Bei den Verhandlungen über das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten haben die südamerikanischen Länder im Agrarbereich Zugeständnisse gemacht. Das hat Brasiliens Botschafter in Brüssel, Pedro Miguel da Costa e Silva, bei einer Anhörung im Handelsausschuss des Europaparlaments betont. Die europäische Agrarwirtschaft profitiere von Zollsenkungen. Für sensible Produkte gebe es Einfuhrquoten und nur „sehr eingeschränkten“ Marktzugang für die Südamerikaner. Hinzu komme der bislang umfassendste Schutz von geografischen Herkunftsangaben.
Brasiliens Botschafter weist Kritik zurück
Entschieden entgegen trat da Costa e Silva Vorwürfen, die Erzeuger in den Mercosur-Staaten würden von unfairen Wettbewerbsvorteilen durch niedrigere Produktionsstandards profitieren. „Einige unserer Standards sind strikter als die europäischen“, so der Botschafter. Als Beispiel nannte er Vorgaben zum Schutz der natürlichen Vegetation. Im Norden Brasiliens müssten die Landwirte zu diesem Zweck 20 % ihrer Fläche aus der Produktion nehmen, in der Amazonasregion seien es sogar 80 %. Brasilien setze seit mehreren Jahrzehnten auf Carbon Farming. Auch biologische Pflanzenschutzmittel seien weiter verbreitet.
Nicht stichhaltig ist aus Sicht des Brasilianers die Kritik an fehlender Nachhaltigkeit. Zwar gebe es ein Problem mit Entwaldung, räumte da Costa e Silva ein, dabei dürfe jedoch die Ausgangslage nicht vergessen werden: Natürliche Lebensräume umfassten 65 % von Brasiliens Staatsgebiet und damit ein Areal, das 30 % größer als die EU sei.
Rückendeckung aus der Weinwirtschaft
Große Erwartungen an das Abkommen hat der Europäische Dachverband der Weinwirtschaft (CEEV). „Wir unterstützen die Vereinbarung zu 100 %“, so Generalsekretär Ignacio Sánchez Recarte. Die Weinbranche setze darauf, mit zusätzlichem Absatz in Südamerika Probleme wie Überproduktion und rückläufigen Konsum zu bewältigen, die durch den Handelskonflikt mit den USA verschärft wurden. Laut Sánchez Recarte erschweren aktuell bei Lieferungen nach Brasilien hohe Einfuhrzölle das Geschäft mit Südamerika.
Nicht ernstzunehmen sind dem CEEV-Generalsekretär zufolge Warnungen vor einer Überflutung des europäischen Marktes mit Weinen von Mercosur-Winzern. Der heimische Markt sei offen, die bestehenden Abgaben stellen keine Handelsbarriere dar.
Norbert Lins, Stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses im EU-Parlament, erinnerte daran, dass das Abkommen in einigen landwirtschaftlichen Sektoren abgelehnt wird. Die Abgeordneten seien in der Pflicht, Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen. Mehrere europäische Branchenverbände mit den EU-Ausschüssen der Bauernverbände (Copa) und ländlichen Genossenschaften (Cogeca) monierten, dass kritische Branchenvertreter nicht eingeladen waren. Vom Abkommen am stärksten betroffen wären die Erzeuger von Zucker, Rindfleisch, Geflügel, Mais, Eiern und Bioethanol. age