Weinernte Rheinhessen - Doch noch ein gutes Ende

Rheinhessen

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Die Qualität des Weinjahrgangs 2016 wird in Rheinhessen als sehr gut eingestuft. Die Erntemenge schätzt der Rheinhessische Weinwirtschaftsrat mitten in der Lese sehr vorsichtig auf „leicht unterdurchschnittlich“. Die Erträge variieren so stark, dass Voraussagen schwer zu treffen sind. Durch die günstige Witterung seit August können die Winzer eventuell noch eine mengenmäßige Durchschnittsernte einfahren. Allerdings wird von drastischen Ertragsschwankungen berichtet. „Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn noch keinen Jahrgang erlebt, in dem die Erträge so unterschiedlich sind“, erklärte Ingo Steitz, Präsident des Weinbauverbandes Rheinhessen und Vorsitzender des Rheinhessischen Weinwirtschaftsrates, bei der Herbstvesper des Rheinhessischen Weinwirtschaftsrates in der Staatlichen Weinbaudomäne Oppenheim.
Von Pilzinfektionen und Ertragseinbußen gebeutelt
Nach einem „Katastrophensommer“ sei es doch noch „zu einem guten Ende“ gekommen, resümierte Steitz mit Blick auf die vielen Niederschläge und die feuchte Witterung im Sommer, die dazu führten, dass „die Peronospora in einem Maß zugeschlagen hat, wie es viele noch nicht erlebt hatten“. Obwohl die meisten Winzer in Sachen Pflanzenschutz auf der Hut waren, kam es zu Pilzinfektionen und massiven Ertragseinbußen. Nicht nur Öko-Winzer haben Totalausfälle zu beklagen. Mancherorts wurden auch überdurchschnittlich hohe Erträge eingefahren. „Die Erträge schwanken zwischen 2 000 und 20 000 l/ha. Das macht die Einschätzung des Gesamtvolumens schwierig“, erläuterte Wolfgang Trautwein, Vorsitzender des Verbandes der Rheinhessischen Weinkellereien und Stellvertretender Vorsitzender des Weinwirtschaftsrates. Das DLR RNH Oppenheim, geht in einer Schätzung davon aus, dass sich die Erntemenge bei 2,3 bis 2,4 Mio. hl bewegen dürfte – und damit leicht unter dem langjährigen Mittel sowie dem Vorjahresergebnis von rund 2,5 Mio. hl.
Warmer Spätsommer sorgte für gute Stimmung und gutes Ende
Aufgrund der warmen und sonnigen Wochen sei es bei der Traubenentwicklung ab Mitte August zu einer „grandiosen Aufholjagd“ gekommen. Die warmen Tagestemperaturen und kühlen Nächte im September sorgten laut Steitz für eine gute Aromenentwicklung der Trauben und ein ausgeglichenes Säurespiel. „Ich habe selten einen Jahrgang gesehen, in dem die geernteten Trauben so gesund waren“, schwärmt Trautwein, der für Riesling sogar einen „Jahrhundertjahrgang“ prophezeit. Die Konsumenten dürfen sich laut Trautwein auf reintönige Weine freuen. Mit den 2016er Qualitäten hoffen die Rheinhessen am Markt weiter punkten zu können.
Marktanteil zeigt sich bis dato im LEH durchaus positiv
Laut GfK Consumer Panel konnten rheinhessische Weine im Lebensmitteleinzelhandel ihren Marktanteil im Deutschweinsegment im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um drei Prozent auf 33 Prozent ausbauen. Für einen Wermutstropfen sorgte dabei, dass sich der Durchschnittspreis als „elastisch“ erwies und von 2,76 auf 2,69 Euro/l absackte, erklärte Albrecht Ehses, Geschäftsführer der IHK Trier und des Bundes der Weinkellereiverbände Rheinland-Pfalz.
Aktivitäten in Richtung Tourismus und Kulinarik geplant
Beim Direktbezug ab Erzeuger kletterte der Durchschnittspreis dagegen um 8,3 Prozent auf 7,13 Euro/l. Mit einer Fülle an Maßnahmen möchte die rheinhessische Weinwerbung jetzt das Image des Gebietes weiter erhöhen und verstärkt Aktivitäten in Richtung Tourismus sowie Kulinarik entwickeln, wie Rheinhessenwein-Vorsitzender Thomas Schätzel, erläuterte. Ingo Steitz fordert darüber hinaus, im Marketing mehr Energie auf die von Fachleuten verschmähte Rebsorte Dornfelder zu verwenden. Dornfelder ist in Rheinhessen mit 3 427 ha nicht nur die meistangebaute Rotweinsorte, sondern liefert nach Einschätzung des Weinbaupräsidenten auch „genau den Rotweintyp, den viele Verbraucher wollen“.
bs/wer