Weinbaupolitik auf EU-Ebene und regional

PFALZ

Foto: Bettina Siée
Die 75. Pfälzische Weinbautage fanden wie im letzten Jahr ausschließlich online statt. Der pfälzische Weinbaupräsident Reinhold Hörner beklagte eine Vielzahl von Problemen, die ihn bedrücken. Es werde künftig nicht ohne Pflanzenschutz gehen, auch nicht im Ökoanbau. „Wir müssen mehr Realität in die Diskussion bringen. Toleranz neuer Sorten gegenüber Krankheiten genügt nicht, Piwi-Weine müssen auch von Verbrauchern gekauft werden“, so Hörner. Solche Umstellungen bräuchten viel Zeit.
In der Schutzgemeinschaft komme man ohne juristischen Rat nicht weiter und benötige die Hilfe des Ministeriums. Die Pfalz muss sich ein Profil geben. Aber einen tragfähigen Kompromiss auf den Weg zu bringen, sei sehr anspruchsvoll. Besorgt ist Hörner auch über die Zersplitterung des Deutschen Weinbauverbandes, die den Winzern insgesamt schadet. Des Weiteren gibt es regionale Probleme. In einigen Gemarkungen sollen Feldwege zu Radwegen umgewidmet werden, was die Landwirte als Enteignung sehen.
Welche Neuerungen gibt es für die Branche?
Wie der Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbandes Christian Schwörer berichtete, ist laut der neuen EU-Verordnung jetzt eine Säuerung und Entsäuerung des Weines in allen Weinbauzonen zugelassen. Außerdem bleibt das Neupflanzgenehmigungssystem bis zum Jahr 2045 erhalten. Genehmigungen zur Wiederbepflanzung gelten für einen Zeitraum von sechs Jahren ab dem Zeitpunkt, zu dem sie erteilt wurden (bisher drei Jahre).
Ab Dezember 2023 wird eine Nährwert- und Zutatenangabe für Wein verpflichtend. Eine digitale Hinterlegung wäre möglich, diese wird aber jetzt durch die anstehende Lebensmittelinformationsverordnung infrage gestellt, die eine Angabe auf dem Frontetikett wünscht. Der Deutsche Weinbauverband setzt sich dafür ein, dass Kaliumphoshonat neu bewertet und der Einsatz im Weinbau wieder möglich wird.
GAP-Reform für Weinbau nicht praxistauglich
Die Podiumsrunde zur Weinbaupolitik mit EU-Abgeordnete Christine Schneider, Staatssekretär Andy Becht (Weinbauministerium Rheinland-Pfalz), Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbandes Christian Schwörer und Weinbaupräsident der Pfalz Reinhold Hörner wurde von Dirk Gerling moderiert. Die EU-Abgeordnete Christine Schneider bedauert, dass Deutschland den nationalen Strategieplan zur GAP nicht wie von der EU gefordert zum Ende des Jahres 2021 abgegeben hat. Nun sei die Frist bis Anfang Februar verlängert. Die GAP-Reform sei nicht so ausgestaltet, dass der Weinbau teilhaben könne. Die in der GAP enthaltenen Eco-Schemes (Öko-Regelungen), die zu mehr Biodiversität, Umwelt-, Klima- und Tierschutz in der Landwirtschaft führen sollen, seien für den Weinbau nicht praxistauglich. Staatssekretär Andy Becht und die EU-Abgeordnete Schneider stimmten am Pfälzer Weinbautag darin überein, dass gemeinsam Vorschläge für die Eco-Schemes erarbeitet werden müssen, die der Weinbau nutzen könne.
EU-Alkoholpolitik
Ein Ausschuss des EU-Parlaments, der sich mit der EU-weiten Bekämpfung von Krebs befasst, hat jetzt einen Bericht vorgelegt, der nicht zwischen Alkoholmissbrauch und moderatem Genuss von Wein unterscheidet. Dieses Papier stehe im Februar zur Abstimmung und könne aus Sicht der Weinbranche keinesfalls akzeptiert werden, sagte Schneider. Warnhinweise in Form von Schockbildern auf Wein-, Bier- und Schnapsflaschen kann die Weinbranche nicht geschehen lassen. Zudem wird ein Werbeverbot verlangt. Des Weiteren werden Steuererhöhungen für alkoholische Getränke diskutiert.
Schneider hält Informationen zum Weinkonsum, wie sie Wine in Moderation veröffentlicht, für den richtigen Weg. Die EU-Abgeordnete verdeutlichte den Ernst der Lage. Es müssten alle für den Weinbau zusammenhalten und Mitstreiter finden, um auf den Unterschied von Missbrauch und moderatem Konsum hinzuweisen. Die Konsequenzen eines Verbots der Weinwerbung wären für die Weinregionen Europas kaum absehbar. bs