Weinbauverband Rheinhessen zur Weinbaupolitik

RHEINHESSEN

Foto: DWI
Wie jedes Jahr bildete die Jahreshauptversammlung des Weinbauverbandes Rheinhessen den Abschluss der Agrartage, diesmal der 1. AgrarWinterTage. Erstmals wurde die Veranstaltung komplett gestreamt. Aus der zum Studio umgebauten Aula des DLR Oppenheim begrüßte der Präsident des Weinbauverbandes Rheinhessen, Ingo Steitz, 223 Teilnehmer, die zu Hause am PC der Veranstaltung folgten. Die Besucherzahl entsprach in etwa dem Zuspruch der letzten Jahre in Nieder-Olm, was Steitz sehr freute.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner schickte eine Videobotschaft, in der sie für die Zusammenarbeit dankte, denn nach langwierigen Diskussionen war schließlich ein Kompromiss bei der Reform des Weingesetzes möglich geworden. Ebenso schickte der rheinland-pfälzische Weinbauminister Dr. Volker Wissing einen virtuellen Gruß und sicherte der Weinbranche seine Solidarität zu.
Steitz skizzierte die Weinvermarktung im Jahr 2020. Je nach Absatzstrategie seien die Weinbaubetriebe unterschiedlich von der Pandemie betroffen. Viele Winzer haben mit virtuellen Weinproben reagiert. Steitz war begeistert von der am Abend zuvor online veranstalteten Jung.Wein.Nacht, die gezeigt habe, wie man in der Krise agieren könne.
Steitz ärgert, dass EU-Gelder für die Absatzförderung in Rheinland-Pfalz nicht abgerufen wurden. Ihn freut die gute Zusammenarbeit seines Verbandes mit der Gruppierung Land schafft Verbindung (LSV) in Rheinhessen, was ein Verdienst von Friedrich Ellerbrock, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Rheinhessen, sei.
Diskussion um Förderung und Bezeichnungen
In der von Ellerbrock moderierten Podiumsdiskussion wurde detailliert über Bezeichnungsrecht, Förderprogramme, Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und Auswirkungen der Coronapandemie gesprochen. Dr. Michael Koehler vom Bundeslandwirtschaftsministerium verteidigte die Weinrechtsreform. Die EU habe schon 1970 die Richtung vorgegeben. „Die Reform ist kein großer Wurf, aber auf dieser Basis ist ein Konsens möglich“, so Koehler. Die Branche selbst müsse die Details festlegen. Auch bei der GAP sei man auf der Zielgeraden. Hier ist der Weinbau zum Beispiel bei den Direktzahlungen betroffen. „Bei den Nährwertangaben wird die Angabe des Brennwertes auf das Etikett kommen“, sagte Koehler.
Weinbaupolitik auf allen Ebenen
Walter Reineck vom Wirtschaftsministerium Rheinland- Pfalz betonte, dass der Weinwirtschaft jährlich 23,2 Mio. Euro EU-Mittel durch das Nationale Stützungsprogramm für Rheinland-Pfalz zur Verfügung stünden – für Absatz, Umstrukturierung, Investitionen und Innovationen. Die Anträge seien oft nicht vorschriftsmäßig ausgefüllt. Im Jahr 2020 wurden über 20 Mio. Euro verausgabt. Das Land bezuschusst erstmals Prämien zur Mehrgefahrenversicherung und rechnet damit, dass diese Förderung für 9.000 bis 10.000 ha beansprucht werde.
Der deutsche Weinbauverband hat sich beim Weingesetz für ein vierstufiges System ausgesprochen. Christian Schwörer, Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbandes, sieht Chancen für die Regionen, aber ein „Flickenteppich“ müsse unbedingt verhindert werden.
Schutzgemeinschaft steht vor schweren Aufgaben
Den größten Disput gab es, laut Koehler, wegen der Großlagen, die Kunden nicht von Lagenwein unterscheiden können. Als Kompromiss muss nun bei der Großlage die Region vorangestellt werden. Bei der Ausgestaltung des Weingesetzes sind unendliche Diskussio­nen in den Schutzgemeinschaf­ten vorhersehbar. Steitz meint, es müsse Delegiertenversamm­lungen geben, um die Basis einzubinden.
„Die VO sieht vor, dass bis zum Jahrgang 2025 noch wie bisher verfahren werden darf, aber keiner hindert Sie an einer sofortigen Umstellung“, sagte Koehler. „Das Weinrecht ist einfach, wenn Sie auf das Etikett nur schreiben1, was vorgeschrieben ist.“ Das Bundesministerium erwarte, dass die EU- Förderprogramme für Wein nach 2023 weiterlaufen, sodass es hier Planungssicherheit gebe.
„Rheinland-Pfalz plant, eine Förderung der Bewässerung in die Umstrukturierung aufzunehmen, sofern die Betriebe Wasser zur Verfügung haben“, kündigte Reineck an. bs