Wettbewerbsfähigkeit des Weinbaus in der EU

65. Internationaler DWV-Kongress

Foto: Bettina Sieé
Mit dem politischen Auftakt eröffnete am 1. Dezember der 65. Internationale DWV-­Kongress im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz. Über 200 Teilnehmende versammelten sich am Eröffnungstag, als die Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit des Weinbaus in der EU im Fokus standen.
Forderungen des Berufsstandes
DWV-Präsident Klaus Schneider freute sich über die zahlreichen Vertreter aus Politik und Berufsstand und mahnte, dass seit dem Weingipfel im Bundesministerium im September noch nahezu nichts geschehen sei. Schneider konkretisierte die Forderungen des Berufsstandes: Die Übertragbarkeit der Mittel des Weinsektorenprogramms und die Rotationsbrache nennt der DWV unverzichtbar. Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer schickte dem DWV-Kongress eine Videobotschaft und betonte die Bedeutung des Weinbaus für die Kultur und Identität der Menschen.
Die rheinland-pfälzische Ministerin Daniela Schmitt, als Vertreterin des größten Weinbaubundeslandes, sieht sich an der Seite des Weinbaus. Die Branche packe die Herausforderungen aktiv an. „Mit klaren Herkunftsprofilen, innovativen Ansätzen, der Initiative Vitaevino und einer starken Zusammenarbeit zwischen Politik, Forschung und Praxis sichern wir die Zukunft des Weinbaus in Rheinland-Pfalz und ganz Deutschland“, ist Ministerin Schmitt überzeugt.
Herausforderungen für den Agrargeoschutz
In einer Podiumsdiskussion sprachen Vertreter europäischer Regionen aus Portugal, Südtirol, Spanien, Deutschland und Frankreich von zentralen Herausforderungen des modernen Agrargeoschutzes – von unterschiedlichen Verwaltungsstrukturen der Herkunftssysteme (Organisation, Finanzierung, Entscheidungswege) über wirtschaftliche Belastungen wie Flächenentwicklung, Absatz- und Preisstabilität sowie die Anforderungen gezielter Marktstrategien bis hin zu den Instrumenten der neuen Geoschutzverordnung und der GAP. Dabei wurde deutlich, dass Deutschland mit der stärkeren Herkunftsprofilierung den richtigen Kurs verfolgt, die Weiterentwicklung jedoch im europäischen Vergleich noch erhebliches Potenzial bietet.
Resilienz – Maßnahmen für die Zukunft
In der zweiten Tageshälfte stellte sich auch Peter Hauk, Weinbauminister aus Baden-Württemberg an die Seite der Branche: „Die Arbeit unserer Winzer prägt die Kulturlandschaft und macht den Wein zum Aushängeschild. Jedoch sieht sich die Weinwirtschaft in einem schwierigen Marktumfeld auch einem hohen Maß an Bürokratie gegenüber. Hier braucht es Entlastung. Daher gilt es, in der nächsten EU-Förderperiode mehr Flexibilität einzufordern, sodass die EU-Förderprogramme spezifischer an die aktuellen Bedürfnisse unserer Winzer angepasst werden können.“
Als deutsche Vertreterin der EU-Politik sagte Christine Schneider (MdEP) dem Berufsstand ihre Unterstützung zu: „Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Weinsektors stärken, mit mehr Flexibilität, Krisenfestigkeit und klaren Kennzeichnungs­regeln für alkoholfreie und alkoholreduzierte Weine sowie auch durch die Förderung digitaler Verbraucherinformatio­nen. Gleichzeitig muss die GAP so reformiert werden, dass die Landwirtschaft weniger Bürokratie und praxisnahe Unterstützung erfährt.“
In der Podiumsdiskussion zu den Reformen des Weinpakets zeigten Vertreter der Europäischen Berufsverbände eine große Übereinstimmung mit der Position des EU-Parlaments. Scharf kritisiert wurde aber der Entwurf der EU-Kommission zur GAP ab 2028.
Zum Abschluss unterstrich DWV-Vizepräsidentin Luise Böhme, dass die Weinbranche vor großen Herausforderungen stehe, die nur in einer europäischen Kraftanstrengung bewältigt werden können. Dafür brauchen die deutschen Winzer jedoch deutlich mehr Unterstützung aus Berlin. DWV