keine Kommunikation mit dem Bundesminister
Weinbauministerin Daniela Schmitt (Rheinland-Pfalz) und Minister Peter Hauk (Baden-­Württemberg) setzen sich für den Weinbau ein. Schneider beklagte, dass es keine Kommunikation mit dem Bundesministerium gebe. Der Weinbauverband ist auf allen Ebenen aktiv, um Mitstreiter zu finden. Zuletzt rief Geschäftsführer Dirk Gerling dazu auf, sich an der Sozialwahl zu beteiligen und wies darauf hin, dass die Liste 5 die Landwirte und Winzer in Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland vertritt. bs