Weinbau der Zukunft – von der Rebe bis ins Glas

9. Ecovin-Jungwinzertagung

Foto: Ecovin
Ecovin hatte alle Auszubildenden, Studierenden und junge Winzer zur 9. Ecovin Jungwinzertagung (JWT) in die Jugendherberge Worms eingeladen. Im Fokus standen Anpassungen an den Klimawandel und nachhaltiges Wirtschaften. Neben Vorträgen und Workshops standen Austausch und Netzwerken der 55 Teilnehmenden im Mittelpunkt der Tagung.
Nachhaltigkeit hat viele Facetten
Der Impulsvortrag von Prof. Moritz Wagner, Hochschule Geisenheim University, lud ein, über verschiedene Facetten von Nachhaltigkeit im Weinbau nachzudenken. Eine Strategie des nachhaltigen Weinbaus umfasst Züchtung und Anbau neuer Rebsorten (Piwis), die im Mittelpunkt des Tagungssamstags standen.
In drei Workshops konnten die Teilnehmenden ihr Wissen zu Rebsorten, Züchtung und Veredelung vertiefen. Dr. Oliver Trapp (JKI Siebeldingen) informierte über neue Rebsorten auf dem Geilweilerhof. Er rechnete vor, dass sich durch deren Anbau bis zu 80 % des heutigen Fungizideinsatzes in Deutschland sparen ließen.
Christoph Kiefer, Hochschule Geisenheim, sprach im zweiten Workshop über Vermarktungschancen von Piwi-Wein. In Kiefers Untersuchungen fanden diese Weine Akzeptanz bei Verbrauchern und konnten geschmacklich überzeugen. Er sieht hohes Potenzial bei Direktvermarktern durch gelungene Kommunikation neue Rebsorten zu etablieren.
Der Rebveredler Christoph Hebinger, Pépinières Hebinger, Eguisheim/Elsass, erklärte im dritten Workshop die Philosophie seiner Rebschule. Kurz gefasst Hebinger plädierte für die Sélection massale statt uniformer Klone sowie eine Abkehr vom Omega-Schnitt für besseren Wundverschluss und Langlebigkeit der veredelten Reben.
Nach aller Theorie über Rebsorten moderierte Ecovin-Winzerin Hanneke Schönhals eine Verkostung von neun ganz unterschiedlichen Piwi-Weinen, vom Rotwein Réserve bis zum PetNat. Die Herstellung von PetNat und Sekt diskutierten Sebastian John (Weingut Frank John), Christine Pieroth (PIRI Naturel), Agustin Novoa (Weingut Carl Koch), Michael Binzel (Weingut auf den fünfzehn Morgen) am nächsten Morgen. Welche Anforderungen gibt es an das Lesegut, welche Piwi-Rebsorten eignen sich für schäumende Weine?
Austausch und überregionales Netzwerk
Die Jungwinzer aus Deutschland, Polen, Österreich, Schweden und der Schweiz nutzten die Tagung, um sich überregio­nal zu vernetzen. „Ich war schon ein paar Mal auf der Tagung. Noch nie waren so viele Auszubildende dabei, die mit unterschiedlichen Erfahrungen die Diskussionen um den Ökoweinbau vorantrieben“, resümiert Linnéa Hauenstein aus der Schweiz.
Der Öko-Weinbauverband Ecovin wurde 1985 gegründet. Heute bewirtschaften 235 Mitgliedsbetriebe rund ein Viertel der deutschen Öko-Rebfläche. Neben der Zertifizierung nach Ecovin-Richtlinie sieht der Verband seine Aufgaben in Beratung, Bildung und politischer Interessenvertretung. red